Die Nachwehen

  

Die Landtagswahlen sind geschlagen, aber die Nachwehen sind immer noch deutlich zu spüren. Zumindest bei den Menschen vor Ort. Mittlerweile gibt es auch Zahlen und Wahlstromanalysen über das Offensichtliche. So hat das Marktforschungsinstitut Komma des ehemaligen SVP-Landessekretärs Stefan Premstaller eruiert, dass die SVP mit ihren Wahlbotschaften nicht zu den Menschen vordringen konnte. Mit den dominanten Themen „Sicherheit“, „Corona-Management“, „Gesundheit“ und „Migration“ vermochten vor allem anderen Parteien zu punkten. Darüber hinaus kam eine allgemeine Unzufriedenheit mit der Arbeit der Landesregierung hinzu, welche ebenfalls Stimmen gekostet hatte. Laut den Kollegen der Tageszeitung waren das die wichtigsten Gründe für die SVP-Schlappe am Wahltag.

 

Das greift mir aber noch zu kurz. Denn vor allem die sträfliche Vernachlässigung der Basis, der komplett verloren gegangene direkte Bezug zu den Menschen und die ewigen Streitigkeiten auf höchster politischer Ebene, gepaart mit einer entsprechenden Portion Überheblichkeit durch verschiedene Parteiexponenten, hat einen giftigen politischen Cocktail erzeugt, der zu einem massiven Vertrauens- und ergo Stimmen-Verlust der Sammelpartei geführt hat. Der ehemalige Prettauer Bürgermeister, langjährige Parlamentarier und seit den letzten Landtagswahlen bekennender Nicht-SVP-Wähler (!) Hans Benedikter brachte es mit seiner kritischen und pointierten salto-Nachwahlanalyse auf den Punkt. Er hat damit vielen aus der Seele gesprochen und alle tun gut daran, nun in Demut und mit der nötigen Portion Selbstreflexion in sich zu gehen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Denn die nächsten Wahlen kommen bestimmt! Das habe ich bereits vor 14 Tagen an dieser Stelle ähnlich formuliert.  

 

Keine Frage: Die SVP hat Fehler gemacht. Die Partei hat Vertrauen eingebüßt. Denn die Menschen haben der Sammelpartei und in der Folge auch der Landesregierung stets ein dickes Vertrauenspolster geschenkt und das durch die entsprechenden Wahlgänge auch untermauert. Doch seit der Obmannschaft von Siegfried Brugger befindet sich die SVP im ständigen Sinkflug und die Abwärtsspirale wurde durch die heutigen Krisensituationen noch verstärkt. Wieso sollten Menschen den Zusicherungen glauben, wenn sie am Ende des Monats mit dem Gehalt nicht mehr auskommen oder sich Frauen am Abend nicht mehr allein nach Hause trauen? Oder warum soll die Bäuerin aus Prettau die SVP wählen, wenn sie bereits zum wiederholten Mal von einem Termin im Krankenhaus nach entsprechender Wartezeit wieder nach Hause geschickt worden ist? Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Es sind aber genau diese täglichen Sorgen, welche die Menschen plagen und auch gerne anbringen würden. Nur: Sie bräuchten dafür auch die politischen Akteure auf Augenhöhe. Und zwar im direkten Gespräch! 

 

Nicht ganz glücklich war auch die 10er-Liste, mit der Gouverneur und Landesparteiobmann die SVP-Bezirke bei der Erstellung der SVP-Wahlliste „beglückt“ hatten. Diese Zwangsbeglückung von oben ist dem Gedanken einer auf Harmonie und Ausgleich bedachten Sammelpartei abträglich. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Legitimation, zumal die Kandidaten der 10er-Liste „nur“ ernannt wurden. Das größte Defizit besteht laut Benedikter jedoch „im völligen Fehlen einer Streit-Kultur mit Respekt vor anderen Meinungen und Haltungen, die man demokratisch ablehnen und bekämpfen kann, jedoch stets mit einem notwendigen Minimum an Toleranz und einer maximalen Dialog-Bereitschaft“. Das ist ein Punkt, über den es sich treffend streiten ließe – natürlich in positiver Hinsicht! Es wäre ein erster Schritt wieder in die richtige Richtung! 

 

 

Ihr Reinhard Weger
     

 

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