Gesundheit und Menschlichkeit

  

Im Dezember 2023 wurden alle Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin und die Kinderärztinnen und -ärzte des Pustertals zu einer Sitzung in das Krankenhaus Bruneck eingeladen. Dabei wurde ihnen mitgeteilt, dass in spätestens drei Monaten die elektronische Gesundheitsakte (EGA) eingeführt und genutzt werden soll. Dieses vom Land für teures Geld umgesetztes digitale System soll das interne Krankenhausinformationssystem (IKIS) ersetzen. Das IKIS-System wurde seinerzeit vom damaligen Pustertaler Sanitäts-Bezirksdirektor Walter Amhof eingeführt, da es ihm auf diesem Gebiet zu langsam voranging. Zumindest im Eisack- und Pustertal konnten die Haus- und Kinderärzte seit nunmehr 13 Jahren aber ordentlich arbeiten. Nun soll es abgewürgt werden. Sehr zum Ärger vieler. Vor allem im Pustertal regt sich Protest über diese Vorgehensweise.

 

Die Ärztin Astrid Marsoner, die zu so etwas wie dem Sprachroh der Proteste geworden ist, kritisiert vor allem die mangelnde Information und Kommunikation. Zudem wird auf Probleme mit dem Datenschutz verwiesen – allerdings ohne Verweis auf die entsprechenden Grundlagen, wie Marsoner moniert. Darüber hinaus wird die elektronische Gesundheitsakte von vielen Ärztinnen und Ärzten nicht als gleichwertiger Ersatz für das IKIS-System angesehen. Die EGA soll nämlich vor allem als Schnittstelle für die Datenübertragung vorgesehen sein. Das empfinden die meisten als zu wenig. Noch etwas: Im „neuen“ System scheinen nur Befunde ab 2020 auf und auch diese sollen sogar unvollständig sein. Alle Daten liegen auch nur in PDF-Form vor, was die Detailsuche und vor allem eine genaue Patientenanalyse in der Diagnostik schwierig und zeitaufwendig macht. 

 

Fakt ist, dass wir in unserem schönen Land in Bezug auf die Digitalisierung noch einige Hausaufgaben zu erledigen haben. Das gilt auch für das geplante IT-System im Gesundheitswesen. Denn mit dem neuen System müssen die Patientinnen und Patienten zuerst ihr Einverständnis artikulieren, damit ihr Hausarzt überhaupt erst Zugang zu den Daten haben darf. Allerdings braucht es dazu wieder einen SPID-Zugang oder es müssen haufenweise Zettel ausgefüllt und unterschrieben werden. Die im System Eingeschriebenen haben dann die Möglichkeit, die Befunde in der EGA einzeln oder insgesamt zu verdunkeln – der Hausarzt muss dann im verbleibenden Sammelsurium aus haufenweise PDF-Dateien nach den gewünschten Informationen suchen. Das raubt natürlich Zeit und erschwert die richtige Einschätzung, Beurteilung und Therapie des Erkrankten. 

 

Die Gesundheit ist mit keinem Geld aufzuwiegen. Der neue Südtiroler Landesreferent Hubert Messner hat das Ganze geerbt und er hat nun die undankbare Aufgabe, das System auch noch verteidigen zu müssen. Zugleich hat er Verständnis für die Sorgen im Grünen Tal. Für ihn ist ein Umstieg auf eine neue Software immer schwer, weil man einerseits erst lernen muss, damit umzugehen und zugleich diese Programme fortlaufend nachbessern müsse. Damit stellt sich mir die Frage, ob es nicht doch mit der Kommunikation hapert. Denn neue Systeme sollen erst dann implementiert werden, wenn sie ausgegoren sind. Die Landesverwaltung hat sich diesbezüglich schon zu viele Patzer „erlaubt“. Doch wenn es um die Gesundheit geht, dann darf es weder halbe Sachen noch Kompromisse geben. Denn im Mittelpunkt stehen immer die Menschen und die Menschlichkeit wirkt auch im Gesundheitswesen – sogar rezeptfrei! 

     

      

Ihr Reinhard Weger
     

 

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