Umfahrungsstraße in Percha
Der Bürgermeister von Percha, Joachim Reinalter, ist eigentlich kein Mann der lauten Töne. Vielmehr ist er bedacht und wählt seine Worte klug. Als aber die Landesregierung am 11. Juli 2019 entschied, zweckgebundene Gelder für die dringend notwendige Umfahrungsstraße von Percha umzuschichten, war Feuer am Dach. Die SVP-Fraktion von Percha trat geschlossen aus der Partei aus. Aus Enttäuschung darüber, dass es mit der Planung der Umfahrungsstraße von Percha nicht im gewünschten (flotten) Tempo weitergeht. Ursprünglich war sogar ein Rücktritt aus allen Ämtern in Erwägung gezogen worden. Das hätte vorgezogene Neuwahlen zur Folge gehabt. Aber es langte auch so. Der „Tusch“ wurde in der Bozner Parteizentrale laut und deutlich vernommen. Dass der Ortsobmann von Percha auch nicht mehr weitermachen will, verstärkte das Ganze noch.
In Percha hängt derzeit jedenfalls der Haussegen schief. Das Dorf erstickt im Straßenverkehr und die Pläne für die Umfahrungsstraße dümpeln so dahin. Der geschlossene Parteiaustritt sollte ein starkes Signal sein. War es auch! SVP-Landesobmann Philipp Achammer war ordentlich sauer und versuchte im Umkehrschluss die Wogen zu glätten. Man traf sich zum Gespräch und versuchte zu retten was zu retten war. Denn die nächsten Gemeinderatswahlen werden für die SVP auch in Percha – und nicht nur dort – zur absoluten Bewährungsprobe. Es steht einiges auf dem Spiel. Die Menschen haben die stiefmütterliche Behandlung und die parteipolitischen Bevormundungen satt. Der Draht zwischen Peripherie und Zentrum ist darüber hinaus nicht mehr so solide, dass er einer stärkeren Stromschwankung widerstehen würde. Kurzschlussreaktionen sind die logische Folge.
Mittlerweile hat Gouverneur Arno Kompatscher versichert, dass die Planungen für die Umfahrungsstraße von Percha weitergehen. Die entsprechenden finanziellen Mittel wurden nicht gestrichen, sondern um ein Jahr verschoben. Ein Baubeginn unmittelbar nach den Gemeinderatswahlen ist damit freilich vom Tisch. Dennoch soll zumindest das Ausführungsprojekt innerhalb 2020 fertig sein. Mit diesen Aussagen im Gepäck konnten die Gemüter zumindest zum Teil beruhigt und ein aufkommender Großbrand in extremis verhindert werden.
Nichtsdestotrotz sind einige Dinge anzuführen, die dieser Fall exemplarisch auf das Tapet gebracht hat. Zum einen haben SVP und Land ein Kommunikationsproblem. Da braucht es dringende Verbesserungen. Die Informationsversammlung im Herbst ist ein Anfang, mehr aber auch nicht! Zum anderen ist offenbar das Vertrauen zwischen Politikern, Verwaltern und den Menschen weitgehend abhanden gekommen. Ich höre immer wieder: „Bei Luis Durnwalder konnte man sich blind auf ein gegebenes Wort verlassen, aber das ist mittlerweile anders!“ Eine fatale Aussage, die den allgemeinen parteipolitischen Gemütszustand an das Tageslicht fördert. Schließlich hat Vertrauen auch mit gegenseitiger Achtung zu tun. Das gilt auch für Percha!
Reinhard Weger