Mehr als Freundschaft
Das Freundschaftstreffen zwischen den Gemeinden Sand in Taufers, Ahrntal, Prettau, Mühlwald und Gais mit der Zillertaler Bevölkerung ging vor kurzem in die achte Auflage. Während am Samstag in den einzelnen Gemeinden zahlreiche Begegnungen stattfanden, stand der Sonntag mit der großen Gemeinschaftsveranstaltung im Mittelpunkt. Der üppige Festumzug untermauerte die bunte Vielfalt einer gewachsenen Gesellschaft. Tausende von Besuchern aus nah und fern säumten die Straßen und lauschten den segensreichen Worten des Herrn Dekan.
Dekan Dr. Martin Kammerer begrüßte in seiner Predigt diese Art von Menschenbegegnung über die Jöcher und die Staatsgrenzen hinweg ausdrücklich. Er plädierte für Frieden und Harmonie unter den Völkern, im Kleinen wie im Großen. Der Hinweis auf Südtirol, wo Menschen drei diverser Kulturen und Sprachen zusammenleben, war deutlich genug, wie Kollege Willy Pöder notierte, der für die PZ das Ereignis in Wort und Bild festhielt. Die Entwicklung dieses großen Festes ist jedenfalls eng mit der heimischen Geschichte verbunden. Denn die Teilung Tirols hat gerade zwischen den Zillertaler-, Ahrntaler- und Tauferer Tälern tiefe Wunden gerissen. Der Kontakt über die Jöcher hinweg brach damals weitgehend ab - sieht man einmal von den üblichen Schmugglergeschichten ab.
Es war der ehemalige Sandner Bürgermeister Josef Innerhofer – ein kluger und weitsichtiger Zeitgenosse – der im Jahr 1981 die Idee vom damaligen Vizebürgermeister aus Mayrhofen, Michael Stöckl, weitertrug und den Boden für das Freundschaftstreffen bereitete. Er holte sämtliche „Tölderer“ Bürgermeister mit ins Boot, sodass bereits im September 1982 das erste Treffen stattfinden konnte. Der Erfolg war überwältigend und das Echo nicht minder groß. Die hohen Kosten konnten problemlos gestemmt werden. Schließlich war der Nutzen unvergleichlich höher. In der Folge wurde beschlossen, dieses Treffen alle fünf Jahre zu veranstalten – einmal auf Südtiroler und das andere Mal auf Tiroler Seite.
Dieses Freundschaftstreffen wird von so manchen nun aber offenbar angezweifelt und droht wohl dem Zeitgeist zum Opfer zu fallen. Denn in Zeiten von Facebook, Internet und Co. ist der Kontakt von Angesicht zu Angesicht offenbar nicht mehr so gefragt. Schließlich geht das über die virtuellen Kanäle doch viel schneller. Pustekuchen! Denn nichts verbindet so unverbindlich wie das Internet. Darin mutiert die so viel gepriesene Authentizität zum schalen Autismus. Soziale Kontakte lassen sich nicht über soziale Netzwerke, sondern nur über den direkten Kontakt dauerhaft sichern. Daher ist es gut, dass diesem Treffen neues Leben eingehaucht und dieses sogar potenziert werden soll. Denn so bleibt zusammen, was zusammengehört!
Wenn in Zukunft dann auch noch die Vereine und Schulen aktiver einbezogen werden, dann ist man auf dem richtigen Weg. Denn Freundschaft ist dauerhaft und an keinen Fünf-Jahres-Rhythmus gebunden.
Reinhard Weger