25 Jahre Stadttheater Bruneck
Die Gründung des Stadttheaters Bruneck war ein Glücksfall. Für Bruneck und für das Land Südtirol gleichermaßen. Denn das Theater hat Großes geleistet. Das ist vor allem auf die Hartnäckigkeit und den „sturen Schädel“ von Klaus Gasperi geschuldet. Der umtriebige Theaterintendant, der mit Ende der aktuellen Theatersaison das Zepter an seinen Sohn Jan übergeben wird, hat viele Schlachten geschlagen und hat „sein“ Theater mehr als einmal vor dem totalen Absturz bewahrt. Dabei hat er neben seinem eigenen Geld auch viel Kraft eingesetzt. Dass der gute Klaus das immer durchgehalten hat, grenzt an ein Wunder.
Bereits die Gründung des Stadttheaters im Jahr 1994 war eine Art Trotzreaktion. Denn als Klaus Gasperi für das „Kleine Theater“ ein adäquates Lokal für ihre Aufführungen suchen sollte und glaubte, es im ehemaligen Speisesaal des Hotel Bruneck gefunden zu haben, wurde nichts daraus. Also beschloss Gasperi kurzerhand, einfach selbst ein Theater aus der Taufe zu heben. So gründete er gemeinsam mit Ulrike Lasta, den Wirten des Pups „Hotel Bruneck“ Hubert „Muschi“ und Hertha Schifferegger sowie Ernst Klammsteiner einen neuen Theaterverein. Als dann noch ein Sechster im Bunde gebraucht wurde, kam Sohn Jan zum Handkuss. Das Ganze wurde nicht lang und breit diskutiert, sondern in einer einzigen Nacht zu Papier gebracht. Einfach herrlich!
Diese Episode ist symptomatisch für Klaus Gasperi. Er hat das Stadttheater nicht nur gegründet, er hat es gelebt. Er war lange Zeit alles und tat alles in Personalunion. Er war Intendant, Vereinspräsident, Verwaltungsdirektor, Bühnenbildner, Grafiker, Texter und PR-Manager gleichzeitig. Mit der Bürokratie stand er aber seit jeher auf Kriegsfuß und Geld hatte das Theater auch nie genug. Wie denn auch – schließlich hat Gasperi höchste Anforderungen gestellt. Damit hat er die Weichen gestellt und etwas ganz Großes geschaffen. Bald wird er dafür die Früchte ernten können. Denn es ist geplant, im Kolpinghaus in Bruneck ein schönes Theaterhaus mit zwei Theatersälen und einem kleinen Theater im Keller zu schaffen. Dort sollen unter der Führung des Stadttheaters alle Bühnen der Stadt eine würdige Spielstätte erhalten und auch Gastspiele des Kulturinstitutes sowie des „Teatro stabile“ möglich sein.
Ende gut, alles gut? Nicht ganz! Denn ein wenig grantelt der alte Theatermacher immer noch. Auf die Politiker ist er nach wie vor nicht gut zu sprechen. Er gilt als unbequem, rebellisch und anarchisch, wie er sich selbst charakterisiert. Das hat ihn weit gebracht und viele Erfolge beschert. Er musste in seinem Leben auch Tiefschläge einstecken. Den größten, als seine geliebte Theaterschule die Tore dichtmachen musste. Daran drohte er zu zerbrechen. Nur sein starker Geist und der „sture Schädel“ haben ihn davor bewahrt.
Zum 25. Geburtstag des Stadttheaters kamen viele Weggefährten. Keine Politiker und „Großkopfeten“, sondern echte Freunde. Jene also, die auch an der Abendkasse ihr Ticket stets bezahlen und auch dann die Treue halten, wenn es mal nicht so rund läuft. Das sind wahre Ehrengäste! Möge das Stadttheater Bruneck noch viele davon für viele Jahre haben!
Reinhard Weger