Eine Tragödie für alle
Für die aktuelle PZ-Ausgabe wollte ich eigentlich die Silvestergespräche bei der Raiffeisenkasse Bruneck als Titelthema bringen. Dann kam der schreckliche Unfall in Luttach in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag, den fünften Jänner 2020. Durch das folgenschwere Unglück wurden die Leben von sechs jungen fröhlichen Menschen auf der Stelle ausgelöscht, eine weitere Person starb einen Tag später in der Innsbrucker Universitätsklinik. Insgesamt wurden 17 Menschen verletzt, darunter auch der Unfallfahrer. Trauer und Fassungslosigkeit sind kaum in Worte zu fassen. Ungläubigkeit und zum Teil auch Wut machten sich breit. Der tiefe Schmerz der Angehörigen, die ihre Liebsten in einer derartig dramatischen Situation verloren haben, ist kaum zu fassen. Vor allem ihnen gilt unser aller Mitgefühl. Ebenso den übrigen Unfallbeteiligen, den Augenzeugen und Einsatzkräften, die an der Unfallstelle zum Teil schreckliche Dinge mitansehen mussten.
Wir müssen – bei allem berechtigten Zorn – aber auch den Unfallfahrer einbeziehen. Dieser hat dermaßen große Schuld auf sich geladen, dass er Hilfe braucht. Genauso seine Familie. Denn eines ist klar: Die Unverantwortlichkeit ist die Schwester der Schuld. Doch schon William Shakespeare hat gesagt: „Die Schuld verdammt den Täter nicht.“ Natürlich ist das alles andere als einfach. Die vielen Kommentare in den sozialen Netzwerken lassen den Schluss zu, dass sich viele Menschen schwertun, dem Täter zu verzeihen. Mehr noch: Sie wünschen ihm alles Schlechte und sogar den Tod. Die untergriffigen Kommentare waren zum Teil unerträglich und es war gut, dass Facebook schließlich den Account des Täters vom Netz nahm. Aus Rücksicht auf ihn und seine Opfer habe ich auch bewusst darauf verzichtet, ihn mit Bild und Name in die Zeitung zu geben. Denn auch er ist – bei aller Schuld, der er sich stellen muss – ein Mensch geblieben.
Wir müssen uns aber endlich bewusst werden, dass übermäßiger Alkoholkonsum töten kann. Wer im Suff ein Auto lenkt, macht es zu einer gefährlichen Waffe. Das ist kein Kavaliers- und schon gar kein Bagatelldelikt, sondern harte Realität. Zudem ist klar, dass viele Menschen im Land ein Alkoholproblem haben. Die Lösung dieses Problems auf noch mehr Polizeikontrollen und die öffentliche Hand abzuladen, greift aber zu kurz. Wir müssen uns vor allem selbst an die Brust klopfen und die eigenen Fehler eingestehen. Denn Alkohol ist der „advocatus diabolus“ der Schwachen. Und wer unbedingt über den Durst hinaus trinken will: Man kann mit sich und dem eigenen Leben vieles tun - aber nur solange Leben und Gesundheit der anderen Mitmenschen nicht beeinträchtigt werden.
Der schreckliche Unfall in Luttach hat viele Menschenleben zerstört – darunter auch das Leben des Unfallfahrers. Bleibt zu hoffen, dass wir alle die richtigen Schlüsse aus dieser unfassbaren Tragödie ziehen. Auf dass so etwas nie mehr passieren möge! Mein aufrichtiges Beileid an alle!
Reinhard Weger