Vorsichtige Normalität
Die gesamte Wirtschaft, aber vor allem bestimmte Branchen wie Handel, Tourismus, Eventmanagement, der Kultursektor und viele andere mehr waren von der Corona-Seuche besonders hart betroffen. Doch mittlerweile macht sich so etwas wie Normalität breit. Zumindest ist der Wunsch danach überaus stark. Mitunter wohl auch etwas zu stark, wie die Bilder aus der übervollen Stadtgasse in Bruneck und den anderen urbanen Zentren im Pustertal zeigen. Dabei ist die Pandemie keineswegs vorbei und die ansteigenden Fallzahlen treiben den Gesundheitsverantwortlichen schon jetzt die Sorgenfalten ins Gesicht.
Daniel Schönhuber, der Bezirksobmann des Kaufleute- und Dienstleisterverbandes (hds), mahnt dann auch zur Vorsicht. Zu Recht! Denn die anfängliche Vorsicht der Menschen im Umgang mit der Seuche weicht immer mehr dem Wunsch nach mehr sozialen Kontakten, überschwänglichen Feiern und lockeren Gesprächen in „enger“ Runde. Dass viele dieser Feiern sich in den Privatbereich verlagert haben, ist eine weitere Folge der Gesundheitskrise. Da braucht es aber ein Umdenken, damit im Herbst und Winter nicht wieder eine Corona-Welle über uns hinwegrollt. In dieselbe Kerbe schlägt auch Thomas Walch, seines Zeichens Bezirksobmann des Hotelier- und Gastwirteverbandes (HGV).
Auffallend ist auch, dass heuer bislang mehr Urlauber im Land zu sein scheinen als im Vergleichszeitraum vor Corona. Auch auf der Brennerautobahn waren an den letzten Juli-Wochenenden im Vergleich zum Sommer 2019 – also noch vor Corona – mehr Autos unterwegs. Das Pustertal ist derzeit ebenfalls voller Gäste und erfreulicherweise kommen auch die Touristen aus den Kernländern massenhaft wieder zu uns. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Wichtig ist dabei, dass die Pandemie nicht außer Kontrolle gerät, damit nicht wieder verschärfte Maßnahmen umgesetzt werden müssen. Das wäre nämlich Gift für die Entwicklung in Richtung Normalität, nach der wir uns alle so sehr sehnen.
Wir müssen uns ohnehin darauf einstellen, dass wir in Zukunft mit diesem Virus umzugehen lernen müssen. Handel und Tourismus werden sich ebenfalls anpassen müssen. Denn der Online-Bereich wurde gerade in den harten Corona-Spitzenzeiten von den Menschen neu entdeckt. Diese „Bequemlichkeit“ werden sie auch nicht wieder ablegen. Daher sollen wir das als Chance und weniger als Schaden annehmen. Ganz im Sinne, dass man von jeder Krise das Positive mitnehmen soll. Denn Krisen sind im Grunde Teil des Lebens und bieten die große Chance, gemachte Fehler zu erkennen und sie auszumerzen. Das wiederum wäre die wertvollste Erkenntnis, die wir aus diesem Corona-Zeitabschnitt mitnehmen können.
Ihr Reinhard Weger