Der grüne Pass
Ab übermorgen (15.10.2021) gelten wieder einmal neue verschärfte Bestimmungen in Bezug auf die Bekämpfung der Corona-Seuche. Vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich dann mit dem grünen „Passierschein“ ausstatten. Das heißt im Umkehrschluss, dass sie entweder genesen, geimpft oder getestet sein müssen. Das birgt natürlich viel sozialen Sprengstoff, zumal das einer indirekten Impfverpflichtung sehr nahekommt. Der Druck wird über die Betriebschefs auf die Arbeitnehmer abgelassen, was nicht unproblematisch ist. Denn dieses Dilemma stößt viele Betriebe und auch öffentliche Institutionen in große Nöte, da mitunter wertvolle Mitarbeiter fehlen. Darüber hinaus herrscht in Südtirol schon seit geraumer Zeit ein Facharbeitermangel, der sich nun weiter verschärfen wird.
Der grüne Pass wird auch im gesamten Vereinswesen eine große Rolle spielen. Denn die Ehrenamtlichen sind von der staatlichen Regelung nicht ausgenommen. Allerdings ist es gelungen, eine kleine „Entschärfung“ einzubauen. Wenn Ehrenamtliche mit Hauptamtlichen, die einen grünen Pass brauchen, an einer Arbeitsstätte zusammenarbeiten, gilt die Pass-Pflicht auch für die Ehrenamtlichen. Wenn Ehrenamtliche dagegen nur unter sich arbeiten oder alleine, brauchen sie den grünen Pass nicht. Eine weitere Stilblüte, wie man gesetzliche Spielräume interpretieren und ausweiten kann.
Ähnliche Bestimmungen gibt es auch für den Besuch von Restaurants. Wer dort beispielsweise sein Mittag- oder Abendessen einnehmen möchte, braucht den grünen Pass und darf das Lokal mit aufgesetzter Mundmaske nach einer entsprechenden Kontrolle betreten. Am Tisch darf dann die Maske abgezogen werden. Wer jedoch aufsteht und sich innerhalb des Restaurants bewegt, der muss die Maske wieder aufsetzen. Zudem dürfen im Stehen im Innenraum des Restaurants keine Speisen verzehrt werden. Die Konsumation an der Theke, also am geliebten Budel, ist allerdings ohne grünen Pass gestattet. Für viele Menschen ist das schlicht unverständlich. Klar!
Dass sich viele bei solch unsinnigen Regelwindungen nicht mehr auskennen und grantig werden, ist wirklich kein Wunder. Dabei müsste es unser größtes Ziel sein, die gravierenden sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Seuche im Zaum zu halten und einen weiteren Lockdown mit aller Macht zu verhindern. Die Zahlen sprechen nämlich eine klare Sprache. Nur dank der hohen – aber in bestimmten Bevölkerungsschichten noch immer zu niedrigen Durchimpfungsrate – ist es gelungen, unser Leben momentan in halbwegs normalen Bahnen zu halten. Nun braucht es abermals den gemeinsamen starken Schulterschluss, wobei im Sinne des menschlichen Zusammenhaltes niemand ins Abseits gedrängt werden darf.
Ihr Reinhard Weger