Tourismus & Verkehrsflüsse

 

  

Die Grünen haben am vergangenen Dienstag, den 09.11.2021, Alarm geschlagen. Die aktuelle Entwicklung, vor allem in der Bergwelt, zeige einen anhaltenden Trend zu Verbauung auf. Hotels würden immer größer, die Suiten geräumiger, die Wellnessbereiche ausgedehnter. Die Schutzhütten würden luxuriöser, die Speicherbecken riesiger. Lifte würden potenziert. Massenveranstaltungen boomten nach wie vor.  Wo aber bleiben Bodenständigkeit und Nachhaltigkeit?  

 

Der Wert der heimischen Natur- und Bergwelt ist nämlich unerschöpflich. Schier unermesslich. Die Berge selbst sind ja so etwas wie die größten Attraktionen. Die Naturlandschaft ist zweifellos unser wertvollster Schatz. Dieser glänzt aber nur deshalb so schön, weil sich unsere Bauern täglich aktiv darum kümmern. Sie sind es, die mit ihrer mühevollen Arbeit das ganze Jahr über dafür sorgen, dass sich Einheimische und Gäste gleichermaßen wohlfühlen können. Wichtig ist jedoch, dass auch die Einheimischen, die hierzulande leben und arbeiten, den Tourismus als wertvolle wirtschaftliche Säule anerkennen. Und zwar auch dann, wenn die Tourismuswelle wieder einmal durch unser Land rollt und Haupt- und Nebenstraßen verstopft. In dieser Hinsicht gilt es in jedem Fall nachzubessern.

 

Das haben neben den Pragsern nun auch die Antholzer erkannt. Das urige Tal hat sich zu einer beliebten Tourismusdestination entwickelt und wird im Sog von Olympia 2026 noch einiges aufbauen. Vor allem das Biathlonzentrum, die Hotels und die Verkehrsstrukturen werden sich verändern. Der Grat zwischen Bewahrung der Naturlandschaft und der Zufriedenstellung der Gästebedürfnisse ist aber auch im Antholzertal – gleich wie im gesamten Pustertal – sehr schmal. Als Zentrum des Biathlonsports weltbekannt, als Ausflugziel mit dem Antholzer See äußerst begehrt, als Durchfahrtsgebiet mit dem Staller Sattel als Verbindung zum österreichischen Defereggen viel genutzt, stellen sich die Verantwortlichen im beschaulichen Tal zu Recht die Frage, wohin die Entwicklung denn nun führen soll. Dabei steht vor allem das Thema der grenzüberschreitenden Mobilität im Fokus. 

 

Die Zeit drängt. Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Denn die Mobilität ist der andere Teil des Fremdenverkehrs. Wie Bürgermeister Thomas Schuster im PZ-Interview aufzeigt, braucht es unabhängig von den weiteren technischen Entwicklungen auch neue Kommunikationsinstrumente in Kombination mit einer Besucherlenkung. Denn es nützt nichts, wenn die Gäste Stoßstange an Stoßstange stundenlang im Stau stecken und die Einheimischen dadurch ihre Lebensgrundlage entrissen sehen. Dann ärgern sich beide Seiten und das Verständnis für die Gästebedürfnisse wird sinken. Ist aber erst einmal das Verständnis weg, ist auch die wichtigste Basis für den Tourismus futsch. Denn Verständnis ist etwas, das man nicht kaufen kann! 

   

       

Ihr Reinhard Weger

 

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