Gegen die Gewalt
Am heurigen 25. November 2021 wird im Rahmen eines internationalen Tages das Tabuthema „Gewalt gegen Frauen“ in den Fokus gerückt. Es ist schon erschreckend, dass es dafür überhaupt einen internationalen Tag geben muss und noch erschreckender sind die Zahlen. Untersuchungen gehen davon aus, dass im deutschen Sprachraum jede dritte Frau in ihrem Leben Oper physischer und oder sexualisierter Gewalt wird. Die Dunkelziffer dürfte jedoch noch weit höher sein. Denn häufig sind diese kriminellen Taten im privaten und häuslichen Umfeld zu finden, wo sie nicht oder nur in besonders schlimmen Fällen zur Anzeige gebracht werden. Leider steigen auch die Fälle von schweren körperlichen Angriffen und sogar Morden. Diesbezüglich hatten wir auch in Südtirol und sogar in Bruneck in jüngster Zeit eine erschreckende Entwicklung.
Es gibt viele Formen von menschlicher Gewalt. Diese reichen von roher körperlicher Gewalt bis hin zu sexualisierter Gewalt und sexueller Belästigung. Doch auch psychische und strukturelle Gewalt, Diskriminierungen, Mobbing und Anfeindungen können die persönlichen Freiheiten und vor allem die Lebensqualität von Frauen massiv einschränken. Erschreckend ist auch, dass die Schwächsten unserer Gesellschaft – allen voran unsere älteren und behinderten Mitmenschen – oft sogar noch in höherem Maße unter Gewalt arg zu leiden haben. Allerdings kommen die Betroffenen von Gewalt generell aus allen sozialen Schichten mit diversen kulturellen Hintergründen und gehören unterschiedlichen Bildungsebenen an. Fakt ist, dass die gesamte Gesellschaft betroffen ist.
Jede dritte Frau, ist laut der UN-Women-Statistik 2018, weltweit immer noch Opfer von Gewalt. Eine EU-Studie kommt sogar auf noch höhere Werte. Wenn Gewalt dann sogar in Mord gipfelt, herrscht stets blankes Entsetzen. Italien rangiert bei der Statistik der Femizide weit vorne. Im vergangenen Jahr wurden 115 Frauen in Italien ermordet, drei davon in Südtirol, eine davon im Pustertal. Insgesamt gab es 26 Frauen- und Mädchen-Morde in den vergangenen 30 Jahren in unserem Land. Ein Ausweg aus der Gewalt ist nicht immer leicht und leider auch nicht immer selbstverständlich, wie Kollegin Judith Steinmair in der Titelgeschichte aufzeigt. Laut Auskunft des Frauenhausdienstes benötigen von Gewalt betroffene Frauen oft mehrere Anläufe, bevor sie konkrete Hilfe in Anspruch nehmen. Wichtig ist aber, dass sich diese Frauen unserer Hilfe sicher sein können. Denn nur so lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen. Daher: Nicht wegschauen, sondern konkret helfen! Dafür braucht es freilich eine ordentliche Portion Zivilcourage, auch wenn das heutzutage nicht mehr so sehr angesagt ist. Doch die Gewalt der Gewalttätigen bietet auf Dauer den idealen Nährboden für weitere Gewalttätigkeiten!
Ihr Reinhard Weger