Gemeinsam anpacken

  

Eines ist auffällig: Immer um den achten März herum gibt es einen galoppierenden Anstieg von Büchern mit wahren „Power-Frauen“, Coachings für Frauen in Spitzenpositionen und wichtige Gespräche, wo selbstredend die Frauen in den Fokus gerückt werden. Das war auch in Bruneck nicht anders. Dort wurden u.a. die „Brunecker Frauen-Gespräche“ – wie jedes Jahr – organisiert, wobei heuer die Politik und deren Frauenanteil analysiert wurde. Dabei kamen einerseits viele tolle Ideen heraus, aber auch die Erkenntnis, dass noch viel Luft nach oben sei. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen übrigens die Workshops zum Thema „Frauen in der Gemeindepolitik“, die seinerzeit vom Landesbeirat für Chancengleichheit und dem Frauenbüro des Landes in Zusammenarbeit mit Eurac Research und dem Meinungsforschungsinstitut Apollis organisiert wurden. 

 

Die Apollis-Umfrage zeigt jedenfalls auf, dass Frauen immer noch politisch unterrepräsentiert sind. Auf Gemeindeebene konnten lediglich 31 Prozent der Kandidatenlisten mit interessierten Kandidatinnen besetzt werden. In den Gemeinderäten sind schließlich nur 26 Prozent aller Mitglieder Frauen. Das lässt den Schluss zu, dass Bewerberinnen in jedem Fall geringere Chancen haben gewählt zu werden, als Männer. Ähnlich verhält es sich mit der „hohen Politik“ im Südtiroler Landtag. Zudem zeigt die Untersuchung, dass Frauen vielfach kürzer in der Politik bleiben, womit in jeder Wahlperiode die Suche nach neuen motivierten und engagierten Frauen von vorne anfängt. Denn genau daran hapert es. Die Motivation ist bei den Frauen nicht gerade hoch, sich in der Politik zu engagieren. Auf den Schultern vieler Frauen lasten die Verpflichtungen für Familie, Beruf und Ehrenamt. 

 

Doch die Frauen sind nicht nur in der Politik, sondern auch in vielen anderen Bereichen des Arbeitslebens immer noch weniger stark vertreten als Männer. Es gibt viel weniger weibliche Abgeordnete im römischen Parlament als männliche, wesentlich weniger Frauen im Südtiroler Landtag als Männer und auch die Anzahl der Bürgermeisterinnen in Südtirol ist sehr überschaubar. Es gibt weniger Universitätsprofessorinnen und im öffentlichen Dienst arbeiten zwar insgesamt wesentlich mehr Frauen als Männer, aber der Frauenanteil geht mit steigender Besoldungsgruppe immer weiter zurück. Das Thema der obersten Führungspositionen möchte ich an dieser Stelle gar nicht aufzeigen. Zudem ist die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen ebenfalls ein wichtiges Thema. Es herrscht jedenfalls überall Nachholbedarf!

 

Das ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Es braucht viele kleine Maßnahmen, die aber konkret und gezielt umgesetzt werden müssen. Es braucht ein Umdenken, das nur durch Bildung, Vernetzung und Medienarbeit umgesetzt werden kann. In vielen Regionen Asiens, in arabischen Ländern und auch in Lateinamerika sind Frauen mittlerweile echte Bildungsgewinner. Dort, wo sie die echte Chance auf Bildung haben, sind Frauen im Durchschnitt höher qualifiziert, stärker motiviert und mit einer besseren sozialen Kompetenz ausgestattet als ihre männlichen Altersgenossen. Diese Frauen streben in der Folge verstärkt nach gesellschaftlicher und politischer Teilhabe. Die Frauen müssen jedoch die Courage aufbringen, sich auch selbst für mehr frauliche Autonomie einzusetzen – und zwar in allen Bereichen. Denn Politik lässt sich gegen Frauen schlicht nicht mehr machen. Diese Zeiten sind definitiv vorbei!   

 

  

Reinhard Weger

 

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