Tourismus als Chance und Herausforderung

  

Der Sommertourismus ist vorbei, und es ist gut, sich die Zeit für einen Rückblick zu nehmen. Nach zwei wahren Rekordsommern hat sich heuer so etwas wie Normalität eingestellt. Zum Glück, denn es kann nicht immer ungebremst nach oben gehen. Generell war die Buchungslage laut der HGV-Bezirkschefin Judith Rainer im heurigen Sommer durchwegs zufriedenstellend. Die gesunkenen Nächtigungszahlen sollten ebenfalls keine großen Sorgen bereiten. Wenn man sich die Situation im Pustertal allerdings etwas genauer ansieht, kann man aber doch Veränderungen feststellen. So gibt es Zuwächse in der nichtgewerblichen Beherbergung wie beispielsweise Urlaub auf dem Bauernhof und Airbnb, sowie bei den Drei-Sterne-Häusern, aber Rückgänge bei den Beherbergungsbetrieben der 4- und 5-Sterne-Kategorien.

 

Auffallend ist auch, dass sich der Tourismus verändert hat. Er ist internationaler geworden. Im Gadertal halten sich vermehrt Amerikaner auf und auch im Brunecker Raum ist die Gästeschicht variabler geworden. Am Pragser Wildsee sind hingegen viele Gäste aus dem arabischen Raum und aus Südostasien zu bemerken. Die Aufenthaltsdauer dieser Gäste beträgt laut Rainer aber meistens nur ein bis zwei Tage. Zwar nimmt die Buchungsdauer von Jahr zu Jahr ab, aber ob wir in Zukunft dauerhaft auf die sogenannten Tagestouristen setzen sollten, muss kritisch hinterfragt werden. Da braucht es Steuerungsinstrumente, damit uns das Ganze nicht um die Ohren fliegt. Martin Huber, der Präsident des Tourismusvereins von Bruneck, hat Recht, wenn er anmahnt, dass die Preise an die hohen Qualitätskriterien, die im Pustertal zweifellos herrschen, angepasst werden müssen. Er regt auch an, vor allem auf weniger, dafür aber auf „gute“ Gäste zu setzen. 

 

Die Wichtigkeit des Tourismus darf – allen Herausforderungen zum Trotz – nicht angezweifelt werden. Es war nämlich der Tourismus, der den Wohlstand in das Land gebracht hat. Das ist unbestritten und dafür gebührt allen Akteuren ein großer Dank. Ganz besonders jenen Familien, die sich uneingeschränkt in den Dienst der Gäste stellen. Denn das ist beileibe kein Zuckerschlecken. Doch auch die andere Seite der Medaille muss mit Seriosität und im gegenseitigen Respekt betrachtet werden. Vielen Einheimischen gehen die langen Autoschlangen, „dahinkriechende“ Autofahrer und der Massenandrang auf den Wecker. Das ist zum Teil auch verständlich und nachvollziehbar. Damit das nicht zu einem ausgewachsenen Problem wird, braucht es ein Umdenken. Vor allem bei der Mobilität und Erreichbarkeit muss angesetzt werden. Darüber hinaus müssen die kleinen, lokalen Kreisläufe gestärkt, ein umweltbewusstes Denken – auch im Tourismus – verankert und alternative Formen des Tourismus zugelassen werden. Längerfristig wird auch kein Weg an einem zweiten Bahngleis durch das Pustertal herumführen. Alles andere wird wohl nicht zum Ziel führen. 

 

Zum Schluss möchte ich noch einen gut gemeinten Rat anbringen. Ich weiß, dass die Tourismusvereine jedes Jahr sehr viel Geld beisteuern, damit die Gäste die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen können. Das ist auch gut so. Allerdings bemängele ich ein gediegenes (positives) Eigenmarketing bei der Hotelbranche. Darüber hinaus sehe ich kaum Hotels, welche die örtlichen Vereine oder nachhaltige Initiativen aktiv unterstützen. Da gibt es noch Luft nach oben. Wenn es uns dann auch noch gelingt, einen nachhaltigen, ressourenschonenderen, bewussteren und vor allem rücksichtsvolleren Tourismus umzusetzen, werden wir diese Herausforderung auch schaffen - gemeinsam!      

 

    

Ihr Reinhard Weger
     

 

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