Tourismus und mehr
In dieser PZ-Ausgabe gäbe es viel zu kommentieren. Doch wir wollen den Sommer bewusst ins Blickfeld rücken. Denn nach den vielen Regentagen im Mai freuen wir uns alle auf ein paar wohlige Sonnenstrahlen im Juni. Zudem steht die Tourismussaison vor der Tür. Die Buchungszahlen sind gut, aber mit etwas Luft nach oben, wie man hört. Man kann davon ausgehen, dass sie sich auf das Vorcorona-Niveau einpendeln werden. Doch mit der Sommertouristen-Welle kommt auch wieder die Diskussion über die Schattenseiten. Doch Tatsache ist, dass gerade der Fremdenverkehr Land und Leute wohlhabend gemacht hat. Es braucht den Tourismus, denn er befeuert wesentlich eine florierende Wirtschaft. Darüber hinaus trägt er zu steigenden Einnahmen unserer Bauern bei, die so wichtig für den Erhalt unseres schönen Natur- und Landschaftsbildes sind. Denn die Bauern schauen darauf, dass die Touristen die schönen Bilder in die Welt hinaustragen können.
Die heimischen Touristiker sind auch echte Macher. Vielfach befinden sich die Betriebe in Familienhand, was sich ebenfalls überaus positiv auf die Entwicklung der vielen Tourismusstätten auswirkt. Man muss die Menschen anpacken, etwas tun lassen, damit etwas weitergeht. Natürlich im Rahmen des Zulässigen! Die Vorteile des Tourismus liegen auch in der Schaffung von Arbeitsplätzen, in der Steigerung des Bruttoinlandsproduktes, in der Förderung der lokalen Wirtschaftskreisläufe und in der Potenzierung der Kultur. Auch die Infrastruktur wurde in den letzten Jahrzehnten maßgeblich verbessert, auch wenn es noch einiges zu tun gibt. Der interkulturelle Austausch mit den Menschen aus der ganzen Welt und neue Chancen für Innovation sind ebenfalls prägend im Tourismuswesen. Natürlich muss der Fokus in Zukunft auf eine gesunde Mischung, geringerem Ressourcenverbrauch, die Vermeidung von Umweltzerstörung und Verschmutzung, sowie auf noch mehr Nachhaltigkeit geachtet werden.
Damit sind wir schon bei den Herausforderungen der Zukunft. Denn es ist wichtig, die Attraktivität eines Urlaubsortes nicht durch den Massentourismus auszureizen oder gar zu zerstören. Denn das trägt negativ zur Tourismusgesinnung der Bevölkerung bei, die zunehmend gegen die nachteiligen Folgen des Massentourismus aufbegehrt. Wir müssen uns ehrlich fragen, ob wir tatsächlich zu viel Tourismus haben und wie viel der Tourismus dem Allgemeinwohl beisteuert. Dabei dürfen wir aber nicht in eine Neiddiskussion abdriften. Gerade die Themen wie Ortstaxe und Gästekarte stehen dabei immer wieder im Mittelpunkt der Diskussionen. Vor vielen Jahren haben die Tourismusorganisationen vehement für die Einführung einer Ortstaxe gekämpft, was zunächst nicht bei allen gut angekommen ist. Doch bald hat sich gezeigt, dass die Grundfinanzierung für die Tourismusvereine schlicht überlebenswichtig ist. Die aktuellen Streitereien rund um die Änderung der Ortstaxe müssen daher zügig gelöst werden. Auch das Märchen, dass die Gäste in Südtirol die öffentlichen Verkehrsmittel gratis nutzen können, ist falsch. Wenn der Gast die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, dann zahlt entweder dieser oder sein Beherbergungsbetrieb mittels Gästekarte über einen klar definierten Beitrag pro Nächtigung genau dafür. Und zum Schluss: Guter und zukunftsfähiger Tourismus ist nur im Einklang mit Land, Leuten und der Natur zu machen. Das freilich muss uns allen bewusst sein!
Ihr Reinhard Weger