Sport, Gesellschaft und Politik
Sport, Gesellschaft und Politik gehören zusammen. Sie wirken aufeinander ein. Sie ergänzen sich. Und das eine kann ohne das andere kaum existieren. Der im Jahr 2013 verstorbene südafrikanische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela hat die völkerverbindende Wirkung des Sports hervorgehoben und seinerzeit erklärt: „Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat die Kraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen auf eine Weise zu vereinen, wie es kaum etwas anderes vermag.“ Der Sport fungiert also zweifellos als Projektionsfläche und als Verstärker von gesellschaftlichen und politischen Prozessen. Klar ist auch, dass der Sport das Potential zur Integration von Menschen in Gemeinschaften hat. Das gilt im Kleinen wie im Großen und ist in unserer Gesellschaft unheimlich wichtig. Leider werden nämlich die Spaltungstendenzen immer größer – auch bedingt durch die Arbeit der „hohen Politik“, die sich zunehmend von den realen Bedürfnissen der Menschen entfernt. Bedingt durch die Tatsache, dass oft gar nicht mehr der direkte und persönliche Kontakt zu den Menschen gesucht und gelebt wird. Der Sport verfügt über einen harten Kern von Werten und Strukturen, der robust gegenüber Vereinnahmungen ist. Das ist gut.
Der Sport hat also nach wie vor eine große symbolische Kraft. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird der professionelle Sport immer stärker in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Wechselwirkungen gerückt. Der Breiten- und Freizeitsport unterliegt ebenfalls einem anhaltenden Wandel. Die Gründe für aktive sportliche Betätigung – ob Spaß, Gemeinschaft, Fitness oder Wettkampf – werden ebenso wie unsere Gesellschaft immer vielfältiger. Wir müssen uns bewusst sein, dass sich mit den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auch Orte und Formen der sportlichen Aktivität ändern. Der Austausch in den sozialen Medien, die Digitalisierung, neue Sportarten und nicht zuletzt sogar der E-Sport, also der Wettkampf im Computer- und Videospiel, werden an Bedeutung zunehmen. Darüber hinaus werden auch neue Werte wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine noch wichtigere Rolle einnehmen. Dem muss Rechnung getragen werden - und zwar auf allen Ebenen. Die Herausforderungen im Sport selbst werden ebenfalls zunehmen. Debatten über die gesteigerte gesellschaftliche Verantwortung des Sports und über die Integrität des Leistungssports werden an der Tagesordnung sein. Die immer vielschichtigeren Interessen werden sich nach oben und nach unten ebenfalls auswirken. Es gibt auch starke Anzeichen dafür, dass die finanziellen Verteilungskämpfe zunehmen werden. Dem müssen wir uns stellen. Das Ganze wird nur gemeinsam mit allen Akteuren, Sportvereinen und -veranstaltern über einen umfassenden Reform- und Diskussionsprozess einer definitiven und zukunftsfähigen Lösung zugeführt werden können. Das gilt auch für die Sportstadt Bruneck.
Denn der Sport ist überaus wichtig und fördert bedeutende Eigenschaften in gesundheitlicher, gesellschaftlicher und humanpolitischer Hinsicht. Am Beispiel des SSV Bruneck, einem der ältesten Amateursportvereine Tirols und einem der größten in Südtirol, wird – stellvertretend für alle Sportvereine – deutlich, was für eine enorme Leistungskraft und Anstrengung im täglichen Vereinsablauf dahintersteckt. Viele engagierte Menschen haben sich für die Weiterentwicklung eingesetzt und haben für den Fortbestand hart gerungen. Sie leisten durch die ehrenamtliche Mithilfe und ihren unermüdlichen Einsatz einen überaus wertvollen Beitrag für eine bessere Gesellschaft. Dafür gebührt ihnen ehrlicher Dank und Anerkennung.
Reinhard Weger