Grandiose Leistungen würdigen
Die Berufsweltmeisterschaften in Frankreich waren aus Südtiroler, ja sogar aus Pustertaler Sicht, ein exzellenter Erfolg. Gold für Fabian Fischnaller in der Kategorie Maurer, Silber für Stefan Rainer in der Kategorie Elektrotechniker und Bronze für das Zweierteam, bestehend aus Stefan Breitenberger und Tobias Mutschlechner aus Reischach in der Kategorie Landschaftsgärtner. Das kann sich wahrlich sehen lassen. Damit war Südtirols Medaillenausbeute größer als bei diversen Staaten. Darüber hinaus gab es vier weitere Auszeichnungs-Medaillen für hervorragende Leistungen. Drei davon gingen in das Pustertal. Bravo! Das habt ihr richtig toll gemacht! Vor kurzem wurde in Reischach ein netter Empfang organisiert. Mit allem Drum und Dran.
Diese Resultate machen aber deutlich, dass das Handwerk äußerst leistungsfähig ist. Wir müssen unsere Handwerkerinnen und Handwerker aber wieder mehr schätzen. Und zwar nicht nur, wenn wir mal schnell jemanden brauchen. Denn das Handwerk klagt über Personalengpässe. Doch spätestens mit der Berufswahl wird wiederum deutlich, wie ausbaufähig das Handwerk noch ist. Denn noch immer rümpfen Menschen die Nasen, wenn es darum geht, eine handwerkliche Karriere einzuschlagen. Viele bevorzugen nach wie vor ein Studium und andere berufliche Laufbahnen. Dem versucht man jetzt durch „neudeutsche“ Begriffe entgegenzuwirken. So heißen die guten und bewährten Hausmeister nun plötzlich „Facility Manager“. Es gäbe noch eine ganze Reihe an aussagekräftigen Beispielen. Ich bezweifle aber, ob das wirklich der richtige Weg ist.
Aus meiner Sicht braucht es nämlich keine „modischen“ Überbegriffe, um die Wertschätzung den Menschen und ihren Berufen gegenüber auszudrücken. Da braucht es nur etwas Hirn und vor allem Empathie. Leider werden diese Werte aber oft an der Garderobe des Lebens abgelegt. Wenn jedoch die Gleichrangigkeit zwischen den Akademikern und den Meistern des Handwerks hergestellt und auch gelebt werden soll, dann muss das ständig gelebt werden. Es muss in unseren Köpfen verankert werden. Denn sonst bleibt das alles reine Makulatur und Oberflächenkosmetik. Die hervorragenden Ergebnisse bei der Berufs-Weltmeisterschaft sind jedenfalls ein Beweis für die hohen Standards der Berufsausbildung im Land. Darauf können wir zu Recht stolz sein.
Insofern war es richtig und gut, dass in Reischach der Freude über die tollen Resultate Ausdruck verliehen wurde. Auch das ist gelebte Wertschätzung dem Handwerk gegenüber. Unabhängig davon können wir alle unseren Beitrag leisten. Das beginnt bei der Bepreisung der handwerklichen Arbeiten, denn gute Arbeit ist auch gutes Geld wert. Dann geht es weiter zur Durchführung. Es muss ja nicht immer alles sofort umgesetzt werden! Zum Schluss sollten auch die Rechnungen der Handwerksbetriebe pünktlich gezahlt werden. Auch das gehört zu einem fairen Umgang miteinander. Wer nämlich Materialien vorfinanziert, die Arbeiten ausführt und meistens sogar in Vorleistung geht, ist kein Bittsteller, sondern ein Partner auf Augenhöhe! Und Partner müssen wertgeschätzt werden. Denn nur wer Wertschätzung erfährt, wird sie auch weitergeben. Das wiederum macht unsere Gesellschaft wieder etwas besser.
Reinhard Weger