Große Ehre, wem Ehre gebührt
Anlässlich des internationalen Welttags der Landfrauen am 15. Oktober 2024 wurde Sabine Schrott-Prenn aus Uttenheim im Rahmen des Uttenheimer Kirchtags der Preis für die Kreativität der Landfrauen verliehen. Eine wichtige Auszeichnung, die wir im Rahmen des Titelthemas herausgreifen wollten. Denn diese internationale Ehrung von der Frauen-Weltgipfelstiftung (WWSF) wurde bislang nur zwei Südtiroler Bäuerinnen gewährt. Heuer war die Uttenheimerin die einzige Europäerin, die ausgezeichnet wurde. Sie nutzte die Auszeichnung zu einem eindringlichen Appell, den Umweltschutz ernst zu nehmen und konkrete Lösungen für die Kulturpflanzenvielfalt in der Landwirtschaft zu finden. Sie gilt als Vorreiterin auf diesem Gebiet.
Die Erhaltung der Arten- und Kulturpflanzenvielfalt sowie die Nutzung des lokalen Saatgutes sind wichtige Themen, die uns alle angehen. Unser Überleben hängt davon ab. Denn die Natur bietet viele wichtige Dienstleistungen für die Landwirtschaft wie Bestäubung, Schädlingsregulierung und vieles mehr. Eine wissenschaftliche Untersuchung und die Auswertung von 89 Studien in der ganzen Welt an 1.500 Standorten hat ergeben, dass der Mensch für eine möglichst große Biodiversität sorgen muss, um die Ernährungssicherheit dauerhaft zu sichern. Der Verlust von Artenvielfalt trägt nämlich wesentlich dazu bei, dass biologische Schädlingskontrollen und Bestäubungsleistungen in unseren Agrarlandschaften geringer ausfallen. Die Veränderungen – nicht nur in Bezug auf den Klimawandel – sind schon längst sichtbar. Wenn die Ökosysteme leiden, wird das letztlich zu weiteren Ertragsausfällen führen – ein echter Teufelskreis.
Die Uttenheimer Bäuerin will genau da ansetzen. Sie hat unter anderem den Verein „Arche Südtirol“ gegründet, um die Kulturpflanzenvielfalt zu erhalten. Die Vielfalt unserer Kulturpflanzen ist ein wertvolles Kulturgut, genetische Ressource und unsere zukünftige Ernährungsgrundlage. Genbanken tragen durch Konservierung von Samenmustern zu ihrer Sicherung bei. Um Kulturpflanzenvielfalt jedoch nachhaltig und lebendig zu erhalten, müssen sie im Rahmen von On-Farming angebaut werden. Alte Sorten sind nämlich stark gefährdet. Die Erhaltung des lokalen Saatgutes ist daher ein großes Anliegen. Denn nach wie vor fehlt es bei der Kulturpflanzenvielfalt an institutioneller und finanzieller Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand. Es ist erschreckend zu hören, dass sich für das Thema in Südtirol anscheinend niemand zuständig fühlt. Das muss anders werden! Darüber hinaus können wir auch selbst etwas tun. Jeden Tag. Wir können beim Essen und Trinken darauf achten, was auf den Teller bzw. in das Glas kommt!
Es muss unser absolutes Ziel sein, unseren Bauern zu helfen. Die nackten Zahlen sprechen für sich: Das Höfesterben – vor allem auf den Bergen – geht weiter. Doch die Ernährungssicherheit wird vor allem von unseren fleißigen Bäuerinnen und Bauern sichergestellt. Wir brauchen sie – heute mehr denn je! Wir müssen uns auch bewusst sein, wie anspruchsvoll die Führung eines Landwirtschaftsbetriebes ist. Ein Nebenerwerbs-Bauer, der sich täglich um fünf Uhr in den Stall aufmacht, um danach in die Fabrik zu fahren, um seine Familie abzusichern, der kann nicht mal so einfach einen Kurzurlaub buchen. Auch am Wochenende will das Vieh versorgt werden – selbst wenn der Bauer einmal krank ist. Diese Leistungen müssen ehrlich und offen anerkannt werden. Insofern war die Preisverleihung an Sabine Schrott-Prenn ein gutes Signal. Ganz im Sinne: Ehre, wem Ehre gebührt!
Reinhard Weger