Das Thema scheidet die Geister der Brunecker Bevölkerung seit etlichen Jahren. Tiefgarage ja, aber wo? Auf der Schlosswiese, in der Schlosskurve, oder gibt es doch noch andere Optionen? Das Rennen um den vieldiskutierten Standort hatte in einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderates Bruneck im Mai 2012 schließlich doch die Schlosswiese für sich entschieden. Die konkrete Umsetzung des Projektes lässt aber bisher auf sich warten und wirft bei einigen Bürgern einmal mehr Fragen auf.

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Schlosswiese contra Schlosskurve: Wer macht das Rennen?                rewe

Der Stein des Anstoßes liegt in einer scheinbar lapidaren Aussage von Bürgermeister Roland Griessmair im Zuge einer Veranstaltung mit Landeshauptmann Arno Kompatscher im Michael Pacher Haus. Seitdem schwirrt ein ominöser „Plan B“ in den Köpfen einiger Bürger herum und sorgt für Spekulationen. Gibt es ihn also doch, einen Plan B, und wie könnte der aussehen? Und gibt die Aussage Anlass zu der Vermutung, dass das Projekt „Schlosswiese“  zum Scheitern verurteilt ist, wie einige Kritiker von jeher prophezeit haben? Fakt ist, dass sich Gemeinde und Grundeigentümer bzw. Bauherren bislang nicht einig darüber sind, wie viel Parkplätze der Gemeinde überlassen werden sollen. Zumal in den vergangenen zwei Jahren erhebliche Mehrkosten zusammengekommen sind. Unter andere auch deshalb, weil von Seiten der Gemeinde eine Überarbeitung des Projektes gefordert wurde. Darüber hinaus forderte vor allem Bürgermeister Roland Grießmair eine Überarbeitung der Oberflächengestaltung des Projektes in der Schlosswiese. Das kostete den Betreibern wiederum eine schöne Stange Geld. Nun feilschen beide Parteien darum, wie viele Parkplätze der Gemeinde effektiv überlassen werden sollen. Gar einige mutmaßen, dass das Projekt „Schlosswiese“ sogar noch scheitern könnte.  

 

Zeitliche Verzögerung

Ursprünglich hätte der Bau der Tiefgarage Hand in Hand mit dem Bau der Südausfahrt in Bruneck gehen sollen. Letzteres steht jetzt in den Startlöchern, geplant ist der Baubeginn noch diesen Herbst, aber spätestens im Frühjahr 2016, wie es aus den Gemeindestuben heißt. Zum Thema „Tiefgarage“ sind die Aussagen hingegen zum jetzigen Zeitpunkt weniger konkret. „Seit drei Jahren geht nichts weiter“, sagt der Brunecker Gemeinderat und Fraktionssprecher der Grünen, Hanspeter Niederkofler. „Wir haben diesbezüglich schon mehrere Anfragen eingereicht, sehen das aber als nicht mehr sinnvoll an, da wir bis jetzt nur hinhaltende Antworten bekommen haben.“ 

Von Anfang an haben die Grünen Zweifel an der vorliegenden Variante angemeldet. Zum einen wegen des Standortes an sich, zum anderen aber auch bezüglich der Machbarkeit. Von einer „glatten Fehlentscheidung“ war die Rede. Ein Projekt, das keine Verkehrslösung darstelle, dafür aber überzogen und am falschen Ort sei, das Ensemble Schlossberg nachhaltig störe und große Risiken berge.

 

200 oder 300 Gemeindeparkplätze?

Zur Erinnerung: Das Projekt sieht ein sechsstöckiges Parkhaus mit 600 Parkplätzen unter der Schlosswiese vor. Laut Grundsatzentscheidung vom Mai 2012 soll die Garage mittels eines Urbanistikvertrages realisiert werden. Im Zuge dessen soll der Bau von Privaten finanziert, der Gemeinde aber „200 bis 300 Parkplätze“ übergeben werden. Und genau da beißt sich die Katze in den Schwanz. Diese Verhandlungen werden noch intensiv geführt, wie von verschiedener Seite bestätigt wird.

Denn die politisch Verantwortlichen stehen hinter der Entscheidung. „Die Schlosswiese bietet für verschiedenste Anforderungen gute Voraussetzungen“, unterstreicht Bürgermeister Griessmair. „Sie dient als Auffanggarage von Süden aus kommend, leistet einen Beitrag zur Verkehrsberuhigung von Bruneck-Ost und bietet eine gute Lösung im Bereich der Oberstadt und somit auch für das Parkproblem in Hinsicht auf die Musikschule.“ Die Anrainer, Kaufleute und Gastwirte der Brunecker Oberstadt sehen das ebenfalls aus diesem Blickwinkel und benennen die Lösung der Schlosswiese als optimalen Auffangparkplatz.

 

Die Skepsis bleibt

Die Kritiker und Skeptiker wollen aber nicht verstummen. „Der Standort deckt das Stadtzentrum nicht ab, der Graben ist über 500 Meter entfernt. Von den Sportanlagen im Osten ist der Standort einen Kilometer entfernt. Der Verkehr zur Musikschule im Ragenhaus wird weiter großteils über die Stuckstraße zufahren. Die Garage bietet damit keinen nennenswerten Beitrag für die Verkehrsproblematik im Osten der Stadt, die sich im Übrigen nur mit einer Zufahrt im Bereich Moessmer lösen lässt. Damit erfüllt die Garage keine relevante verkehrstechnische Funktion, vor allem aber nicht ihre Hauptfunktion als Zentrumsgarage, und liegt damit nicht im öffentlichen Interesse“, widersprechen die Grünen. Nach wie vor favorisieren sie die Option „Schlosskurve“.

 

Schlosswiese contra -kurve

Ein Standort, den auch Walter Harpf als einzig logischen ansieht. Der Präsident der Brunecker Fraktionsverwaltung steht der ganzen Thematik gar nicht grün gegenüber. „Die gesamte Brunecker SVP, die einzelnen Kommissionen und auch die Brunecker Bürger seien anfangs einhellig für die Variante Schlosskurve gewesen“, gibt Harpf gegenüber der PZ zu bedenken. Nur wenige hätten sich für die jetzige Variante ausgesprochen. Vor allem die Position von Bürgermeister Roland Griessmair lässt Harpf aber dennoch hoffen. Noch vor Ende der Sitzung hätte der damalige Stadtrat den Raum mit den Worten verlassen „Wenn wir etwas Ordentliches machen wollen, müssen wir die Schlosskurve nehmen“.

Das Ergebnis war dann bekanntlich ein anderes. Eine Entscheidung, die Harpf nach wie vor nicht nachvollziehen kann. „Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Beschluss revidiert wird“, so Harpf. Sowohl Hanspeter Niederkofler als auch Walter Harpf sehen die Vorteile der Schlosskurve nach wie vor ganz klar in der zentraleren Lage und in der landschaftlich-historischen besseren Bewertung. Die Brunecker Fraktionsverwaltung als Eigentümerin des Grundes der Schlosskurve würde diesen zu bestmöglichen Bedingungen der Stadtgemeinde zur Verfügung stellen, wie sie bereits auch der Kronplatz Seilbahn AG in Aussicht gestellt hatte, die als möglicher Partner für das Projekt Schlosskurve einige Zeit im Spiel war.

 

Problem Finanzierbarkeit

Ob ein möglicher „Plan B“ nun tatsächlich existiert und ob es gegebenenfalls um die Kurven-Variante geht, weiß tatsächlich niemand zu sagen. Auch nicht, warum bisher Stillstand herrscht. Die häufigsten Vermutungen führen dennoch in Richtung Finanzierbarkeit. „Hier sind enorme Summen im Spiel, die einfach nicht realistisch sind und auch durch den Verkauf von Parkplätzen nicht gedeckt werden können“, ist Niederkofler überzeugt. Von 12 Millionen Euro ist die Rede. Zudem warnt er eindringlich vor der Instrument der Vertragsurbanistik. Hier gehe es um Gegenleistungen, die bisher noch nie konkretisiert worden sind.

Bürgermeister Griessmair wehrt die Mutmaßungen hingegen gelassen ab. „Die Gespräche mit den Eigentümern und den Vertretern bezüglich der Schlosswiese sind am Laufen“, äußert er sich gegenüber der PZ. Allerdings brauche es „nun mal seine Zeit“. Aber er geht davon aus, dass sich „in den nächsten zwei bis drei Wochen konkrete Ergebnisse herauskristallisieren werden“. Auf den ominösen „Plan B“ angesprochen reagiert Griessmair pragmatisch: „Man wäre ein schlechter Verwalter, hätte man keinen ‚Plan B‘! Sollte ein ‚Plan A‘ aus irgendwelchen Gründen nicht funktionieren, muss man natürlich immer auch andere Möglichkeiten im petto haben.“ Sollte das letzte Wort rund um die Schloss-Tiefgarage also doch noch nicht gesprochen sein?     

Judith Steinmair

 

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