Gleichstellungsräting Michela Morandini hat ihre Wurzeln im hintersten Ahrntal. Ihre Großmutter lebte in Prettau. Nach dem Abgang von Simone Wasserer aus Innichen übernahm sie das Amt als Gleichstellungsrätin. Und es gibt noch viel zu tun, wie sie im PZ-Interview aufzeigte. Denn die Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist noch lange nicht hergestellt.

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Gleichstellungsrätin Michela Morandini

Die Geschlechtergleichheit zwischen Frauen und Männern gehört zu den Grundwerten der Europäischen Union und ist auch in der italienischen Verfassung verankert. Allerdings sieht die Praxis deutlich anders aus!  Das Lohngefälle beträgt EU-weit im Durchschnitt  18 Prozent; der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist immer noch gering und vor allem Frauen sind von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen. Laut wenig ermutigenden neuesten Daten soll in Italien die Gleichstellung der Geschlechter erst im Jahr 2095 erreicht werden - die Gesellschaft ist anscheinend noch nicht bereit dafür. 

 

Anlaufstelle für Diskriminierte

Gemäß dem Landesgesetz Nummer fünf aus dem Jahre 2010 wurde mit dem Amt der Gleichstellungsrätin eine Anlaufstelle für Personen geschaffen, die aufgrund ihres Geschlechtes am Arbeitsplatz diskriminiert werden. Betroffene erhalten Information und Beratung, in einigen Fällen tritt die Gleichstellungsrätin auch als Mediatorin auf. Zudem kann die Gleichstellungsrätin auch vor Gericht klagen. 

Ihr Tätigkeitsfeld ist sehr weitläufig und umfasst Probleme aufgrund von Diskriminierungen direkter oder indirekter Art am Arbeitsplatz. Sie ist Rechtsvertreterin von diskriminierten Arbeitnehmer/innen. Interessant: Immerhin 32 Prozent der behandelten Fälle wurden von Männern angezeigt. Sie beobachtet und begutachtet die Gleichstellungspläne der Landesverwaltung und arbeitet in zahlreichen Arbeitsgruppen mit.  

  

Morandini übernimmt

Seit Juli 2014 hat DDr. Michela Morandini aus Gossensass dieses Amt inne. Die promovierte Psychologin mit Prettauer Wurzeln hat auch Politikwissenschaften studiert, ihre Diplomarbeit behandelte das Thema der Unterrepräsentation der Frauen in den italienischen Regierungen und Parlamenten von 1946 bis 2001. Ein Master in Coaching und Organisationsberatung, sowie zahlreiche Fortbildungen zum Thema „Gerdermainstreaming“ prädestinieren sie für diese verantwortungsvolle Aufgabe. Sie macht sich allerdings keine Illusionen: „Ich habe den Eindruck, dass zurzeit eher Schritte rückwärts gemacht werden. Mittlerweile gibt es viele gut ausgebildete Frauen, aber noch wenige weibliche Führungskräfte oder Frauen  in entscheidenden Positionen“. Dies gelte für Wirtschaft und Politik gleichermaßen. Da stellt sich die Frage, warum das so ist. „Mein Eindruck ist, dass neben anderen Gründen informelle, über Jahre gewachsene Netzwerke greifen, die Frauen ausschließen“, so Morandini.  

 

PZ: Frau Morandini, wie kamen Sie zum Amt der Gleichstellungsrätin?

Ich habe rein zufällig von der Ausschreibung erfahren und meine Bewerbung abgeschickt. Die Landesregierung hat mich auf Basis eines Dreiervorschlages des Landesbeirates für Chancengleichheit ernannt. Diese Stelle hat seit 1992 in Südtirol die institutionelle Aufgabe, geschlechtsspezifische Diskriminierung zu bekämpfen. Nach Simone Wasserer aus Vierschach bin ich erst die zweite, die in Vollzeit diese Aufgabe bearbeitet. Allerdings gab es insgesamt bereits fünf Gleichstellungsrätinnen in Südtirol.

Ist Ihre Arbeit für Sie befriedigend?

Ja, absolut. Problematisch ist allerdings, dass ich die viele Arbeit allein bewältigen muss. Jetzt hat die Landesregierung allerdings eine/n  Mitarbeiter/in  in Aussicht gestellt. Unerlässlich, da die angezeigten Fälle immer mehr zunehmen. 

Noch eine private Frage: Sie haben ihre Wurzeln im hintersten Ahrntal: Hat Sie diese Herkunft geprägt?

Auf jeden Fall. Meine Großmutter aus Prettau hat mich sehr beeinflusst. Ich habe einige glückliche Sommer bei ihr verbracht und kann mich noch sehr gut an das Geräusch der Klöppeln erinnern - dies war fast wie Meditation. Die Bevölkerung der Täler – nicht nur des Ahrntales – hat dieses ländliche, tief südtirolerische Bewusstsein, hart und rau nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu anderen. Dafür aber umso zielstrebiger, das habe ich mir angeeignet. Allerdings konnte ich mich mit der „Wos sougn denn die Leit“-Mentalität nicht identifizieren. Dafür war und bin ich viel zu renitent….

Interview: Monika Gruber

 

Infos

Sprechstunden der Gleichstellungsrätin in Bozen, Meran , Brixen und Bruneck nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0471 946003 oder per E-Mail unter  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  

 

 

 

 

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