Mit Verwunderung hat Stefan Kirchler aus Sand in Taufers auf den PZ-Artikel „Alle Höfe sind erschlossen“ in der Ausgabe vom 18. März reagiert. Der zuständige Gemeindereferent Andreas Bacher hatte nämlich der PZ versichert, dass in der Gemeinde Sand alle Höfe und Wohnhäuser mit Zufahrtsstraßen versehen seien. Doch Gartner wartet noch heute auf eine Zufahrt.
Schwerarbeit: Alles muss per Hand oder Schubkarren zum Haus gebracht werden. mg
Stefan Kirchler aus Sand ist verzweifelt. „Es wird schon stimmen, dass alle Höfe in Sand erschlossen sind. Da wir aber leider über keine Landwirtschaft verfügen, zählen wir anscheinend nicht. Seit über 12 Jahren kämpfe ich um eine Straße zu meinem Wohnhaus“, so Kirchler der PZ gegenüber. Dabei liegt das Wohnhaus mitten im Dorf. Dennoch verfügt das Gebäude bis dato über keine Zufahrtsstraße. Nur ein schmaler Weg führt dorthin. Für heute Verhältnisse schlicht unvorstellbar. Und doch Realität. Mitten in Sand!
Kirchler pocht seit Langem auf eine Lösung. Derzeit seien zwar einige Varianten im Gespräch. Aber: „Pläne habe ich bislang noch keine gesehen.“ Und weiter: „Ich habe mich eigentlich schon damit abgefunden, dass wir unsere Einkäufe immer in Taschen oder mit der Schubkarre die 120 Meter zum Haus transportieren müssen. Alsi ich dann den Artikel in der PZ gelesen habe, habe ich mich doch gewundert und wieder den Gemeindereferenten kontaktiert“, so Kirchler. Doch aktuell tritt er noch immer auf der Stelle.
Die Hände gebunden
Seit 2003 versucht Kirchler, sein Wohnhaus mit einer Zufahrtsstraße besser erreichbar zu machen. Senator Hans Berger, damals noch Landesrat für Landwirtschaft, wollte zwar helfen, musste ihm aber unmissverständlich klar machen, dass ihm „ohne Kuh“ die Hände gebunden seien. Ein privates Haus kann nicht über das ländliche Wegenetz gefördert werden. Über diese Schiene konnten die allermeisten Höfe im Lande und mittlerweile auch viele Almen erschlossen werden.
Dabei braucht Kirchler die Zufahrt. Einkäufe, sperrige Gegenstände oder Möbel müssen mühsam per Hand und Muskelkraft zum Haus getragen werden. Ganz abgesehen von den Baumaterialien. Eine Mauer um seinen Garten wäre sanierungsbedürftig, ebenso das Dach und die Fassaden. Aber die Beton- oder Lastwägen können nicht einfach über eine Wiese fahren. Insofern muss Kirchler diese dringenden Vorhaben aufschiebe. Und auf bessere Zeiten waren. „Der Vater mit 80 Jahren ist Gott sei Dank noch gut zu Fuß. Aber was passiert, sollte er einmal eine Rollator oder einen Rollstuhl brauchen. Dann bleibt nur die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben“, assistiert Anni, die Ehefrau von Stefan Kirchler.
Zeitverzögerte Rettung
Einen nicht unwesentlichen Aspekt in der ganzen Angelegenheit hat eine Feuerwehrübung im Frühjahr dieses Jahres ans Tageslicht gebracht. Kirchlers Haus wurde als Übungsobjekt ausgesucht. Da es mit Einsatzwägen aber nicht erreichbar ist, muss im Brandfall erst eine längere Zubringerleistung gelegt werden. Das impliziert, dass erst nach einer bestimmten Zeit das nötige Wasser zum Brandherd gepumpt werden kann. Bei der Übung dauerte es laut Winkler rund eine halbe Stunde, bis das wertvolle Nass am andren Ende der langen Leistung floss. Für den rührigen Sandner Feuerwehrkommandanten Helmuth Stocker eindeutig zu lange. Stocker bestätigte der PZ gegenüber die Übung, welche die Hindernisse aufzeigte. Ein schnelles Eingreifen im Brandfall oder der Einsatz bei einem Krankentransport sei nicht möglich. Stocker will nun im Namen der Feuerwehr bei der Gemeinde einen Bericht hinterlegen, um die Probleme aufzuzeigen.
Bewegt sich die Gemeinde?
Kirchler hofft nun, dass nun endlich Bewegung in die Angelegenheit kommt. Eine Zufahrtsstraße sollte rund 300.000 Euro kosten, weiß Kirchler. „Ich bekam oft zur Antwort, dass das für die Gemeinde zu teuer sei. Natürlich: Wenn man zuerst die Cascade sanieren muss, bleibt für so etwas kein Geld mehr übrig“, ärgert er sich. Doch es könne ja nicht sein, dass ein Haus – bestehend aus vielen Holzelementen – für die Rettungskräfte nicht oder nur sehr schwer zu erreichen ist.
Eine Anfrage der PZ beim zuständigen Gemeindereferent Andreas Bacher lässt zumindest für die Zukunft hoffen. Bacher gibt sich zwar noch bedeckt, bestätigte aber, dass die Gemeinde „nach einer Lösung sucht“. Allerdings müssen zuerst die Grundbesitzverhältnisse geklärt werden, bevor konkrete Arbeiten in Angriff genommen werden. „Es muss beachtet werden, dass es sich hier um ein privates Haus und privaten Grund handelt. Das erschwert der öffentlichen Hand die Planung um Einiges“, so Bacher. Was die Grundverfügbarkeit betrifft, hat Kirchler bereits vorgearbeitet. „Das ist sicher machbar. Selbst eine Trasse oberhalb des Gasthofes Alpenrose wäre vorstellbar. Die Gemeinde muss bloß die Richtung vorgeben“, meint er.
„Wird sie“, bestätigt Referent Bacher. Er ist zuversichtlich, dass sich etwas tun wird. Wann? „In nächster Zukunft, also bald“, so der Referent. Wir werden jedenfalls dranbleiben! mg