In einem offenen Brief an die Medien hat die Brunecker Gemeinderätin Cornelia Brugger unlängst ihren Austritt aus dem PD bekannt gegeben. Darin übt sie harsche Kritik an der Partei, für die sie vor drei Jahren noch als deutsche Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl angetreten war und als Hoffnungsträgerin galt.  PZ Redakteurin Judith Steinmair hat mit Brugger über ihre Beweggründe für den Rückzug, Enttäuschungen und Zukunftspläne gesprochen.  

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Cornelia Brugger ist aus dem PD ausgetreten

Seit 2013 hatte Cornelia Brugger die Parteimitgliedschaft inne. Mit ihrem Hintergrund als langjährige Mitarbeiterin in der Gewerkschaft, auch als Generalsekretärin des Öffentlichen Dienstes bei dem AGB/CGIL, und als Vertreterin der deutschen Bevölkerung  legte sie dann auch einen durchaus beachtlichen Durchstart hin. 2.563 Vorzugsstimmen und erste nicht-gewählte Person lautete die Bilanz der Landtagswahl. „Das hätte eigentlich zu einem Schwung in der Realisierung einer neuen - für alle Sprachgruppen offenen - Partei führen sollen. Aus diesem Projekt und Vorsätzen ist leider nichts geworden“, schreibt Cornelia Brugger nun in ihrer Aussendung. 

In diesem „Demokratischen“ Haus sehe sie ihre Person, ihre Ideen, ihre Ideale und ihre Überzeugungen überhaupt nicht mehr vertreten. Dieses Haus sei für sie immer enger und kälter geworden. Politik heiße für Brugger Engagement, Leidenschaft und Begeisterung. Diese Eigenschaften würden in dem heutigen PD wenig bis gar nicht gelebt. Und letztlich stellt sich Cornelia Brugger die Frage, ob es diese im PD je gegeben hat. „Die Demokratische Partei scheint mir immer mehr eine Partei zu sein, die nur auf den Machterhalt zielt und den Status Quo verteidigt. Ihr gelingt es nicht eine progressive Kraft zu sein, die den Mut hat die Herausforderungen für die Zukunft unseres Landes anzupacken.“ Dass ihre Entscheidung keine Kurzschlussreaktion war, sondern längeren Reflexionen zugrunde lag, geht nicht nur aus dem Brief hervor. Bereits in der Vergangenheit sparte Brugger in den Medien nicht mit Kritik an ihrer Partei, eine Partei, die immer wieder mit internen Querelen die Negativ-Schlagzeilen zierte. Nun hat Cornelia Brugger einen Schlussstrich gezogen, letztendlich, weil sie sich im PD „nicht mehr zuhause fühlt.“

 

PZ: Sie werfen der Partei vor allem vor, dass sie als politische Kraft für alle Sprachgruppen gescheitert ist?

Cornelia Brugger: Vor der Landtagswahl ist die Parteispitze mit einem konkreten Projekt an mich herangetreten, nämlich eine wirksame Miteinbeziehung der verschiedenen Sprachgruppen in unserem Land zu forcieren. Aber nichts ist passiert. Innerhalb der Partei gab es nicht genügend Kraft ein Projekt umzusetzen, das nicht nur der italienischen Sprachgruppe gewidmet war, sondern sich in ganz Südtirol festlegt und sich mit unterschiedlichen Welten und Milieus auseinandersetzt. Wenn man sich das Programm des PD ansieht, dann spiegelt es „linkes Gedankengut“ wider, und ich kann mich damit sehr wohl identifizieren, aber leider sind Werte wie „Öffnung“ reine Papiertiger geblieben!

 

Eine deutschsprachige Frau auf die Parteiliste des PD zu setzen war also ein taktisches Manöver? Fühlen Sie sich instrumentalisiert?

Ja, der Gedanke drängt sich auf, ich war für den PD nur Stimmenfängerin! Leider ist eine sinnvolle Aufgabenverteilung innerhalb der Partei nie erfolgt. Mir ging es dabei nicht um meine Rolle an sich, sondern um das Bild nach außen. Es gibt zwei Strömungen in der Partei, Tommasini und Co. haben eine Öffnung zur deutschen Sprachgruppe vertreten, Landtagspräsident Bizzo nicht. Schlussendlich war es einfach mühsam, dass nichts vorangeht... Und „lahm gelegt“ zu werden ist für eine Cornelia Brugger das Schlimmste!

 

Sie kritisieren auch, dass der PD generell nicht mehr als Mitte-Links sondern als Mitte / Mitte-Rechts zu verstehen ist? 

Das sieht man doch, sowohl auf nationaler, als auch auf lokaler Ebene! Nehmen wir nur das Beispiel Flughafen. Während alle anderen linken Parteien dagegen waren, gehört der PD zu den ersten, die als Befürworter aufgetreten sind. Wir haben nicht auf die Bürger gehört! Und dafür gäbe es genügend weitere Beispiele. Wirklich linke Themen, wie Beschäftigungspolitik wurden indes nicht angeschnitten, das ist für mich keine linke Ethik!

 

Wie hat der PD eigentlich auf Ihren Rücktritt und Ihre Vorwürfe reagiert? 

Grundsätzlich hat er sich in Stillschweigen gehüllt, zumindest die Parteispitze, aber ich hatte mir auch nicht anderes erwartet. Meine Entscheidung war sowieso unwiderruflich. Ansonsten habe ich aber ein enormes Feedback von verschiedensten Seiten erhalten. 

 

Für Ihre Landtags-Kandidatur haben sie Ihren Dienst als Generalsekretärin des AGB/CGIL quittiert. Bereuen Sie diesen Schritt jetzt?

Nein, die vielen Jahre in der Gewerkschaft haben mich geprägt, aber ich habe auch oft gehadert und war „stuff“ weil es eine sehr aufreibende Arbeit ist, und ich kann mich nun mal nicht so gut abgrenzen, was übrigens auch in meiner politischen Tätigkeit der Fall ist. Und dann kam das Angebot vom PD... Vielleicht bin ich da ein bisschen blauäugig reingegangen, aber ich bin nicht verbittert, denn ich habe auch viel gelernt in den vergangenen drei Jahren. 

 

Als Brunecker Gemeinderätin bleiben Sie weiterhin in der Politik tätig. Gibt es darüber hinaus neue politische Ambitionen?

Es gibt einige diesbezügliche Interessensbekundungen, die an mich herangetragen wurden, die mich zwar ehren, die ich aber dankend abgelehnt habe. Ich bin sehr beschäftigt mit meiner Arbeit als Kindergärtnerin, mit meinem Verein „Kulto“, mit dem Theater und ich brauche auch Zeit, meine Wunden zu lecken. Aber mal sehen, was die Zukunft bringt. Das Leben bietet ja viele Möglichkeiten...

Interview: Judith Steinmair

 

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