In der Fachambulanz für psychosoziale Gesundheit im Kindes- und Jugendalter, die Teil der Sozialgenossenschaft EOS ist, wurden in den vier Jahren ihres Bestehens mehr als 1.000 Patienten betreut. Dieser große Erfolg ist vor allem auf die Pionierarbeit von Barbara Pizzinini zurückzuführen. Mittlerweile hat jedoch der Kampf ums Geld mit voller Wucht eingesetzt.

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Angeregte Verhandlungen: Barbara Pizzinini, Heiner Nicolussi-Leck, Walter Amhof und Talschaftspräsident Roland Griessmair    rewe

Babara Pizzinini hat eine soziale Ader. Nicht zuletzt deshalb gründete sie am 16. Februar 2011 mit einigen Mitstreitern die Sozialgenossenschaft EOS. Zu dieser gehört unter anderem auch die Ambulanz für psychosoziale Gesundheit im Kindes- und Jugendalter. Die Fachambulanz ist bislang die einzige Einrichtung dieser Art, die nicht von der öffentlichen Hand geführt wird. Darauf machte EOS-Obmann Heiner Nicolussi-Leck anlässlich einer Pressekonferenz aufmerksam. Nicht ganz ohne Grund, denn der Kampf um die Geldmittel wird härter. Die Abrechnungen und Verrechnungen der Leistungen sind nicht selten mit Schwierigkeiten verbunden. „Die EOS hat generell zu wenig finanzielle Ressourcen. Das erschwert die Arbeit.“, so Nicolussi-Leck. Es sei lediglich dem uneingeschränkten Einsatz aller zu verdanken, dass der Dienst garantiert und weitergeführt werden kann. Und zwar auf höchstem Niveau. Mittlerweile sind allein in der Fachambulanz mehr als 1.000 Patienten betreut worden. 

 

Viel zu tun

Allein im Vorjahr sind 190 neue Patienten registriert worden. Der Großteil von ihnen stammt aus dem Pustertal. Die meisten Patienten sind zwischen vier und acht Jahre alt sind. „Diese Gruppe macht rund 38 Prozent aus“, so Ambulanzleiterin Sabine Cagol der PZ gegenüber. Dann folgen die 14- bis 18-Jährigen mit 36 Prozent und schließlich die Neun- bis 13-Jährigen mit 24 Prozent. Buben und Mädchen halten sich in etwa die Waage. 

Die Probleme, mit denen die Betreuungsteams konfrontiert sind, seien vielfältig, so Cagol. „Das gesamte Spektrum der kinder- und jugendpsychiatrisch-psychischen Störungen ist vorhanden“, weiß sie. Die Arbeit der Teams reicht von der Diagnostik über die Behandlung bis hin zur Nachbetreuung. Dabei kommen die besten Behandlungsmethoden zum Einsatz. Vielfach geht es darum, mit Gesprächstherapien behilflich zu sein. Nur ein geringer Teil der psychiatrischen Störungen muss medikamentös behandelt werden. Vor allem bei Depressionen, Zwangs- oder Angstzuständen wird die Behandlung mit entsprechenden Medikamenten unterstützt. Doch das war bislang lediglich bei knapp 50 Patienten notwendig. 

 

Gute Netzwerkarbeit

Die Fachambulanz funktioniert also gut. Das findet auch der Direktor des Pustertaler Gesundheitsbezirkes, Walter Amhof. „Dieser Dienst ist gar nicht mehr wegzudenken“, ist er überzeugt. Zumal die Kinder und Jugendlichen in der Fachambulanz umfangreiche und allumfassende Hilfen erhalten. Außerdem könne eine privat geführte Institution mit der nötigen Flexibilität zu Werke gehen. Doch auch er ist sich der Problematik des mangelnden Geldes bewusst. Und benennt ein weiteres Problem, mit dem die Einrichtung zu kämpfen hat: die ausufernde Bürokratie. 

Gesundheitslandesrätin Martha Stocker stimmte dem im Großen und Ganzen zu und versprach Abhilfe. Vor allem die komplexen Abrechnungen müssten vereinfacht werden. Bleibt abzuwarten, ob der mächtige Beamtenapparat im Lande auch mitspielt. Barbara Pizzinini wird sich jedoch nicht so schnell geschlagen geben. Dessen ist sich auch Martha Stocker bewusst. „Bevor nicht einige Verbesserungen durchgeführt worden sind, wird Barbara wohl keine Ruhe geben“, stellte sie denn auch fest. Es müssen also ernsthafte Lösungen gefunden werden. Immerhin gilt es, Menschen in Schwierigkeiten optimal zu helfen. 

In dieselbe Kerbe schlug auch Gebhard Mair, der Direktor der Sozialdienste und damit direkter Nachbar der Fachambulanz. Die beiden Dienste agieren „auf Augenhöhe“, was die Zusammenarbeit erleichtere. Er dankte Pizzinini und ihrem gesamten Team für die gute Arbeit. Auch Primar Roger Pycha lobte die Pionierarbeit, die in der Fachambulanz geleistet wird. Er erinnerte daran, dass man im Pustertal auf diesem Gebiet generell viel weiter sei als in anderen Teilen des Landes. So habe man auf dem Gebiet der Sozialpsychologie mit der Einrichtung des Sägemüllerhofs schon vor 20 Jahren Neues gewagt. Außerdem betonte er die Wichtigkeit der Selbsthilfegruppen, vor allem der Gruppe „Lichtung“, die als wichtige Ergänzung zur Fachambulanz fungieren. „Das Ganze ergibt ein optimales Netzwerk - zum Wohle der Menschen“, so Pycha. 

Abschließend wies Nicolussi-Leck darauf hin, dass EOS in der griechischen Mythologie die „Göttin der Morgenröte“ sei. In diesem Sinne solle es für alle Hilfesuchenden auch in Zukunft immer eine neue Morgenröte geben. „Der Name ist also Programm“, meinte er augenzwinkernd. Und Pizzinini sekundierte: „Krempeln wir die Ärmel hoch!“ Die Powerfrau gibt also wieder Gas.

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