Das Eisstadion scheidet die Geister. Das wurde bei einem Treffen der Anrainer in der Schwimmbadbar am 29. Juli deutlich. Ursprünglich war geplant, auf dem Grund des alten Eisstadions eine Wohnbauzone auszuweisen und damit rund 2,5 Mio Euro zu lukrieren. Doch die dortige Lage ist alles andere als ideal und dürfte dieses Geld wohl nicht abwerfen, wie die PZ bereits als erstes Medium in der Ausgabe vom 15. Mai 2015 berichtet hatte. Ein veritables Problem für die Stadtgemeinde. Das sich aber durch einen Grundtausch (altes Eisstadion gegen die Tennishalle) mit der Fraktionsverwaltung lösen ließe. Doch der Protest weitet sich immer mehr aus.
Objekt der Begierde: Das Areal des Fußballplatzes und dahinter das Freischwimmbad cs
Ende September 2013 hatte der Gemeinderat mehrheitlich den Beschluss gefasst, das Eistadion vom jetzigen Standort in die Schulzone Bruneck West zu verlegen. Zufällig traf es sich, dass der damals amtierende Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler in den Landtag wechselte und so der von außen kommende heutige Bürgermeister Roland Griessmair das Erbe übernehmen „musste“. Damals hatte man auch beschlossen, auf dem Standort des abzureißenden Stadions ein Kondominium für den geförderten Wohnbau zu errichten und mit dem Geld aus dem Verkauf der Wohnungen einen Betrag von 2,5 Millionen zu erwirtschaften, den man dringend zum Bau des neuen Eisstadions brauchte.
Da man inzwischen aber feststellte, dass sich die Vorstellungen der vorherigen Stadtregierung insofern wahrscheinlich nicht realisieren lassen würden, als der infrage kommende Standort für Wohnungen nicht besonders attraktiv, weil zu kalt und schattig, und sich die Liegenschaften deshalb möglicherweise nicht sehr gut verkaufen würden, hatte die jetzige Stadtregierung die Idee, den Wohnungsbau etwas weiter rienzabwärts in die Gründe der Fraktion zu verlegen, und zwar an die Stelle der Tennishalle, die man dafür abreißen möchte.
Neue Berechnungen
Inzwischen musste man wohl Berechnungen angestellt und gesehen haben, dass sich dieser Plan, also der Abbruch der bestehenden und der Bau einer neuen Tennishalle an einem anderen Ort, sowie des zu errichtenden Kondominiums noch viel weniger rechnen würde. Also verschob man sein Augenmerk wieder etwas weiter nach Osten und meinte nun, dass sich das Areal des früheren Fußballfeldes, das ebenfalls Eigentum der Fraktion Bruneck-Stadt ist, sich ausgezeichnet für die Verwirklichung des Vorhabens eignen würde. Auch dachte die Gemeindeverwaltung, dass, nachdem die Fraktionsverwaltung eh die gleiche Aufgabe hat, nämlich „öffentliches Gut im Sinne der Bürger bestmöglich zu verwalten“, man ohnehin die gleichen Interessen verfolge.
Die Fraktionsverwaltung ihrerseits sah sich aber durch dieses Vorgehen überrollt, vor allem auch deshalb, weil sie bisher zu keinem Zeitpunkt um ihr Beneplacet gefragt worden war und in der Vergangenheit anscheinend Fraktionsgründe schon öfters in Selbstbedienungsladenmanier von der Gemeinde in Anspruch genommen worden waren.
Protest rührt sich
Man kann sich vorstellen, dass das ganze Vorhaben und Vorgehen nicht unbemerkt blieb. Einige Akteure brachen aus den zwei gegensätzlichen Linien aus und setzten eigene Initiativen. Während also in den immer an Problemfällen interessierten Medien Interviews zur Problematik kursierten, die möglicherweise nicht immer alle (natürlich mit Ausnahmen) besonders objektiv den Stand der Dinge wiedergaben, sowie Leserbriefe mit Meinungen von Anwohnern, organisierten andere besorgte Anwohner eine Unterschriftensammlung, die der Sache vonseiten der Anwohner, aber auch der übrigen 7.000 Brunecker Fraktionisten auf den Grund gehen und im Speziellen die Meinung der betroffenen Anrainer feststellen wollte.
Dies war auch der Moment, wo Johanna Ganthaler, Anrainerin, Mitglied des Fraktionsausschusses und des Gemeinderates und Befürworterin einer Beruhigung der Naherholungszone, beschloss, die Bewohner des Viertels zu einer Aussprache mit Bürgermeister Griessmair einzuladen. Sie kam mit ihrem Vorhaben allerdings dem Gemeindevorsteher zuvor, der ein solches Treffen erst für Herbst geplant hatte, um vermutlich schon ein etwas weiter gediehenes Projekt vorstellen zu können.
Ungelöste Verkehrsproblematik
Das Treffen der Anrainer der Naherholungszone Bruneck Ost fand Mittwoch, 29. Juli 2015 um 19:30 in der Schwimmbadbar statt. Auf der Tagesordnung stand, wie gesagt, die geplante Verlegung der Eishalle durch die Gemeinde, sowie die mehrheitliche Meinung der Fraktion, vertreten durch Obmann Walter Harpf. Schnell wurde dabei klar, dass der Bürgermeister, weder ein detailliertes Konzept, noch eventuelle Alternativen vorstellen konnte.
In der Diskussion mit den Anrainern kamen jedenfalls die ganzen, schon lange aufgrund der von der vorhergehenden Stadtverwaltung immer wieder aufgeschobenen und nie gelösten Problematiken und deshalb weiter schwelenden Konflikte ans Licht. So z. B. das für die Anrainer unzumutbare Verkehrsaufkommen in der Stuck- und Bruder-Willram-Straße (und teilweise von Sternbachstraße und Tennisweg). Dem hielt Bürgermeister Griessmair entgegen, dass man hinkünftig den Verkehr des Viertels nach Süden abfließen lassen wolle, im Zusammenhang mit der Südring-Ausfahrt Mitte, deren Baubeginn nun anstehe. Man wolle darüber hinaus den Verkehr insgesamt reduzieren, indem man öffentliche Einrichtungen abziehe. Damit meinte er die Eishalle. Der Verkehr zur Musikschule sollte laut Grießmair über den Kronplatzweg stichstraßenartig erfolgen und darüber hinaus seien Gratisparkzeit für Eltern und Kirchgänger in der Tiefgarage der Schlossbergwiese vorgesehen. Allerdings erwähnte er nicht, dass die bisher auf verschiedene Einrichtungen aufgeteilten ca. 1.600 Musikschüler (2012) aus dem näheren Einzugsgebiet nun alle, im Unterschied zu bisher, im neuen Gebäude neben der Pfarrkirche unterkommen werden. Der Kronplatzweg alleine wird das dadurch stark erhöhte Verkehrsaufkommen wohl nicht fassen können. Außerdem wird ja allem Anschein nach die Tennishalle, auch dem Wunsch vieler folgend, ebenfalls weiter bespielt werden, ganz zu schweigen vom Schwimmbad.
Neue Moessmer-Rampe?
Einige Experten merkten bei besagter Diskussion an, dass eine saubere Lösung der weiteren Verkehrsproblematik in Bruneck Ost nur durch eine Einbindung der Zone an den Ring auf der Höhe der Moessmerfabrik zu erreichen sei. Diese Verbindungsstraße müsse aber anwohnergerecht und – wo möglich – über unbebautes Gelände erfolgen. Andere Anrainer brachten schließlich ihre Bedenken wegen der möglichen Hochwassergefahr für das zu bauende Kondominium ins Feld. Bürgermeister Griessmair merkte dazu an, dass die Zone als „gelbe Zone“ eingetragen sei, was ein Bauen unter besonderen Auflagen ermögliche. Außerdem meinte er, „ein Kondominium mit 40 Wohnungen, wie das von der Gemeinde vorgesehene, ist gerade einmal so groß wie eines der Häuser am Rand des Sternwaldeles“. Allerdings braucht es vier solcher zweistöckiger Häuser zu je zehn Wohnungen, um auf 40 zu kommen. Alternativ dazu müsste in die Höhe gebaut werden, was wohl auch bei verschiedenen Anrainern nicht gut ankommen dürfte. In jedem Fall dürften 40 Wohnungseinheiten auch dementsprechend viel Verkehr erzeugen, auch wenn noch genaue Hochrechnungen fehlen. Die Gemeindeverwaltung hat jedenfalls den Architekten Arno Gamper beauftragt, ein genaueres Konzept zu erstellen.
Unterschiedliche Vorstellungen
Fraktons-Chef Walter Harpf ist mit den Plänen der Gemeindeverwaltung ganz und gar nicht einverstanden. Das wurde auch bei der Vorstellung der Pläne für das neue Eisstadion im Gemeinderat mehr als deutlich. Dort bestätigte Grießmair dann auch, dass die „Gespräche schwierig“ seinen. Harpf bekräftigte zwar, dass „man durchaus das gleiche Anliegen verfolge, Allgemeingut bestmöglich zu verwalten, dass man als Fraktion aber eine diametral entgegensetzte Ausrichtung habe, um die Naherholungszone entlang der Rienz auszubauen“. Man habe sich in den letzten Jahren für die Errichtung von Beach-Volleyballplätzen verwendet und unter anderem am Ostende einen gut genutzten Grillplatz errichtet. Man werde der Tennishalle die Möglichkeit geben, für die Bar einige Tische auf der Ostseite, im Areal des Fußballplatzes aufzustellen und habe den Architekten Werner Franz beauftragt, ein umfassendes Konzept für den Ausbau der Naherholungszone inklusive Fußballplatz zu entwickeln, einschließlich der freiwerdenden Eishallenparkplätze. Diese sind auch im Eigentum der Fraktion. Dort ist laut Harpf eine Ausweitung des Schwimmbadareals samt Kinderbecken angedacht. Wie auch andere Mitdenker betonten, habe Bruneck in dem Uferstreifen ein äußerst kostbares Naherholungsgebiet mit Sportanlagen, das man auf keinen Fall aufgeben dürfe, während man in den Dörfern reihum solche schaffe, wie die von der Jugend der näheren und weiteren Umgebung geliebte „Beach“ in St. Georgen oder die sehr beliebten Kneipp-Parcours in den umliegenden Dörfern. „Im Übrigen ist es die einzige Naherholungszone, die Bruneck-Stadt glücklicherweise hat und es geht auf keinen Fall an, diese scheibchenweise wegzuknabbern“, so Harpf.
Vonseiten der Fraktionsverwaltung soll nun erst einmal abgewartet werden, bis ein präzises und im Detail ausgearbeitetes Alternativprojekt von Seite der Gemeinde vorliegt. „Ohne ein solches Projekt wird es unmöglich sein, sich unvoreingenommen für die eine oder andere Variante auszusprechen, vor allem auch deswegen, weil das Vorhaben bisher auf der einzigen Prämisse aufbaut, Geld aufzutreiben“, so Harpf. Ihm wird derzeit der Lösungen der unaufgearbeiteten Problematiken zu wenig Augenmerk geschenkt. „Doch erst wenn man Nägel mit Köpfen gemacht hat, wird die Bevölkerung imstande sein, zu entscheiden. Denn diese Entscheidung soll von der Bevölkerung getroffen werden und nicht nach bisher gewohnter Manier, von „oben“ herab übergestülpt werden“, wie ein Diskussionsteilnehmer bemerkte.
Carlo Sansone