Im Frühjahr 2016 soll der neue Streckenabschnitt der Umfahrungsstraße in Vintl im Bereich Lodenwelt eingeweiht werden. Das erste Teilstück der Vintler Umfahrung ist bereits seit 2011 in Betrieb. Doch nun entflammte erneut eine Diskussion über Sinn und Unsinn dieses Projektes. Eine kurze Bilanz zu Kosten und Nutzen.
Das Dorf Obervintl soll durch den zweiten Teil der Umfahrung verkehrstechnisch wesentlich entlastet werden. wpz
Seit die Pustertaler Straße vor etwa 20 Jahren von der Staats- in die Landeszuständigkeit überging, besteht die Diskussion rund um den Ausbau der Straße durch Ortsumfahrungen, Begradigungen und Verbreiterungen. Vintl hat schlussendlich das große Los gezogen – noch vor der Gemeinde Kiens, was für viele bis heute unverständlich ist. Erste Bekanntmachungen ob einer Verbreiterung und eines Ausbaus der Straße riefen breiten Protest der Bevölkerung hervor. Ein Großteil der Einwohner von Vintl sprach sich in einer Umfrage der Umweltschutzgruppe Vintl klar gegen den Ausbau der Landesstraße aus. Nichtsdestotrotz hielt die Landesregierung an ihren Plänen fest. Schlagendes Argument war das stets zunehmende Verkehrsaufkommen. Und so wurde im Jahr 2008 der erste Spatenstich für die Umfahrungsstraße von Vintl gesetzt.
Zähes Verkehrsaufkommen trotz Umfahrung aw
Zunehmender Verkehr
Gerade das Argument des zunehmenden Verkehrs ist nicht von der Hand zu weisen. Anrainer Walter Fischnaller kann ein Lied davon singen. Er freut sich auf die Komplettierung der Umfahrungsstraße. „Ich bin grundsätzlich für die neue Straße, da sie allemal eine Verkehrsberuhigung für die Dörfer Nieder- und Obervintl bringt. Die alte Straße hat das Dorfleben in Obervintl arg beeinträchtigt, da sie das Dorf in zwei Teile gespaltet hat. Aber auch in Niedervintl wurde die 1935 gebaute Umfahrungsstraße dem heutigen Verkehrsaufkommen nicht mehr gerecht“, ist er überzeugt. Insofern brauchte es eine Alternative. Darüber hinaus brachte die neue Umfahrung auch Vorteile für einige Häuser mit sich, die direkt an der alten Straße stehen. Allerdings stufen Kritiker die Dimension des Ausbaus nach wie vor als zu groß ein. Durch die neue Umfahrung sei zu viel wertvoller Kulturgrund vernichtet worden, ist immer wieder zu hören.
Stau trotz neuer Straße
Der erste Streckenabschnitt der Umfahrungsstraße Niedervintl wurde bereits im Jahr 2011 eingeweiht. Aktuell flammt die Diskussion um den Sinn der neuen Straße allerdings wieder auf, da im Moment die Umbauten des zweiten Bauloses im Bereich Lodenwelt stattfinden. Nachdem jetzt seit beinahe vier Jahren die Auswirkungen des Straßenausbaus beobachtet werden konnten, lässt sich – sine ira – Folgendes berichten: Während der touristischen Hochzeiten ist die Pustertaler Straße auf der Höhe von Vintl in Richtung Brixen spätestens gegen Mittag lückenlos verstopft. Dass die Autobahn und ganz speziell die Autobahneinfahrt bei Franzensfeste nur eine bestimmte Zahl an Fahrzeugen fassen kann, ist eine Tatsache. Dieses Nadelöhr wurde bis dato nicht wesentlich entschärft. Daran ändert auch der Ausbau der Pustertaler Straße nichts. Von einer Beschleunigung des Verkehrsflusses auf 70 bis 80 km/h, wie von der Landesregierung ursprünglich geplant, kann - zumindest an verkehrsreichen Tagen - keine Rede sein. Da stellt sich natürlich die Frage, ob in dieser Hinsicht das Pferd nicht von hinten aufgezäumt wurde.
Was aber bringt die Zukunft? Schon heute wird nämlich ernsthaft in Zweifel gezogen, ob die vielen und teuren Umfahrungen am Ende ausreichen werden, um die verkehrstechnische Lebensader durch das Pustertal am Pulsieren zu halten. Das wiederum könnte die Diskussion über eine Art „Me-Bo“ durch das Grüne Tal weiter anstacheln. Denn schon heute gibt es viele, die eine Schnellstraße durch das Pustertal als die langfristig bessere und sinnvollere Alternative werten. Zumal allein der Kostenaufwand für den Ausbau der Umfahrungsstraße in Vintl mit immerhin stolzen 52,7 Millionen Euro arg zu Buche schlägt.
Alexandra Wiegele