In dieser neuen Kolumne greift Markus Lobis globale Themen auf, die auf den ersten Blick wenig mit Südtirol zu tun zu haben scheinen und deshalb oft aus den Alltagsdiskursen verdrängt werden. Tatsächlich sind die Auswirkungen der globalen Entwicklungen aber weit reichend und betreffen auch Südtirol. Mit dieser Kolumne leistet die Pustertaler Zeitung einen Beitrag zu Information und Debatte. 

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Markus Lobis

Wie Europas Abfälle die Landwirtschaft in Afrika zerstören

Allein in Deutschland werden täglich rund 1,8 Millionen Hühner geschlachtet. Abgesehen von bedenklichen Aspekten bei Aufzucht und Schlachtung, die vom Medikamenten-Einsatz bis zur Ausbeutung von Arbeitskräften reichen, zerstört diese hoch spezialisierte Massenproduktion zart aufkeimende unternehmerische Initiativen in der afrikanischen Landwirtschaft. Schuld daran sind Schlachtreste und unverkäufliche Geflügelteile, die mit EU-Förderung auf afrikanische Märkte geworfen werden.

In Europa wird hauptsächlich Hühnerbrust verkauft, nur rund ein Fünftel der Hühnerprodukte geht als ganzes Huhn über die Theke. Der Absatz an Hühnerschenkeln hat in den letzten Jahren abgenommen, Reste und Innereien finden in Europa kaum Abnehmer. Sie werden zu einer Pampe verarbeitet und als Convenience-Produkte wie „Chicken Nuggets“ im Tiefkühlfach verkauft oder zu Schleuderpreisen tiefgefroren nach Afrika exportiert. Allein nach Ghana kommen jährlich 90.000 Tonnen Geflügelreste aus der EU.  

Neben direkten und indirekten Subventionen der EU, die zu Dumpingpreisen führen, zwingen Handelsabkommen die afrikanischen Staaten, ihre Märkte für europäische Importe zu öffnen. Die Folgen: Neun von zehn Geflügelzüchtern in Ghana haben in den letzten Jahren aufgegeben.  In den anderen Ländern West- und Zentralafrikas verhält es sich ähnlich.

Was für Geflügel gilt, gilt auch für andere landwirtschaftliche Produkte. Überschüssiges Gemüse aus Südspanien wird - wiederum durch EU-Steuergeld gefördert - zu Preisen nach Afrika geliefert, die unterhalb der Produktionskosten in den jeweiligen Ländern liegen. Afrikas Bauern haben also keine Chance, auf dem Markt zu bestehen - ein Teufelskreis, dessen Folgen wir gerade erleben. Wenn wir nicht bald gegensteuern, wird sich die Situation noch weiter verschlechtern.

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie auf www.zigorimedia.wordpress.com/die-welt-und-wir/

 

 

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