„Noten für den Tourismus – zwischen Willkür und Mehrwert“ – lautete der Titel der Wirtschaftsgespräche, die heuer bereits zum zweiten Mal von der Wirtschaftsfachoberschule Innichen veranstaltet wurden. Dabei kamen interessante Details hervor. So werden 80 Prozent der Kaufentscheidungen von Empfehlungen beeinflusst. Gar 92 Prozent der Urlaubssuchenden lesen Hotelbewertungen auf Online-Portale. Für das Grüne Tal besteht noch Nachholbedarf.

BS152502a

Barbara Wachtler und Paul Pizzinini: Hotelbewertungen sind durchwegs positiv und eine Chance.

Die vierte Klasse der WFO Innichen beschäftigte sich in den vergangenen Wochen intensiv mit Hotelbewertungen im Internet und stellte sie seriösen Rezensionen in Führern wie der „Guida Michelin“ gegenüber. Dabei haben die Schüler einige Spannungsfelder herausgefiltert, auf die dann im Detail eingegangen worden ist. Fausto Arrighi, der 28 Jahre als Hotel-und Gastrokritiker beim Michelin-Führer tätig war, erklärte in seinem Impulsreferat die Wichtigkeit der Hotelkritik für die Urlaubsentscheidung. Allerdings lassen sich Hotelkritiken von Profis und Gästebewertungen im Netz kaum vergleichen. „Michelin trifft eine Vorauswahl und benotet die Besten der Besten nach strengen Qualitätskriterien. Gästekommentare können hingegen immer nur Momentaufnahmen sein: Sie sind spontan, persönlich und sehr emotional. Ein Kommentar kann nie eine Empfehlung sein“, stellte er klar. 

 

Gästekommentare als Chance

Erich Falkensteiner von der Falkensteiner-Michaeler –Tourism-Group – der andere Experte in der Runde – war anderer Meinung. Für ihn sind „Gästekommentare wertvoller als Kritikerrezensionen“. In der von Eberhard Daum moderierten Podiumsdiskussion bezeichnete er den professionellen Umgang mit Tripadvisor und Co. als sinnvolles Marketinginstrument, um den Wert eines Hotels oder Restaurants zu steigern. Barbara Wachtler vom Dolce Vita Family Chalet Postalpina schlug in dieselbe Kerbe: „Jede Bewertung ist eine Chance für uns, mit Menschen in Kontakt zu treten und sie von uns und unserer Arbeit zu überzeugen. " Sie ist überzeugt, dass das „langfristig für neue Gäste und eine stärkere Gästebindung“ sorge. 

Hotelbewertungen wurden auch von Paul Pizzinini, dem Chef des Hotel „Rosa Alpina“ in St. Kassian, als „durchwegs positiv“ eingestuft. Auf die Frage, ob er sich hin und wieder zurück in eine Zeit sehne, in der es noch keine Online-Bewertungen gab, meinte er: „Jede Gästemeinung wird bei uns ernstgenommen und geschätzt. Den Gästen gefällt unser offener Umgang und das macht uns glaubwürdig.“ 

Alexander Egarter, Geschäftsführer des einzigen 5-Sterne-Hotels (Hotel Monika) im Hochpustertal, ist ebenfalls überzeugt, dass man mit der Zeit gehen muss. Transparenz und Offenheit seien die Maxime. „Nur wer einen offenen, transparenten Umgang mit dem Gast – egal ob im Haus oder im Netz – pflegt, wird langfristig bestehen und Gäste auf Dauer binden können.“ Gastfreundschaft höre nicht beim Aufwiedersehen auf.

Damit schloss Fausto Arrighi wieder den Kreis, der darauf verwies, dass  „Kritiken und Bewertungen nicht dasselbe sind“. Beide spiegeln aber die Qualität eines Betriebs wieder und sorgen dafür, dass sie sich stets hinterfragen und verbessern. Diesbezüglich gibt es im Pustertal noch einiges aufzuholen.   

mz

 

 

 

 

Zusätzliche Informationen

Diese Seite verwendet Cookies!

Durch die Nutzung der Website stimmen Sie zu, dass Cookies gespeichert werden. Mehr darüber

Ich verstehe