Bereits vor Beginn des Schuljahres 2015/16 waren Unverständnis und Kopfschütteln in der Bevölkerung zu beobachten, als bekannt wurde, dass heuer die Grund-, Mittel- und Oberschüler von Innichen in der Mensa von einem Unternehmen aus Bozen versorgt werden würden. Nun häufen sich die Schwierigkeiten. Tobt hinter den Kulissen ein Machtkampf?
Leere Stuhlreihen in der Innichner Schulmensa. Derzeit tobt hinter den Kulissen ein erbitterter Machtkampf mit gegenseitigen Vorwürfen. ns
Tatsächlich scheint die Arbeit der Bozner Firma von Anfang an unter keinem guten Stern zu stehen. Gab es doch bereits bei ihrer ersten Fahrt von Bozen nach Innichen einen Unfall bei Percha, der dazu führte, dass die Schüler in Innichen zunächst vergeblich auf ihr Mittagessen warteten. Essen musste aus der Umgebung herbeigeschafft werden und nach verspätetem Eintreffen des Mensalieferwagens konnte der Nachmittagsunterricht erst eine Stunde später wiederaufgenommen werden.
Nichtsdestotrotz war man damals von Seiten des Unternehmens und der Mensabesucher noch zuversichtlich. So etwas kann auf so einer langen Strecke immer wieder mal passieren. Verspätungen könnten im Winter, wenn er schneereich werden würde, wohl noch öfters vorkommen. Als sich dann aber herausstellte, dass auch die Qualität des Essens in Abständen nicht angemessen, die Firma mit der Organisation der Mittagspause offenbar überfordert war und es immer wieder zu unangenehmen Situationen kam, machte sich Unmut und Unverständnis unter den Schülern, dem Schulpersonal und nicht zuletzt den Eltern breit.
Eltern gehen auf die Barrikaden
Von Seiten der zuständigen Gemeindereferentin wurde immer wieder interveniert. Eine schriftliche Information jagte die nächste. Von Seiten des Verantwortlichen des Unternehmens wurde immer wieder Besserung versprochen. Auf einzelne Wochentage, in denen - abgesehen von den Organisationsschwierigkeiten - nichts zu bemängeln war, folgten dann aber wieder Tage, an denen sich die Schüler rohen Wiener Schnitzeln, Haaren, Verpackungsresten und anderem undefinierbarem Kleinod in den Speisen gegenübersahen. Und auch die geschmackliche Zubereitung der Gerichte glich mitunter einem Lotteriespiel, sodass sich die Situation nach dem ersten Halbjahr derart zugespitzt hat, dass die Eltern Sturm laufen und die Anmeldungen der Mensabesucher mittlerweile markant zurückgegangen sind.
Da aber sehr viele Eltern keine andere Alternative haben, als ihre Kinder an bestimmten Tagen in die Schulmensa zu schicken, ist die derzeitige Situation ärgerlich. Denn es kann keine zufriedenstellende Lösung sein, wenn die Kinder in diesem Alter vermehrt in den umliegenden gastronomischen Lokalen oder am Würstchenstand ihre Mittagspause verbringen oder bei Bekannten und Freunden untergebracht werden müssen.
Tobt ein Machtkampf?
Trotz der schriftlichen Zusage des Unternehmens, dass es sich bei weiteren Vertragsverletzungen freiwillig zurückziehen würde, weigert sich diese nun strikt gegen eine Auflösung des Vertragsverhältnisses. Von Seiten der Gemeindeverantwortlichen ist dagegen zu hören, dass ihnen aus rein rechtlicher Sicht die Hände gebunden seien. Von Seiten des Unternehmens werden nun auch verstärkt Vorwürfe in Richtung Gemeinde laut. Von "unlauteren Methoden" ist die Rede.
Schüler, Eltern und Lehrpersonen haben dagegen immer mehr den Eindruck, dass zwischen Firma und Gemeinde bzw. Schule tatsächlich ein regelrechter Machtkampf entbrannt ist, der in erster Linie auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird. Aus vielen Gesprächen zwischen Eltern, Gemeinde- und Schulverwaltung ist darüber hinaus zu entnehmen, dass dieser aufgrund der für viele nicht nachvollziehbaren Kriterien für die Auftragsvergabe wohl zugunsten des Unternehmens aus Bozen entschieden werden dürfte. Sollte dies der Fall sein, wird die Bozner Firma noch für ein weiteres Schuljahr die Mensa bedienen. Der Auftrag wurde gleich für zwei Jahre vergeben.
Bleibt also nur noch zu hoffen, dass die Mensagerichte in Zukunft akzeptabel sind und das Organisatorische besser funktioniert. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich die Eltern anderweitig organisieren und es so für die Firma wegen fehlender Abnehmer nicht mehr rentabel sein wird, den Mensadienst in Innichen zu bedienen.
Nicoletta Schneider