Seit 2012 führt die Technologische Fachoberschule (TFO) im Auftrag des Schulamts Bozen PLIDA-Sprachzertifikat-Prüfungen vor Ort durch. Die Schulen selbst bieten Vorbereitungskurse an, um die Schüler und Schülerinnen auf die Prüfungen vorzubereiten. In Bruneck finden die Sprachtests in italienischer Sprache für das Niveau C1 und B2 des europäischen Referenzrahmens zweimal im Jahr statt, sie sind mit den Zweisprachigkeitsprüfungen A und B gleichgestellt. Schüler und Lehrer aller Pustertaler Oberschulen können diese Möglichkeit nutzen. Wir haben bei den Teilnehmern nachgefragt.
Sebastian Gutweniger mb
PZ: Herr Gutweniger, Sie besuchen die TFO Bruneck und konnten diese Prüfung sozusagen zu Hause ablegen. Ist das ein Vorteil?
Sebastian Gutweniger: Ja, man hat keine Fahrprobleme, keine Zugverspätung, keinen Stau, keine Hektik, um rechtzeitig hin zu kommen. Die Umgebung ist vertraut, man fühlt sich sicherer. Man kann auch Prüfungsteile, die man nicht gut bewältigt, hier wiederholen. Und man erfährt die Ergebnisse vor Ort und kann auch die Bescheinigung hier abholen, ohne nach Bozen zu fahren.
Sie sind also dankbar für diese Möglichkeit?
Oh ja, das bin ich wirklich.
Welche Sprache können Sie besser, Englisch oder Italienisch, und warum?
Keine Frage: Englisch. Warum? Es ist eine germanische Sprache und sie liegt mir näher. Außerdem ist Englisch viel weiter verbreitet als Italienisch und daher nützlicher.
Welcher Teil der schriftlichen Prüfung war für Sie am schwierigsten?
Eindeutig der Hörtest. Man hat den vorgelesenen Text kaum verstanden. Die Aufnahmequalität war nicht gut und auch die Wiedergabe ließ zu wünschen übrig.
Nadia Moling mb
Nadia Moling, Schülerin des Sprachengymnasiums, hatte folgenden Eindruck
PZ: Frau Moling, wie war der Test?
Nadia Moling: Alle Teile waren machbar. Der Hörtest erforderte viel Konzentration, es wurde sehr schnell gesprochen. Beim Lesetest war die Wortwahl äußerst fachspezifisch. Für mich war das Schreiben am einfachsten.
Stimmt es, dass die Prüfungen bei privaten Einrichtungen leichter sind als bei der Zweisprachigkeitsprüfung?
Das kann ich nicht beurteilen. Uns haben die Lehrer empfohlen, diese Möglichkeit zu nutzen. Die Deutsch-Prüfung werde ich nächstes Jahr ablegen, wenn ich die Abschlussklasse besuche.
Ist es wahr, dass nicht wenig Jugendliche keine Lust haben, Italienisch zu lernen?
Das stimmte z.B. für einige meiner Mitschüler in der Mittelschule. Jetzt besuche ich das Sprachengymnasium, dort ist das Niveau in den Sprachen von vornherein hoch und die Schüler wollen selbst möglichst viele Sprachen gut lernen.
Warum lehnen andere Italienisch ab?
Wahrscheinlich aus historischen Gründen, der Faschismus ist bei älteren Leuten noch nicht vergessen. Andere Gründe wären für mich nicht nachvollziehbar.
Daniela Lercher und Silvia Lercher mb
Auch Lehrpersonen nutzten die Gelegenheit, den Test abzulegen, so Prof. Silvia und Prof. Daniela Lercher von der Berufsschule.
PZ: Frau Silvia Lercher, wie haben Sie die Prüfung erlebt?
S. Lercher: Sie war sehr anstrengend, schon nach dem Hörtest war man ziemlich geschafft. Aber insgesamt fand ich das Anspruchsniveau für eine C1-Prüfung angemessen.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe viele italienische Zeitungen und Bücher gelesen, Hörmagazine gehört, mit italienischen Bekannten Gespräche über verschiedenste Themen geführt. Klassische Lektüre kam nicht vor, denn wie andere Sprachen hat sich auch das Italienische in den letzten Jahrzehnten stark verändert.
PZ: Frau Daniela Lercher, für welche Stufe sind Sie angetreten und wie geht es Ihnen nach getaner Arbeit?
D. Lercher: Für C1, aber ich habe kein gutes Gefühl, es war sehr anstrengend. Der Hörteil war eine harte Nuss und der vorgelesene Text kaum verständlich.
Welcher Teil war am leichtesten?
Das ist schwer zu sagen. In allen Teilen gab es leichtere und schwierigere Aufgaben. Man sollte diese Prüfung auf jeden Fall schon in der Oberschule oder gleich danach ablegen. Wenn man im Ausland studiert oder länger dort wohnt, wird es viel schwieriger. Mehrsprachigkeit ist jedenfalls immer und überall von Vorteil.
Interviews: Margareth Berger
PLIDA - Progetto Lingua Italiana Dante Alighieri
Das Sprachzertifikat PLIDA ist ein offizieller Nachweis für die Italienischkenntnisse der Personen, welche sich dem Sprachtest stellen. Die Prüfungsinhalte werden von einem wissenschaftlichen Team der Società Dante Alighieri, in Zusammenarbeit mit der Universität „La Sapienza“ in Rom, erarbeitet und betreut. Die sechs Stufen des PLIDA gehen, wie bei allen Fremdsprachen, von A1 bis C2, mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad, und entsprechen dem Modell des Europarats zum “Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen”.
Die Prüfungen bestehen aus vier Teilen und sind in vier Lernbereiche untergliedert: Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen. Die Sprachkenntnisse der Prüfungskandidaten in den Lernbereichen Hören und Lesen werden in Form von Multiple-Choice-Tests ausgewertet. Verschiedene Formen von schriftlicher Textproduktion und mündlicher Konversation stehen im Mittelpunkt der Lernbereiche Schreiben und Sprechen. Die Prüfungsdauer beträgt insgesamt vier Stunden.
Falls ein/e Prüfungskandidat/in einen, zwei, oder drei der vier Bereiche nicht besteht, hat er/sie die Chance, die Inhalte bei erneuten Teilprüfungen, welche halbjährlich stattfinden, nachzuholen.
mb