Nur noch fünf Minuten, bis der Bus abfährt. Noch schnell werden ein belegtes Brot, ein Müsliriegel und eine Flasche Eistee in die Tasche gegeben, bevor es ab zur Bushaltestelle geht. Ernährung ist ein großes Thema der heutigen Zeit. Doch wie sollen sich Schüler am besten ernähren, um die Konzentration bewusst zu fördern? Die Fachärztin für Innere Medizin, Dr. Cristina Tomasi, hat die richtigen Tipps für eine optimale Ernährung. 

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Dr. Cristina Tomasi

 

PZ: Frau Professor, sicher haben sich schon so manche Maturanten und Maturantinnen die Frage gestellt, was sie essen sollen, um diese stressige Zeit optimal zu überstehen…
Dr. Tomasi:
Eine radikale Umstellung der Ernährung so kurz vor der Abschlussprüfung ist nicht der richtige Zeitpunkt. Das könnte den Organismus belasten und somit nur für zusätzlichen Stress sorgen. Zudem kann die verminderte Zufuhr von Zucker bei ansonsten chronisch hohem Zuckerkonsum sogar zu Entzugssymptomen führen. Dennoch empfehle ich, in dieser Zeit frischem Obst und herzhaft zubereiteten Salaten mit Avocados und Gemüse gegenüber Naschzeug wie Keksen, Kuchen usw. den Vorzug zu geben. Fettreicher Fisch (Lachs, Hering, Makrele) und Bioeier sind exzellente Eiweiß-, Vitamin- und Fettlieferanten. Nüsse enthalten zusätzlich Zucker, der in dieser Form einen konstanteren Blutzuckerspiegel gewährleistet. Bei unstillbarem Verlangen nach etwas Süßem können eventuell Trockenfrüchte Abhilfe schaffen. 

Was sollte Ihrer Meinung nach in die Pausenbox kommen?

Verschiedene Obstarten wie Bananen, Äpfel oder verschiedene Beerensorten sind erfrischend und sättigend. Auch Gemüse-Sticks wie Karotten und Peperoni eignen sich gut und sind praktisch zum Mitnehmen. Sauerteigbrot mit Butter oder ein bis zwei hartgekochte Eier sind ebenfalls optimal als Pausensnacks.

Was halten Sie vom so genannten Studentenfutter für zwischendurch? Ist das wirklich eine ideale Nahrung für Studenten?
Nüsse und Trockenfrüchte sind eine brauchbare Kombination aus Eiweiß, Fett, schnell verfügbarem Zucker, Vitaminen und Mineralstoffen. Diese Kombination ist normalerweise sehr sättigend und man wird nicht allzu viel davon essen können. Natürlich kann der andauernde maßlose Genuss zu einer Gewichtszunahme führen, doch junge und gesunde Menschen können sich in der Regel auf ihren Körper verlassen und ihr Hunger- und Sattheitsgefühl als Maß für die Nahrungsaufnahme nehmen.   

Studentenfutter im Laden oder aus dem Automaten ist generell recht teuer…

Das ist aber nicht unbedingt ein großes Problem. Studentenfutter kann man sich auch beliebig nach Lust und Laune selber zusammenmischen. Das ist auch billiger als im Laden oder aus dem Automaten.

Was ist der beste Durstlöscher?

Ich empfehle Wasser, eventuell mit selbstgepresstem Zitronensaft versetzt, oder ungesüßte Tees. Auch diese Getränke kann man problemlos selbst herstellen. Zusätzlich empfehle ich, grundsätzlich alle Getränke aus Glasflaschen oder geeigneten Thermoflaschen zu trinken. Dabei ist es wichtig, dem eigenen Körper und seinem Durstgefühl zu vertrauen. Man soll dem Körper so viel Flüssigkeit zuführen, wie er braucht, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die angemessene Menge ist abhängig von vielen inneren und äußeren Umständen und kann stark variieren.  Grundsätzlich sollte man aber vor oder nach den Mahlzeiten und nicht unbedingt während der Mahlzeiten trinken.

Gibt es konzentrationsfördernde Nahrungsmittel? 

Ja, frische oder sorgsam zubereitete Nahrungsmittel enthalten viele konzentrationsfördernde Stoffe. Einen ausgeprägten Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, die sowohl für die Hirnleistungen als auch für die Konzentration besonders wichtig sind, kann die gesunde Ernährung alleine allerdings oft nicht ausgleichen. In diesen Fällen empfehle ich den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln. Darüber hinaus fördert vor allem Fisch, insbesondere fettreicher Fisch und Fisch, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist,  die Konzentration. Für jene mit einem flexiblen Energiestoffwechsel, das heißt wenn Energie sowohl aus Zucker als auch aus Fett gewonnen wird, ist das Auslassen einer oder zweier Mahlzeiten, auch bekannt unter dem Begriff intermittierendes Fasten, eine konzentrationssteigernde Methode.

Spielt das Geschlecht bei der Ernährung eine Rolle oder hat es keinen Einfluss?

Grundsätzlich gilt, dass alle Menschen ausreichend Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, essentielle Aminosäuren und essentielle Fettsäuren brauchen. Ähnliches gilt auch für die Makronährstoffe wie Eiweiß, Fett und Zucker.

Allerdings ist der Stoffwechsel bei Mann und Frau unterschiedlich. Deswegen kann man sagen, dass sich die optimale Ernährung von Männern und Frauen unter anderem aufgrund ihrer unterschiedlichen hormonellen Ausstattung unterscheidet. Doch auch innerhalb der Geschlechter gibt es eine beträchtliche Variationsbreite. Mit anderen Worten: Was für mich gut ist, muss nicht auch für meinen Partner gut sein und was für die eine Frau, den einen Mann gut ist, muss nicht für alle Frauen bzw. alle Männer gut sein.

Interview: Sophie De Martin Polo

    

Falsche Ernährung: Volkskrankheit Übergewicht

44 Millionen Kinder leiden laut den jüngsten Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO an Übergewicht, im heurigen Jahr wird die Zahl vermutlich auf 70 Millionen ansteigen. Dabei handelt es sich um ein ernsthaftes Problem, das direkte Auswirkungen auf die Gesundheit im Erwachsenenalter haben kann und eng mit dem Auftreten chronischer Krankheiten verbunden ist.

Auch in Südtirol wurde eine entsprechende Untersuchung durchgeführt. Im letzten Jahr haben insgesamt 57 Klassen mit 949 Schülerinnen und Schülern daran teilgenommen. Dabei stellte sich heraus, dass immerhin 13,6 Prozent der Buben und 13,1 Prozent der Mädchen übergewichtig sind. Und noch einige interessante Details kamen zum Vorschein: Die Neigung zu Übergewicht und Fettleibigkeit steigt mit der zunehmenden Größe der Wohngemeinden. Zudem steigen die Werte bei Kindern, wenn mindestens ein Elternteil übergewichtig oder fettleibig ist.  

 

Zunehmendes Problem

Aktuell sind rund 5.800 Kinder zwischen acht und neun Jahren von Übergewicht betroffen - 1.350 sind fettleibig. Bei 50 bis 70 Prozent ist es sehr wahrscheinlich, dass sie auch als Erwachsene daran leiden werden. In Südtirol haben 36.000 Menschen über 14 Jahren Gewichtsprobleme, 3.600 sind sogar von starker Fettleibigkeit betroffen. Prävention tut also not. Hier sind Eltern und Schule gefordert. Die direkten Kosten von Übergewicht und Fettleibigkeit für die Sanität belaufen sich auf rund 1.400 Euro pro Person und Jahr. Die indirekten Kosten, etwa aufgrund von Abwesenheiten am Arbeitsplatz, liegen laut statistischen Erhebungen bei etwa 1.700 Euro pro Person und Jahr.       

rewe/mp

 

Mehr auf die Gesundheit achten

Die Ernährungsgewohnheiten der Südtiroler Kinder lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Kinder essen zu wenig Obst und Gemüse, trinken dafür aber zu viele zuckerhaltige Getränke. Allerdings sind Kinder in Südtirol laut Studie körperlich aktiver als Gleichaltrige im übrigen Italien. In der Umfrage 2014 wurden zudem erstmals auch Daten zur Mundhygiene, zur Sehkraft und zu den Schlafgewohnheiten erhoben: Demnach haben acht Prozent der Kinder am Abend vor der Erhebung vor dem Schlafengehen die Zähne nicht geputzt. 15 Prozent tragen eine Sehbrille und zwei Prozent schlafen an einem normalen Werktag weniger als neun Stunden.                    

mp

 

Gesunde Mensen?

94,1 Prozent der ausgewählten Schulen verfügen über eine Mensa, die 52 Prozent der Grundschulkinder regelmäßig besuchen. 73,3 Prozent der befragten Klassen nahmen an Initiativen zu gesunder Ernährung teil. Mehr als 55 Prozent der Schulen organisieren zwei Stunden Turnunterricht pro Woche für alle Klassen und 92,2 Prozent bieten außerschulische motorische Aktivitäten vor allem im Rahmen eines Wahlfaches an, so die weiteren Erkenntnisse der Studie. Auffallend ist auch, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und den Sportvereinen von Jahr zu Jahr zunimmt. Auch ist die Ernährungserziehung in mehr als 90 Prozent der Schulen ein Thema, wobei in 30 Prozent der Fälle sogar das Gesundheitspersonal einbezogen wird.               

mp

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