Matura zu machen ist kein Kinderspiel. Die Abschlussprüfung nach der fünften Klasse Oberschule ist ein echter „Hammer“, eine der größten Prüfungen im Leben, für viele die größte überhaupt. Bei angehenden Studenten stellt die Bewertung ein entscheidendes Element für die Zulassung oder Nichtzulassung zum Universitätsstudium dar, für die anderen Prüflinge hat sie bedeutende Auswirkungen bei der Stellenbewerbung. Heuer gab es viele Unsicherheiten. Letztlich war es ein Sturm im Wasserglas. 

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Kehraus für die Maturanten...

Jedes Jahr, pünktlich vor Prüfungsbeginn, gibt es den „balletto degli esami“ (Ballett der Prüfungen), einen lauten Medienwirbel und öffentliche Erklärungen rund um die Matura.  Da liest man Berichte und Schwarzmalereien über echte oder frei erfundene Pannen, über sinnvolle oder sinnentleerte Bestimmungen und Änderungen. Besonders erstaunlich sind darauf folgende unsachliche Kommentare und Beschimpfungen in Blogs, deren Tenor nicht selten den Verdacht erweckt, mancher Schreiber könnte Probleme mit seiner psychischen Hygiene haben.  

Aber Hand aufs Herz: Auch Prüflinge sind nicht immer reinweiße Lämmchen. Italien- wie südtirolweit blüht der Handel mit Facharbeiten und vorgefertigten Aufgabenlösungen. Es vergeht kein Jahr, ohne dass irgendwo ein Kandidat oder eine Kandidatin trotz aller Verbote und Kontrollen ein Handy einschmuggelt und sich damit von der Toilette (gewisse körperliche Notwendigkeiten sind nicht aufschieb- und schlecht überprüfbar) oder gar vom Prüfungsraum aus die fertige Lösung für eine Aufgabenstellung besorgt. 

 

Aufschrei

Der landesweite Aufschrei der letzten Woche wegen angeblich unzumutbarer kurzfristiger Änderungen an der Prüfung war verwunderlich, aber auch symptomatisch. Tatsächlich wäre die Änderung nämlich bedeutungslos gewesen. In Südtirol gilt die jeweils andere Landessprache von vornherein als Prüfungsfach der dritten schriftlichen Arbeit, dazu kommen fächerübergreifend maximal vier Fächer, manchmal werden nur drei gegeben. Die Aufgabenstellung enthielt also seit eh und je oft vier Fächer, die Kandidaten waren darauf eingestellt. Also aus Rom nichts Neues. Wer die Bestimmungen genau gelesen hat, hat das auch so verstanden (Wortlaut siehe in www.istruzione.it O.M. Nr. 11 vom 29. Mai 2015, Art. 3). Die einzige wirkliche Änderung betrifft die Organisation der Korrekturen und ändert den Arbeitsplan  der Kommissionen, nicht aber die Prüfung. Einzige Folge für die Kandidaten wäre höchstens, dass die Letzten von ihnen bei der mündlichen Prüfung einen oder zwei Tage später drankommen.  

 

Streitthema?

Da hat also auch dieses Jahr jemand ein Nicht-Thema zum Reizthema hochgespielt.  Medien und Politik haben sich dankbar darauf gestürzt. Es wäre ja zu schön gewesen, jetzt schon ein gutes Streitthema für den Sommer zu haben, erhitzen doch öffentliche Debatten um die Abkoppelung von Rom viele Gemüter und dauern lange an. 

Geschädigt sind freilich die, um die man sich angeblich so große Sorgen macht: die unnötig verunsicherten Kandidatinnen und Kandidaten.                

Margeritha Berger

 

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