Brücken bauen und eine Heimat für alle schaffen:
Im September 2014 ist aus einem kleinen Freundeskreis, welcher genervt vom Kampf zwischen den Sprachgruppen und Kulturen Südtirols war, ein Brunecker Verein entstanden, der etwas verändern wollte. Mittlerweile zählt er schon um die 100 Mitglieder und nennt sich „Diverkstatt“. Man wolle Brücken bauen. Nicht immer gelingt das im gewünschten Maße.
Künstlerinnen und Künstler von „Diverkstatt“
Die Verschmelzung des italienischen Wortes „diverso“ und des deutschen Begriffs „Werkstatt“ drückt eigentlich auch schon aus, um was es im Verein geht. „Wir wollen Brücken bauen zwischen den Sprachgruppen und eine Heimat für alle schaffen“, so bringt es der Vorsitzende, Gianluca Da Col, auf den Punkt. Diverkstatt sieht sich als Vermittler zwischen verschiedenen Sprachgruppen und Kulturen. Mit Veranstaltungen zu Themen, welche die Gesellschaft „nicht mehr im Stande ist souverän und vielleicht auch mit einer gewissen Coolness und mit einem erforderlichen Abstand zu vermitteln“, so Da Col, möchte Diverkstatt aufklären und die Gesellschaft zusammenbringen. „Die Veranstaltungen finden immer großen Anklang, es sind immer alle Altersgruppen vertreten, das ist sehr gut! Es braucht Plattformen, wo bestimmte Themen angesprochen werden können.“, betont der Vorsitzende.
Diverkstatt ist eine Unterorganisation vom italienischen sozialen Förderverein „Arci“. Während Diverkstatt anfangs einige Veranstaltungen alleine organisiert hat, kooperiert der Verein mittlerweile mit vielen anderen Vereinen in Südtirol, wie zum Beispiel mit dem Jugenddienst Bruneck und dem Ost West Club Meran.
Gemeinschaft fördern
Die Veranstaltungen mit verschiedensten Inhalten zielen immer darauf ab, Gemeinschaft zu fördern und Vorurteile abzubauen. Im letzten Jahr hat Diverkstatt zum Beispiel die Filmvorführung über Rechtsextremismus „Blut muss fließen“ an verschiedenen Schulen und im Kolpinghaus Bruneck organisiert. Es gab eine Veranstaltung zur Option, und ein Straßenkino zum Thema Anti-Mafia. Ein voller Erfolg war auch die Veranstaltung mit dem Titel „Migration und Menschen auf der Flucht“. Über 150 Teilnehmer sind zusammengekommen und haben sich mit der Flüchtlingsfrage auseinandergesetzt. Diverkstatt–Mitglied Matteo Da Col meint, dass viele Themen in der Gesellschaft unsachlich diskutiert und von öffentlichen Institutionen und Medien polarisiert würden. Wenn diese Themen hingegen von Jugendlichen aufgegriffen werden, sei es für andere Jugendliche besser, sie zu verstehen, zu hinterfragen und mitzudiskutieren. Es entstünde laut Da Col ein anderes Gefühl von Gemeinschaft, in die man sich selbst mit seinen Ängsten und Sorgen, aber auch mit seinen Plänen und Lösungsansätzen einbringen könne. „Bruneck hat ein großes Potenzial, welches man gut nutzen kann und fordern muss“, meint Matteo Da Col.
Diverkstatt vertritt die Meinung, in einer Gesellschaft zu leben, in der keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gefunden werden können. Aber diese Probleme müsse man eben auch in ihrer Komplexität aufarbeiten, um daran zu arbeiten.
Mitarbeit
„Bei uns kann jeder mit seinen Ideen kommen und wir sind bemüht, Veranstaltungen zu den vorgeschlagenen Themen zu organisieren und die Ideen umzusetzen“, erklärt der Vorsitzende Gianluca Da Col. Um Mitglied zu werden, reicht es, ein Formular ausfüllen und einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Obwohl sich der Vorstand von Diverkstatt regelmäßig trifft, gibt es dennoch keine klare Struktur mit genauen Abläufen. Im Verein geht es mehr um Freundschaft, Beziehungen und Freude an der Sache. Es gibt ein grobes Jahresprogramm, aber Diverkstatt lässt sich immer ein paar Freiräume offen, um aktuelle Themen kurzfristig aufgreifen zu können. „Man muss sich vom Leben überraschen lassen, dann entstehen oft die schönsten Momente“, lächelt Matteo Da Col.
Zukünftige Projekte
Auf dem Plan für 2016 stehen ein Projekt mit dem Jugenddienst Bruneck zum Thema Anti-Mafia und ein Solidaritätsfestival im UFO Bruneck mit verschiedenen Partnern und Vereinen. Das Leitmotiv hierbei ist „Bruneck für alle – Stadtraum mitgestalten“. Zusammen soll ein Raum gestalten werden, in dem die Vielfalt von Südtirol gezeigt werden kann.
Langfristiges Ziel von Diverkstatt ist: „Südtirol das dritte Jahrtausend – un Sudtirolo del terzo millenio“. Der Verein will ein ungetrenntes Südtirol, wo sich alle Südtiroler zu Hause fühlen, wo keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Sprache oder Geschichte stattfindet. „Es ist einfach wichtig, dass es weiter geht. Mann kann in Südtirol etwas bewegen, man muss sich nur dahinter setzen und etwas machen“, betont der Vorsitzende und hofft, dass Diverkstatt noch viele tolle Projekte machen wird und sich noch viele Menschen der Bewegung anschließen werden.
Patrizia Hainz