Der 61. Bezirksfeuerwehrtag der 48 Unterpustertaler Feuerwehren in Weissenbach brachte gleich mehrere Höhepunkte. Zum einen wurde eine ganze Reihe von Kameraden für ihre 40jährige Mitgliedschaft geehrt. Darüber hinaus wurden drei Feuerwehrleute zu Ehrenmitgliedern des Bezirksverbandes ernannt. Im Rahmen der Hauptversammlung wurde auch die Forderung laut, dass die Atemschutzuntersuchungen auch weiterhin in der Sportmedizin im Brunecker Krankenhaus durchgeführt werden sollen.
Geehrt für 40 Jahre treue Dienste für die Allgemeinheit rewe
Pfarrer Christoph Wieser brachte es auf den Punkt: „In einer Zeit, wo jeder nur an das ‚Verdienen‘ und nicht an das ‚Dienen‘ denkt, ist die Arbeit der Feuerwehrleute umso höher einzuschätzen“, sagte er in der Predigt. Ein Mensch mit Durchblick. Denn die Arbeit ging den Unterpustertaler Feuerwehren nicht aus. Das bezeugt die Leitungsbilanz für das Jahr 2015 mehr als deutlich. 1.724 Einsätze, darunter 307 Brände, wurden abgearbeitet. Auffallend war, dass im abgelaufenen Jahr viele Großbrände registriert wurden, wie Bezirksinspektor Elmar Irsara aufzeigte. Da heutzutage ein Brandeinsatz ohne Atemschutz nicht mehr denkbar ist, müsse auch die Anzahl der Atemschutzgeräteträger ständig in die Höhe geschraubt werden. Aktuell sind 41 Prozent der 2.234 aktiven Feuerwehrleute der Unterpustertaler Wehren als Atemschutzgeräteträger aktiv. Sie haben im abgelaufenen Jahr insgesamt 3.460 Atemschutzflaschen geleert, was im Schnitt fast vier Atemluftflaschen pro Atemschutzgeräteträger entspricht.
Kampf um die Sportmedizin
Die Atemschutzgeräteträger, die das Herzstück jeder Feuerwehr bilden, werden derzeit noch vom Atemschutzarzt Alex Mitterhofer und seinem Team in der Sportmedizin des Brunecker Krankenhauses laufend untersucht und auf die Tauglichkeit hin abgeklopft. Alle fünf Jahre ist eine detailliertere medizinische Untersuchung fällig. Doch mittlerweile gibt es bürokratischen Widerstand, diese Untersuchungen im bewährten Modus weiterhin aufrecht zu erhalten. Auf höchster Sanitätsebene gibt es Pläne, die gesamten sportmedizinischen Untersuchungen zu zentralisieren. Trotz anderslautender Versicherungen verschiedener Politiker hat die Landesregierung erst auf der vorletzten Sitzung grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Immer unter dem Deckmantel, den sportmedizinischen Dienst verbessern und straffer organisieren zu wollen. Nun steht die Befürchtung im Raum, dass die Untersuchungen über ein Call-Center organisiert und im schlimmsten Fall gar nur mehr an einem Krankenhaus, wahrscheinlich in Bozen, abgearbeitet werden sollen. Das wäre eine enorme Belastung für die vielen Freizeitsportler und nicht zuletzt auch für jene Feuerwehrleute, welche als Atemschutzgeräteträger den Dienst in Anspruch nehmen müssen. Nur zum Vergleich: Atemschutzarzt Mitterhofer hat allein im Vorjahr 192 ärztliche Untersuchungen von Unterpustertaler Feuerwehrleuten durchgeführt. Und zwar praxisorientiert, medizinisch umfassend, schnell und unbürokratisch. Wenn dieses bewährte System gekappt wird, kann nicht ausgeschlossen werden, dass viele Atemschutzgeräteträger „sich das nicht mehr antun“. Die Folgen wären fatal. Daher forderte der Abgeordnete Christian Tschurtschenthaler, dass die sportmedizinische Abteilung auch weiterhin in Bruneck bleiben muss. „Wir werden dafür kämpfen“, kündigte er an.
Atemschutz ist Hochleistungssport
Alex Mitterhofer gab im Zuge des Bezirksfeuerwehrtages auch einen detaillierteren Überblick über seine Tätigkeit. Seit 2011 hat er 1.429 Atemschutzgeräteträger in Bruneck untersucht. Seit 2014 betreut er auch die Atemschutzgeräteträger der Oberpustertaler Wehren. Wie wichtig die Untersuchungen sind, wurde anhand von einigen medizinischen Parametern mehr als deutlich. So werde laut Mitterhofer im Atemschutzeinsatz eine maximale Herzfrequenz von 200 Schlägen pro Minute erreicht. Körpertemperaturen von bis zu 40,5 Grad seien durchaus realistisch. Bei derartig hohem Fieber würden bei jedem erwachsenen Menschen alle Alarmglocken schrillen. Rechnet man noch die Zusatzbelastung durch die schwere Ausrüstung dazu, muss man zum Schluss kommen, dass „Atemschutz absoluter Höchstleistungssport“ ist, wie Mitterhofer aufzeigte. „Wir müssen uns bewusst sein, dass der Atemschutz auch Risiken birgt“, so der Sportarzt. Umso wichtiger seien laufende Untersuchungen und technisch-medizinische Hilfsmittel, die im Ernstfall aber schnell zur Verfügung stehen müssten. Das zeigten auch einige Todesfälle – auch von jungen Feuerwehrkameraden – in Österreich.
Er plädierte auch dafür, den Zeitraum für die medizinischen Komplett-Checks von fünf auf drei zu senken. In Österreich wird das übrigens derzeit umgesetzt. Schließlich werden auch die Einsatzfahrzeuge regelmäßig durchgecheckt. „Die Menschen sollten uns nicht weniger Wert sein“, meinte er. Als Ergänzung zur medizinischen Komplettuntersuchung wird nun auch der so genannte „Finnen-Test“ eingeführt, um die Fitness eines jeden Atemschutzgeräteträgers mittels Zirkelübungen zu testen. „So soll die Atemschutztauglichkeit auf spielerische Weise ermittelt werden“, so Mitterhofer.
Ehrungen
Ein Höhepunkt der Bezirksversammlung war die Ehrung jener Kameraden, die seit mindestens 40 Jahren aktiv im Feuerwehrdienst stehen. Bezirkspräsident Reinhard Kammerer rief dann aber auch den langjährigen Feuerwehrfunktionär Herbert Thaler auf das Podium, dem die höchste Ehre des Bezirkes zuteil wurde: Er wurde zum Ehrenmitglied des Bezirksfeuerwehrverbandes Unterpustertal gekürt. Thaler wurde bereits im Vorjahr mit dem goldenen Verdienstkreuz des Südtiroler Landesverbandes ausgezeichnet und hat im Grunde sein ganzes Leben der Feuerwehr gewidmet. Er war in den unterschiedlichen Positionen aktiv. Bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden als Bezirksinspektor und Mitglied im Vorstand des Südtiroler Landesverbandes.
Ebenfalls zu Ehrenmitgliedern des Bezirksverbandes wurden Raimund Steinkasserer, der jahrzehntelang als Kassier des Bezirksverbandes und des Landesverbandes wirkte und Karl Hitthaler von der Feuerwehr Pfalzen ernannt. Letzterer hat die Jugendarbeit in seiner Heimatwehr in den vergangenen Jahrzehnten geprägt und gemeinsam mit seinem Team die Pfalzner zur heutigen Startruppe geformt. Nicht umsonst errang die Pfalzner Jugendwehr beim letzten Feuerwehr-Olympia-Bewerb des internationalen Feuerwehrverbandes (CTIF) das goldene Leistungsabzeichen. Eine Leistung, die man erst einmal nachmachen muss.
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