Jedes Jahr im Frühjahr ziehen zahlreiche Vogelarten von ihren Überwinterungsgebieten in Südeuropa und Afrika über den Alpenbogen in ihre Brutgebiete im Norden. Darunter ist auch der Rotfußfalke. Dieser ist ein äußerst seltener Gast auf Durchzug. Ein Streifzug.
Der Rofußfalke ist etwas kleiner als hiesige Falken Felix Faltner
Im heurigen Frühjahr könnten dem aufmerksamen Beobachter im Brunecker Talkessel eine außergewöhnlich große Anzahl von Falken aufgefallen sein. Dabei handelte es sich um Rotfußfalken (Falco vespertinus) von denen sage und schreibe 75 bis 80 Stück in den Äckern von Reischach, Aufhofen, sowie St. Georgen Rast gemacht haben. Sie hielten sich dort für einige Wochen im Mai auf und erholten sich von ihrem anstrengenden Zug.
Der Rotfußfalke
Dieser Vogel ist ein kleiner Vertreter der Falken. Sein Name stammt von den auffällig rotgefiederten Füßen des Männchens, welcher ansonsten gräulich gefärbt ist. Das Weibchen hat ein weitaus schlichteres Federkleid - es ist bräunlich. Die Art hat ihr größtes Verbreitungsgebiet in den Steppengebieten Osteuropas, Russlands und Zentralasiens. Kleinere Vorkommen gibt es jedoch auch in Italien und Österreich.
Die Brutgebiete liegen zumeist in offenen Steppen mit lichten Baumbeständen. Dort nutzt der Rotfußfalke zumeist alte Rabennester zum brüten. Zumeist leben die Vögel in Kolonien, die aus mehreren Paaren bestehen. Auch die Migration erfolgt meist gruppenweiße. Mehrere Paare schließen sich dabei zusammen und begeben sich gemeinsam auf Wanderschaft. Dies ist der Grund weshalb eine so große Zahl von Individuen beobachtet werden konnte. Die Hauptnahrung des Rotfußfalken besteht aus Insekten und anderen Wirbellosen. Darunter sind vor allem Heuschrecken und Grillen, die sowohl aus dem Flug heraus, als auch beim Durchschreiten von frisch gemähten Wiesen erbeutet werden. So kann man die Vögel vor allem in den Abendstunden häufig beim Herumhüpfen in Wiesen, Äckern und Feldern beobachten. Entsprechende Meldungen wurden auch der PZ-Redaktion und dem Verein „Naturtreff Eisvogel“ zugetragen.
Rückläufige Population
Da zur Zeit der Jungenaufzucht jedoch noch wenige große Insekten verfügbar sind, werden in dieser Zeit auch Reptilien wie Eidechsen oder Kleinsäuger erbeutet, um die Brut zu versorgen. Wegen seiner Vorliebe für Großinsekten, welche in den Brutgebieten in den gemäßigten Breiten im Winter Mangelware sind, verbringt der Rotfußfalke diesen in den Savannen und Steppen im Süden und Osten Afrikas. Die Abhängigkeit von diesen Großinsekten bringt die Art seit einigen Jahrzehnten jedoch in Schwierigkeiten, weshalb die Bestände rückläufig sind. Grund dafür ist die Bekämpfung der Heuschreckenpopulationen in den Überwinterungsgebieten und in den Brutgebieten.
Seit Anfang Juni sind nun auch die letzten Exemplare wieder auf dem Weiterzug in ihre Brutgebiete in Zentralasien. Dort angekommen haben die Vögel mehrere tausend Kilometer zurückgelegt, das Mittelmeer überflogen und drei Kontinente durchquert. Für die gefährliche Weiterreise können wir ihnen nur das Beste wünschen und auf ein Wiedersehen im Herbst hoffen, wenn die Falken wieder in ihre Überwinterungsgebiete ziehen.
Florian Reichegger