Die Ausstellung über Johann Nepomuk Tinkhauser (1787-1844) hat bis dato viele Besucher angelockt. Der Museumsverein Bruneck und das Stadtarchiv Bruneck wollen das Wirken des Brunecker Goldschmiedes, Sammler und Forschers an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert gebührend ins Licht rücken. Die Ausstellung im Brunecker Stadtmuseum bleibt noch bis zum 14. Februar geöffnet.
Bruneck anno dazumal – auch das gibt es zu bewundern.
Tinkhauser wurde in Bruneck als dritter Sohn des Seilers und Wirts Joseph Tinkhauser geboren. Nach einer Lehre in Brixen und einer kurzen Wandertätigkeit, die ihn nach Passau, Linz und Wien führte, ließ er sich in der Brunecker Oberstadt, im heutigen „Seeböckhäusl“, als Goldschmied nieder. Dort eröffnete er 1822 einen Laden, und betätigte sich in der Folge auch als Kupferstecher, Zeichner, Maler und Installateur von Blitzableitern. Von 1822 bis 1824 war Tinkhauser übrigens auch Bürgermeister von Bruneck.
Brunecker Chronik
Bekannt ist Johann Tinkhauser heute vor allem wegen seines umfangreichen und reichhaltigen Werkes „Geschichtliche Nachrichten von der k.k. Kreisstadt Bruneck und derselben Umgebung“, das als „Brunecker Chronik“ 1981 durch Hubert Stemberger im Druck herausgegeben wurde und bis heute als wichtige Grundlage für die Erforschung der Geschichte der Stadt dient. In seinem Manuskript, das nach heutiger Kenntnis in sechs Fassungen überliefert ist, bietet Tinkhauser ein breites Panorama der Geschichte des Brunecker Beckens und des gesamten Pustertals, das in der Vorzeit beginnt und in Tinkhausers Gegenwart in den 1840er Jahren endet.
Reichhaltige Sammlung
Johann Tinkhauser war während seines ganzen Lebens auch als reger Sammler tätig. Die Kollektion umfasste neben einer ansehnlichen Handschriften- und Büchersammlung auch Goldschmiedearbeiten im klassizistischen Stil, Gipsabgüsse, Kleinplastiken, Münzen, Medaillen, Gemälde, spätgotische Tafelbilder, volkskundliche Gegenstände, Gold- und Silberobjekte, archäologische Fundstücke, Waffen, Elfenbeinfiguren, Kameen, Bergkristalle, Korallen und noch viel mehr. Die Zusammenstellung dieser umfangreichen und thematisch weitgefächerten Privatsammlung mit seiner großen Anzahl an Raritäten und Kuriositäten verweist auf das Kabinett eines gebildeten Brunecker Bürgers, der sich – wenn auch etwas anachronistisch - nach dem Vorbild der europäischen Fürsten und der reichen Bürger des 16. und 17. Jahrhunderts im Haus Nr. 16 in der Oberstadt eine eigene kleine Kunst- und Wunderkammer angelegt hatte.
Nach dem Tode Tinkhausers wurde die Sammlung noch über Jahrzehnte im „Goldschmiedhäusl“ gehortet und von Tochter Maria (verheiratete Seeböck) regelrecht als Schatz gehütet. Nach Maria Seeböcks Tod gingen sowohl das „Seeböckhaus“ als auch die Sammlung 1911 in den Besitz der Stadtgemeinde Bruneck über, die dafür die ansehnliche Summe von 40.000 Kronen bezahlte. Die Tinkhauser-Sammlung diente dem Heimatforscher Paul Tschurtschenthaler danach als Grundlage für sein Brunecker Heimatmuseum. Tschurtschenthaler legte ein ausführliches Inventar an, das uns heute wertvolle Auskunft über den ursprünglichen Umfang und Wert der Kollektion gibt. In den unruhigen Zeiten der 1930er und 1940er Jahre erlebte diese nämlich eine regelrechte Odyssee, wurde nach Bozen gebracht und erfuhr dort zahlreiche Verluste. Die Reste der einst für die kleinstädtischen Verhältnisse in Bruneck äußerst ungewöhnlichen Sammlung wie auch der Bibliothek wurden in den 1980er Jahren nach Bruneck rücküberführt und sind heute im Stadtmuseum sowie im Südtiroler Volkskundemuseum in Dietenheim verwahrt. Ein kleiner Teil des Familienarchivs der Tinkhauser-Sammlung befindet sich im Südtiroler Landesarchiv in Bozen.
Eigene Ausstellung
Die Ausstellung „Kunst- & Wunderkammer“ gibt einen Einblick in das Leben und Wirken von Johann Nepomuk Tinkhauser. Neben den Schriften sind seine künstlerischen Arbeiten von Bedeutung, mit denen er sich als Zeichner, Maler, Kupferstecher und Gold- und Silberarbeiter in Bruneck und über die Stadt hinaus einen Namen gemacht hat. Sowohl sein (kunst-)handwerkliches Schaffen als auch seine Sammlung werden im Rahmen der Ausstellung in einen größeren historischen Kontext gestellt.
Begleitend zur Ausstellung erschien ein Katalog mit dem Titel „Auf der Schwelle einer neuen Zeit: Der Brunecker Goldschmied, Sammler und Forscher Johann Nepomuk Tinkhauser (1787-1844)“. Die Ausstellung im Stadtmuseum Bruneck bleibt noch bis zum 14. Februar zugänglich.
Barbara Rubele