Sprachvirtuose und Feinschmecker
Er ist einer der großen Intellektuellen seines Metiers, ein begnadeter Sprachkünstler... und urkomisch obendrein. Die perfekte Mischung fürs Österreichische Kabarett also! Am Freitag, dem 18. März zieht Florian Scheuba im Stadttheater Bruneck mit seinem ersten Soloprogramm Bilanz aus seinen dreiunddreißig Jahren unerschrockenem Kampf an der Satire-Front. Der PZ gewährte er vorab schon mal ein Exklusiv-Interview.
Florian Scheubas erstes Solokabarett „Bilanz mit Frisur" wurde unlängst mit einer Ehrung geadelt, die aber durchaus auch als Würdigung seines gesamten bisherigen Schaffens verstanden werden kann. Für den Hauptpreisträger des Österreichischen Kabarettpreises 2015 fand die Jury durchgehend lobende Worte mit Superlativen. „Bilanz mit Frisur“ sei „ein grandioses Programm eines für dieses Land elementaren Künstlers“, hieß es in der Jurybegründung. Es werde ein Künstler ausgezeichnet, „der wie kein anderer derzeit einen scharfen Blick auf die politischen und gesellschaftlichen Zustände unseres Heimatlandes wirft“. Eine klare Ansage. Zu recht. Florian Scheuba ist ein Meister wenn es darum geht, Missstände in bissige Satire zu kleiden.
Bemerkenswertes Schaffen
Mit seinen 50 Jahren kann Florian Scheuba auf ein bisher bemerkenswert vielfältiges und vielfach ausgezeichnetes Schaffen blicken. Noch vor der Matura gründete er mit seinen Schulfreunden Mini Bydlinski, Wolfgang Pissecker und Werner Sobotka „Die Hektiker“, die in den folgenden Jahren Kult-Status erreichen sollten. Neben seinem Mitwirken in Theater- und Fernsehproduktionen, ist er Autor diverser Theaterstücke und Bücher und verfasste zahlreiche Texte für renommierte Kabarettistenkollegen sowie Drehbücher. Gemeinsam mit Alfred Dorfer war Scheuba beispielsweise Autor und Protagonist der ORF TV-Sendung „Dorfers Donnerstalk“ (ausgezeichnet mit dem TV-Preis „Romy 2004“ für die beste Programmidee des Jahres). Legendär auch seine Fernsehserie „Die 4 da“ – gemeinsam mit Rupert Henning, Thomas Maurer und Erwin Steinhauer – ebenfalls ausgezeichnet mit der „Romy“, oder seine ORF-Produktion „Die kranken Schwestern“, die neben der „Romy“ bei der „Goldenen Rose von Montreux“ zum besten deutschsprachigen Beitrag gewählt wurde und einen „New York Television Festival-Award“ erhielt. In jüngster Zeit dürfte Florian Scheuba dem heimischen Publikum vor allem durch die ORF-Serie „Wir Staatskünstler“ zusammen mit Robert Palfrader und Thomas Maurer in Erinnerung geblieben sein. Darüber hinaus verdingt sich der Künstler-Tausendsassa auch als Moderator oder als regelmäßiger Kolumnist bei „Der Standard“ und „A la Carte“.
jst
PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat den privat gar nicht so bissigen als vielmehr liebenswerten Kabarettisten schon mehrmals in Südtirol angetroffen und ihn schon vorab in seiner Heimatstadt Wien kontaktiert.
PZ: Gratulation zunächst für den Österreichischen Kabarettpreis – freut man sich als „alter Hase“ immer noch über eine solche Auszeichnung?
Florian Scheuba: Ich freue mich sehr, schließlich ist es für mein erstes Solo-Programm!
Ja, du stehst ja zum ersten Mal alleine auf der Bühne - eine ganz neue Erfahrung für dich?
Eine absolut spannende Erfahrung, die sich fast zufällig ergeben hat. Das Programm ist aus einer Lesung entstanden und war nicht von langer Hand geplant.
Du bist bekannt für deine kritischen, satirischen Auseinandersetzungen mit (gesellschafts)politischen Themen – derzeit ist die Polemik rund um die Flüchtlingspolitik und die entsprechenden Grenzen in aller Munde – wie siehst du als Österreicher die aktuelle Haltung der Regierung Faymanns?
Es wäre schön, wenn man die Position der Regierung als „Haltung" bezeichnen könnte. Leider handelt es sich eher um ein unwürdiges Herumeiern. Die extreme Polarisierung im Land ist auch nicht gerade erfreulich.
Du bist ja ein bekennender Italien- und vor allem auch Südtirol-Liebhaber und verweilst des Öfteren hierzulande – hängt das auch mit deiner Passion für gutes Essen und Trinken zusammen?
Viele meiner Programme und Drehbücher sind in Südtirol entstanden, weil ich und meine Freunde es lieben, hier zu arbeiten und uns am Abend kulinarisch zu belohnen.
Wie sehen deine nächsten Projekte aus?
Es gibt heuer wenigstens vier „Wir Staatskünstler"-Folgen im ORF. Weiters wird die Tatsache, dass alle vier Hektiker 50 Jahre alt geworden sind, mit einem Spezial-Abend „200 Jahre Die Hektiker" gefeiert. Und im Herbst bin ich mit Robert Palfrader und unserem Programm „Flügel" wieder in Bruneck!
Interview: Judith Steinmair
Bilanz mit Frisur
Ein Solo-Abend, an dem der Kabarettist spielt, erzählt, improvisiert und einige seiner Lieblingstexte präsentiert. Ein Abend, der neben dem gewohnt bissigen und oft philosophischen Künstler auch einen der Öffentlichkeit bislang eher verborgenen, privaten und sympathischen Scheuba zeigt. Ein absoluter Pflichttermin für alle, die endlich mal wieder „g’scheit“ lachen wollen!
jst