Vergangene Woche gastierte im Stadttheater Bruneck das Projekttheater Vorarlberg. Und zwar mit dem mittlerweile schon zu einem Klassiker avancierten Stück „Die Präsidentinnen“ des österreichischen Punk-Dramatikers Werner Schwab. Mit Maria Hofstätter gab sich im Dreipersonenstück eine der derzeit begehrtesten Schauspielerinnen Österreichs die Ehre. 

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PZ-Mitarbeiterin Judith Steinmair, Schauspielerin Maria Hofstätter, Dietmar Nigsch und Martina Spitzer im Brunecker Stadttheater: Ritterschlag mit Frauenpower!  

Ihren Durchbruch hatte die gebürtige Oberösterreicherin 2001 als Autostopperin „Anna“ im Film „Hundstage“ von Ulrich Seidl. Mit „Import Export“ und den Filmen der Paradies-Trilogie setzte sie die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem vielfach auch international ausgezeichneten Regisseur fort. In „Paradies: Glaube“  übernahm sie dabei die weibliche Hauptrolle als fanatische Katholikin Anna Maria. Ein Film, der medial enorme Aufmerksamkeit erlangte, zum einen wegen der Verleihung des  Spezialpreises der Jury bei den Filmfestspielen in Venedig, zum anderen nicht zuletzt wegen der Anzeigen bezüglich Blasphemie. Dem Fernsehpublikum ist Maria Hofstätter  in jüngster Zeit vor allem als Film-Ehefrau von Robert Palfrader in der ORF-Serie „Braunschlag“ in Erinnerung geblieben. Palfrader, seines Zeichens „Kaiser Robert Heinrich I.“, beschrieb seine Kollegin im Rahmen eines Gastauftritts im Stadttheater Bruneck unlängst als „Königin“ der Schauspielerinnen – ein Ritterschlag unter Kollegen! Und zu recht. Zahlreiche Auszeichnungen säumen Hofstätter‘s Weg, im vergangenen Jahr wurde sie beispielsweise mit dem Österreichischen Filmpreis für die beste Schauspielerin geehrt. Trotzdem ist von Starallüren keine Spur. 

 

Die Präsidentinnen

Mit Martina Spitzer und Dietmar Schwab tourt sie seit vielen Jahren unter anderem mit den „Präsidentinnen“ durch die Lande. Die Präsidentinnen sind laut Schwab „Leute, die glauben, alles zu wissen, über alle zu bestimmen. Eine Form von Größenwahn.“ Maria Hofstätter steht mit ihrem ganzen Engagement fürs Gegenteil ein.  „Mein Herz schlägt gleichermaßen fürs Theater, wie für Film und Fernsehen“, sagt sie. „Vor allem auf Tournee gehen und dem Publikum somit ganz nahe sein können, ist mir nach wie vor wichtig.“ Eine Möglichkeit, die ihr ein freies Theater wie das Projekttheater Vorarlberg eröffnet. 
Ursprünglich von Dietmar Nigsch gegründet, leitet sie mit ihm gemeinsam seit 1995 das Theater mit Sitz in Feldkirch. Im Jahre 2003 stieß Martina Spitzer dazu, ebenfalls eine bekannte Film- und Fernsehschauspielerin. Ihre Spielstätten beschränken sich weniger auf große Bühnen, auch Gasthäuser werden beispielsweise gerne bespielt, so wie alles andere, was eben so anfällt. 
Um die ganze Organisation rund um die aufwendigen Tourneen kümmert sich Maria Hofstätter persönlich. Die Frage bezüglich eines Managements quittiert die Grande Dame der Österreichischen Schauspielbranche mit einem Lächeln: „Wir stecken unser Geld lieber in den Inhalt.“ So oder so sei die freie Theaterarbeit schon schwierig. Dennoch lieben die drei Projekttheater-Schauspieler ihre Freiheit, ein fixes Engagement als Ensemblemitglied ist für keinen der drei anstrebenswert. Und gerade deswegen fühlen sie sich auch auf „kleineren“ Bühnen besonders wohl. Das  Stadttheater Bruneck steht bereits zum zweiten Mal auf ihrem intensiven Tourneeplan. Und die drei Freigeister sind von der Brunecker Theaterstruktur angetan. Gerade das Konzept der Europäischen Theaterschule löst eine allgemeine Begeisterung aus. „Genial“, kommentiert Maria Hofstätter die Ausbildung der jungen Nachwuchstalente. „Alle verschiedenen Bereiche von der Pieke auf zu lernen, das ist wie bei uns damals“, sind sich die drei einig, „super, denn so entsteht ein Teamgefühl!“ „Und man bleibt geerdeter“, ergänzt Maria Hofstätter. Eine Eigenschaft, die sie sich offensichtlich bis heute erhalten hat.           

Judith Steinmair

 

 

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