Die Pustertaler Chronisten blicken auf ein reges Jahr zurück. Vor exakt einem Jahr fand das letzte Treffen der Chronisten statt. Dabei wurde Bezirkschronistin Maria Hilber Mutschlechner aus Stegen für weitere fünf Jahre in ihrem Amt bestätigt. Nun ist sie auf der Suche nach neuen Mitstreitern, damit das Chronistenwesen im Tal nicht ausstirbt.

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Bezirkschronistin Maria Hilber Mutschlechner

Maria Hilber Mutschlechner ist eine rührige Person. Sie bekleidet das Amt der Bezirkschronistin und versucht ihre Schäfchen zusammenzuhalten. Mit viel Ehrgeiz und Engagement. Für viele Jahre schon. Für eine weitere Legislaturperiode (immerhin fünf Jahre) wurde sie gemeinsam mit ihrer Vertretung im Vorjahr bestätigt. Einstimmig! Wie hätte es auch anders sein können? 

Die Arbeit der Chronisten ist eine sehr aufschlussreiche. Wichtig und zeitraubend zugleich. Das weiß auch Mutschlechner selbst, die viele Stunden mit dem Registrieren, Dokumentieren und Abfassen historischer Ereignisse beschäftigt ist. 

 

Chronik im Wandel

Dabei ist das Chronistenwesen selbst sehr vielfältig. Egal ob Dorf-, Familien-, Kaiser- und Fürstenchronik bis zur universalen Weltchronik: Überall geht es darum, die wichtigen Vorfälle festzuhalten, die den engeren oder weiteren Kreis des Lebensumfeldes bestimmt und geprägt haben. Was kaum jemand weiß: Als eigene Schrift-Gattung ist die Chronik bereits in der römischen Kaiserzeit entstanden. Sie fand grandiose Fortsetzungen in der Spätantike und vor allem im Mittelalter, wo das Chronistenwesen zur Hochblüte getrieben wurde. Aus dieser Zeit kennt man auch so manche „Wundergeschichten“. Das heißt vor allem eines: Damals wie heute waren die Menschen gierig nach Sensationen.

Daher sind einheitliche Maßstäbe im Schreib-Handwerk der Chronisten besonders wichtig. Bereits seit dem Jahr 2005 bemüht man sich darum. Mit Erfolg. Auch die Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Landesarchiv konnte in den letzten zehn Jahren maßgeblich verbessert werden. Doch eines ist klar: Chroniken sind immer parteiisch und voreingenommen. Das kann gar nicht anders sein. Doch es ist der befangene Blick und gerade die subjektive Perspektive, die aus einer Chronik ein so unverwechselbares wie spannendes Zeitdokument machen. 

 

Neue Impulse

Das Chronistenwesen ist ständigen Umwälzungen unterworfen. Größtes Problem ist derzeit die Suche nach neuen Chronisten, welche auch die nötige Portion Durchhaltevermögen und Einsatzwillen mitbringen. Das gilt für Dörfer und Städte gleichermaßen. Es braucht neue Kräfte, damit diese schreibende Zunft auf lange Sicht nicht ausstirbt. Bezirkschronistin Mutschlechner lockt dann auch mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl. „Wer gerne die Dinge beobachtet und aufschreibt, der ist bei uns genau richtig. Jeder ist willkommen“, meint sie. In jedem Fall ist auch für die entsprechende Aus- und Weiterbildung gesorgt. So wird beispielsweise der Kurs "Lesen alter Schriften" dieses Jahr weitergeführt, und zwar jeden dritten Donnerstag im Monat. Wer also bleibende Spuren hinterlassen will, ist bei den Chronisten sicher gut aufgehoben.              

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Mittelalterliches Bruneck

Am fünften Juni führt der Stadtführer und Chronist, Professor Paul Winkler, durch das mittelalterliche Bruneck. Dazu sind nicht nur die Pustertaler, sondern auch die Osttiroler Chronisten eingeladen. Für September haben die Osttiroler hingegen eine Führung zu den Kriegsstollen der Weltkriege geplant.

 

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Der erste Schneefall am 23. Oktober 2014 im Stegener Unterdorf

 

Mai 2014-Mai 2015: Reichhaltiges Programm

Wie vielfältig die Arbeit einer Bezirkschronistin ist, wird schon allein aus der nachfolgenden Infotabelle ersichtlich. Maria Hilber Mutschlechner hat für die PZ die wichtigsten Ereignisse im Zeitraum Mai 2014 bis Mai 2015 zusammengetragen. Herausgekommen ist eine spannende Abfolge.

Am 7. Juni 2014 wurde in Stegen das sogenannte "Goschpo Steckl" nach der Restaurierung feierlich gesegnet, wobei Maria Hilber Mutschlechner einen geschichtlichen Rückblick hielt. Die Restaurierung wurde von der Schützenkompanie Bruneck "Anton Steger" zum 40 jährigen Bestehen veranlasst. Dazu verfasste sie auch eine kleine Broschüre, die an alle Stegener Haushalte verteilt wurde.

Am 26. Juni fand in Steinhaus die Buchvorstellung "Tschodile- Frauen am Schneeberg" samt Ausstellung statt.

Am 3. August fand das Osttiroler Chronistentreffen in Schleiten statt. Der stellvertretende Bezirkschronist Richard Niedermair hat die Pustertaler Chronisten vertreten. 

Am 11. September 2014 wurde das Interreg-Projekt (Italien-Schweiz) der Eurac zum Thema "Innovatives Ehrenamt" fortgeführt. Dort ist die Bezirkschronistin aktiv beteiligt. In der zusammenfassenden schriftlichen Ausgabe wurde auch den Chronisten ein gebührender Platz eingeräumt.

Am 17. September traf sich der Landesbeirat erneut im Landesarchiv, wobei der anstehende Tag der Chronisten am 7. November 2014 in Bozen und der Gesamttiroler Chronistentag am 12. Oktober, sowie das Fortbildungsangebot an der Tagesordnung stand. 

Am 26. September 2014 begann der vorerst 3teilige Kurs zum "Lesen der Kurrentschrift" in der Bibliothek Bruneck mit dem Bibliothekar Dr. Andreas Oberhofer als Referent. Die nächsten folgten am dritten Oktober und 13. November und waren sehr gut besucht. Da von den Teilnehmern eine Weiterführung dieser Initiative gewünscht wurde, wird er seit Jänner einmal monatlich fortgesetzt.

Am ersten Oktober 2014 wurde im Brunecker Ragenhaus die Ausstellung "Trauma Galizien" von den Initiatoren Andreas Oberhofer, Walter Boaretto und Rudolf Tasser eröffnet. Unter anderem wurden auch Sterbebildchen der Gefallenen aus dem Raum Bruneck zusammengetragen und gezeigt.

Am zehnten Oktober 2014 bekam der Brunecker Archivar Dr. Andreas Oberhofer in Bozen den Förderpreis "Walther von der Vogelweide" verliehen. 

Am 12. Oktober fand der Gesamttiroler Bezirkschronistentag in Fließ statt. 

Am 17. Oktober nahm Mutschlechner am ganztägigen Symposium zum Thema "Zustimmung und Widerstand im Nationalsozialismus" im Hotel Pragser Wildsee teil.

Am siebten Nov. fand der 17. Tag der Chronisten in Bozen mit dem Schwerpunkt "Bibliotheken und Chronisten und ihre Bedeutung für ein Dorf" statt. Dort hat Mutschlechner gemeinsam mit ihrem Kollegen Antonio Sequani eine Fotodokumentation über den Bau des Vierschacher Bahnhofes ausgestellt und die Jahreschronik 2013 über Stegen.

Am 14. Dezember 2014 folgte dann die feierliche Eröffnung und in Inbetriebnahme des neuen Bahnhofes von Vieschach, den Mutschlechner fotografisch dokumentiert hat.

Am fünften Jänner 2015 wurde der ehemalige Bezirkschronist, Dr. Josef Sulzenbacher, in seinem Heimatdorf Welsberg zu Grabe getragen. Viele Chronisten aus dem ganzen Land nahmen an der Beerdigung teil.

Mit 15. Jänner starteten die Chronisten mit der Weiterführung des Kurses zu "Lesen und Interpretieren alter Schriften" mit dem Stadtarchivar Andreas Oberhofer als Kursleiter. Dieser Kurs findet einmal monatlich statt.

Am siebten Februar gab es eine Weiterbildung über "Recherchenmöglichkeiten in der Bibliothek Tessmann" mit Johannes Andresen im Landesarchiv Bozen. In St. Johann fand am 27. Februar die Vorstellung der Flurnamenserfassung im Ahrntal mit Johannes Ortner statt, vom Geschichtsverein und den Chronisten organisiert.

Für den 27. und 28. März organisierte das Landesarchiv wieder einen Einführungskurs für Chronistinnen und Chronisten in Rechtenthal. Dort übernahm Mutschlechner den praktischen Teil anhand ihrer Chronikarbeit in Stegen. Ein weiterführender Kurs folgte am 17. und 18. April.

Am Samstag, den 18. April 2015 fand hingegen die Osttiroler Chronistentagung in Ainet statt, wo neben Bezirkschronistin Mutschlechner auch Andreas Walder aus Toblach und Friedrich Weitlaner aus Vierschach mit dabei waren.  

 

 

 

 

 

 

 

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