Die 35. Gustav-Mahler-Musikwochen (18. bis 30. Juli) sind dieses Jahr dem Thema „Das Judentum und der Antisemitismus zur Zeit Gustav Mahlers“ gewidmet. Dabei soll auch eruiert werden, welche Auswirkung dieser Umstand auf das Musikschaffen des großen böhmischen Komponisten hatte. Der Veranstaltungsreigen ist heuer besonders umfangreich.
Konzert-Highlights im Kulturzentrum Grand Hotel Max Verdoes
Gustav Mahler war Jude und war deshalb als Komponist und als Mensch großen Anfeindungen ausgesetzt, was zu seiner Isolation und Fremdheit in der Welt geführt hat. Er selbst hat diese Fremdheit mit dem berühmten Satz auf den Punkt gebracht: „Ich bin dreifach heimatlos: als Böhme unter den Österreichern, als Österreicher unter den Deutschen und als Jude in der Welt. Überall ist man Eindringling, nirgends erwünscht.“
Vielleicht war dies mit ein Grund, sich im Sommer zurückzuziehen und dem Trubel der Großstadt zu entfliehen, um in der Natur die Ruhe zu finden und an seinen großartigen Werken zu arbeiten. Nach Aufenthalten am Attersee und am Wörthersee, weilte Mahler in den Sommermonaten von 1908 bis 1910 in Toblach. Er residierte mit seiner Familie im Trenkerhof in Altschluderbach und ließ sich einige Meter entfernt eine Hütte aus Holz bauen. Dort konnte er ungestört seine letzten Werke schreiben, auch Toblacher Trilogie genannt: Das Lied von der Erde, die Neunte Sinfonie und die unvollendete Zehnte.
Kleines Jubiläum
Seit nunmehr 35 Jahren gibt es die Gustav-Mahler-Musikwochen, ein historisch gewachsenes Festival, das die Mahler-Tradition in den Fokus stellt und als eine Art Forum, Musiker und Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern anzieht, um sich mit der Musik des großen böhmischen Komponisten auseinanderzusetzen.
Neben hochkarätigen Vorträgen und einer von Hubert Stuppner kuratierten Ausstellung zum Thema Antisemitismus, mit dabei der wohl berühmteste Philosoph der Gegenwart Prof. Peter Sloterdijk, darf man sich heuer in Toblach auf ein vielfältiges Konzertprogramm, für das Josef Lanz verantwortlich zeichnet, mit zwei sinfonischen Höhepunkten freuen: Das Romanian National Symphony Orchestra unter der Leitung von Cristian Mandeal eröffnet das Festival mit Mahlers Sinfonie Nr. 1. Zum Abschluss dirigiert Daniel Harding das Mahler Academy Orchestra. Zwischen diesen beiden Konzert-Highlights wird im geschichtsträchtigen Ambiente des Kulturzentrums Grand Hotel Toblach Kammermusik vom Feinsten geboten. Mit Spannung erwartet wird außerdem das US-amerikanische Vokalensemble Chanticleer - laut dem Magazin „The New Yorker“ der beste Männerchor der Welt – mit seinem Programm „The Gypsy in My Soul“.
Kooperationsprojekt
Wie bereits 2013 und 2014 gibt es auch in diesem Jahr wieder ein Kooperationsprojekt mit den Festspielen Südtirol, und zwar das Konzert am 06.08.2015 mit dem Bayerischen Landesjugendorchester unter der Leitung von Simon Gaudenz (Solist: Andreas Martin Hofmeir). Auf dem Programm u.a.: Mussorgskis Nacht auf dem kahlen Berge, und Strauss’ imposante Alpensinfonie.
Auch im Sommer 2015 dreht sich in Toblach, umrahmt von der einzigartigen Kulisse der Dolomiten, alles um den berühmten Gast, der hier seine innere Ruhe gesucht hat und hier seine imposante Musik verfasst hat. Es sind Werke einer verzweifelten Liebe zum Dasein, von existenzieller Einsamkeit, von Tod und Abschied, entstanden in einer Zeit schwerer persönlicher Krisen.
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