Die Gemeinde Rasen-Antholz bereitete ihren Sportlern Dorothea Wierer und Dominik Windisch (Biathlon) sowie den Kunstbahnrodlern im Doppel Christian Oberstolz (Rasen-Antholz) und Patrick Gruber (Ehrenburg) am zweiten April einen feierlichen Empfang, in dessen Rahmen die Sportsleute ersten Ranges ob ihrer bemerkenswerten Erfolge vom Bürgermeister Thomas Schuster, von der Landes-Sportministerin Martha Stocker, vom Vizepräsidenten der FISI, Alberto Piccin, und schließlich vom Gemeindereferenten für Sport, Peter Preindl, gewürdigt wurden. Die Dorfgemeinschaft und die Musikkapelle Niederrasen schufen mit ihrem Applaus und ihrem Spiel eine herzliche Kulisse.
Landes-Sportministerin Martha Stocker, Bürgermeister Thomas Schuster, Rodler Christian Oberstolz und Patrick Gruber, Biathleten Dorothea Wierer und Dominik Windisch, FISI-Vizepräsident Alberto Piccin wpz
Biathlon und Rodeln sind zwei wintersportliche Disziplinen, in denen Südtirol in der Vergangenheit herausragte und andere Länder - viel größere - streckenweise überragte. In zeitlicher Ferne schillerten Namen wie Karl Brunner, Paul Hildgartner, Walter Plaikner, Herbert Niedermayr, Günther, Arnold, Norbert und Wilfried Huber, Hansjörg Raffl, Kurt Brugger, Gerhard Plankensteiner, Oswald Haselrieder, Erika Lechner, Gerda Weißensteiner... und natürlich Armin Zöggeler! Die Rodler auf Kunstbahn feierten enorm viele Erfolge; jene auf Naturbahn standen ihnen diesbezüglich in nichts nach. Nur, das Rodeln auf Naturbahn erreichte nie den Stellenwert des Kunstbahnrodelns. Das lag in der Hauptsache daran, dass die eine Disziplin olympisch ist, während die andere diesen Qualitätssprung trotz intensiver Bemühungen nie geschafft hatte.
Große Medaillenausbeute
Auf eine derart ergiebige Medaillenausbeute wie die Rodler brachte es das Biathlon nie. Dennoch stießen dessen Akteure im Laufe der Jahre bis zur Weltspitze vor. Namen wie Johann Passler, Andreas Zingerle, Wilfried Pallhuber, Hubert Leitgeb, Pieralberto Carrara und Patrick Favre waren über Jahre hindurch in aller Munde. Die Speerspitze bei den Damen bildete hingegen Nathalie Santer. Heute ist es Dorothea Wierer: „Du bist Italiens größte Biathletin aller Zeiten“, umschwärmte Bürgermeister Thomas Schuster die attraktive und frisch verheiratete Frau. „Mag sein, dass es bei mir letzthin deswegen so gut lief!“ Das ihre Antwort auf eine entsprechende Frage seitens des Moderators. Und ihr schallendes Lachen trug die Botschaft ins Publikum, wo ihr Gemahl untergetaucht war. In der Tat ist es so, dass noch nie eine Biathletin des italienischen Nationalkaders bei Weltmeisterschaften eine Silbermedaille geholt hatte. Dorothea Wierer schaffte das Kunststück bei der WM in Oslo in der Verfolgung.
Und noch nie hatte eine Repräsentantin Italiens eine kleine Weltcup-Kristallkugel gewonnen. Wiederum war es Dorothea Wierer, welche dieses Meisterstück im Einzelrennen schaffte. Das brachte ihr in der Gesamtwertung außerdem den dritten Rang ein. Trotzdem: von der WM in Oslo hatte sich die Rasnerin dann doch etwas mehr erwartet.
Ihrem Team-Kollegen Dominik Windisch gelang der große Wurf heuer in Canmore in Kanada, wo er bei widrigsten Bedingungen sein erstes Weltcuprennen in einer Einzeldisziplin gewann. Im Team mit Dorothea Wierer, Karin Oberhofer und Lukas Hofer holte er dort außerdem Silber in der Mixstaffel. Bei der WM in Oslo schaffte er zwar einige gute Platzierungen, doch für den Sprung aufs Stockerle fehlte ihm dann doch das letzte Quäntchen Glück. Insgesamt zog er über die abgelaufene Rennsaison jedoch ein sehr positives Resümee.
Erfolgreiche Rodler
Das Rodler-Duo Christian Oberstolz-Patrick Gruber heimste den größten Saisonserfolg heuer bei der WM am Königssee ein, wo sie im Sprint-Bewerb Bronze holten. Weitere Podestplätze fuhren sie im Rahmen der Weltcup-Rennen ein. „Ihr Resümee bei der Feier in Rasen: „Insgesamt lief es bei uns recht gut. Daraus die Ermunterung und unser Entschluss, nochmals eine Saison anzuhängen, obschon wir mittlerweile der älteren Rodlergeneration zugehören.“ Patrick Gruber ist 38 Jahre alt, Christian Oberstolz bringt es auf 39 Jahre. Patrick gehört, wie übrigens Dominik Windisch auch, der Sportgruppe des Heeres, Christian jener der Carabinieri an. Dorothea Wierer ist hingegen eine „Fiammetta“, will heißen, sie ist Mitglied der „Fiamme Gialle“, sprich: Finanzwache.
Außergewöhnliche Leistungen
Sowohl Bürgermeister Thomas Schuster als auch Martha Stocker und Alberto Piccin würdigten in ihren Ansprachen die außergewöhnlichen Leistungen der Akteure. In ihren Ausführungen unterstrichen sie zugleich und übereinstimmend die Bedeutung des Unterbaues. Sie meinten damit die Jugendarbeit, welche die Amateursportvereine in beispielhafter Art und Weise vorantrieben. „Ohne diese Kaderschmieden“, so meinte Stocker, „gäbe es auch keinen Spitzensport!“ Neben den Sportvereinen seien das Elternhaus und die Dorfgemeinschaft insgesamt nebst den jeweiligen Sportgruppen (Heer, Carabinieri, Finanzwache, Polizei, staatl. Forstwache) ein Stück des Erfolgs. Um erfolgreich zu sein, brauche es in jeder Phase ein optimales Umfeld, das nur durch ein harmonisches Zusammenwirken dieser unmittelbar oder mittelbar in die Betreuung und Ausbildung koinvolvierten Kreise geschaffen werden kann. Bei allem Ehrgeiz nach Leistung und Erfolg, sollte man das Wesentliche von Sport und Bewegung nie aus dem Auge verlieren: die Gesundheit! So empfiehlt der Sportmediziner Alex Mitterhofer beispielsweise, die Bewegung in freier Natur mit allen Mitteln zu fördern. FISI-Vizepräsident Alberto Piccin verteilte schließlich noch ein dickes Lob an die Gemeinde Rasen-Antholz und an die Landesverwaltung: „Die Zusammenarbeit mit den beiden Verwaltungen ist gut und fruchtbar!“
Weltmeisterschaft in Antholz?
Wie man weiß, bemüht sich das Biathlon-Organisationskomitee um Gottlieb Taschler darum, in Antholz erneut Weltmeisterschaften ausrichten zu dürfen. Die Unterstützung der Gemeinde hat das Komitee und jene des zuständigen Landesressorts offensichtlich auch. Beim heurigen IBU-Kongress, anfangs September, werden die Bewerbe von 2020 und 2021 vergeben. Die Ausrichtung der WM 1919 verlor Antholz gegen Östersund. Was auf dem nächsten Kongress passieren wird, ist völlig offen. Die besseren Chancen, so die Einschätzung von Sportassessor Peter Preindl, sähe er für 2021. Sollte es tatsächlich zu einer erneuten WM-Ausrichtung in Antholz kommen, dann wären das nach 1975, 1976, 1983, 1995 und 2007 die sechsten Weltmeisterschaften, die unterm Hochgall am Antholzer See stattfänden. Die ersten drei (1975, 1976, 1983) wurden noch unter der Führung von Paul Zingerle organisiert. Paul Zingerle, Urvater des Biathlons in Antholz, war in der Nacht vom 27. auf den 28. August 1992 in einem Hotel in Moskau an Herzversagen verstorben. Er war Träger des Ehrenschildes in Gold, der höchsten Auszeichnung, die das UIPMB (heute IBU) damals zu vergeben hatte.
Rollerbahn kommt im Sommer
Bei der WM1995 war dann Franz Rieder am Ruder. Er wurde später in seiner Funktion als OK-Präsident von Gottlieb Taschler abgelöst, unter dessen Regie 2007 die fünfte Weltmeisterschaften durchgeführt wurden. Sollte Antholz erneut als Austragungsort auserkoren werden, würden im Hinblick darauf wiederum erhebliche Investitionen fällig werden. Unabhängig davon kündigte Bürgermeister Thomas Schuster auf der Sportlerfeier in Rasen schon mal an, die Rollerbahn mit heurigem Sommer in Betrieb zu nehmen, „damit die Jugend darauf trainieren kann!“. Damit ginge endlich ein Wunsch in Erfüllung, dem das Biathlonkomitee seit Jahren nachhängt.
jessasmaria