Heuer war es lange Zeit alles andere als weiß. Dennoch wurden im Grünen Tal zahlreiche wintersportliche Großveranstaltungen organisiert. Einige Kaliber folgen ja noch. Das größte Event war zweifellos in Antholz. Der Biahtlon-Weltcup hat heuer so viele Besucher wie noch nie angelockt. Man spricht von bis zu 72.000 Leuten. Eine gewaltiger Kraftakt, der eine gute Vorbereitung impliziert. Der leitende Notarzt Walther Dietl warnt davor, aus Kostenüberlegungen die sicherheits- und gesundheitstechnischen Standards herunterzufahren.

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Antholz ist anders. Es ist ein Lehrbeispiel. Für viele. Die Biathlon-Festspiele unter dem Hochgall sind sogar international ein wichtiger Gradmesser. Das können die Antholzer dann wieder unter Beweis stellen, wenn es mit der nächsten WM-Bewerbung dann endlich wieder klappt. CONI-Präsident Giovanni Malagò rührte schon einmal kräftig die Werbetrommel für die Weltmeisterschaften 2020. Mal schauen, ob es klappt.

OK-Chef Gottlieb Taschler hat mit seinem Team jedenfalls eine gute Basis gelegt. Die haben einmal mehr Großartiges geleistet. Heuer gab es einen absoluten Besucherrekord. Rund 72.000 Leute sollen sich insgesamt an den vier Renntagen auf dem Hochplateau getummelt haben. Allein am Samstag wurden über 25.000 Besucher und 170 Reisebusse gezählt. Wie der PZ zugetragen wurde, waren die Stadion-Karten bereits mit September 2015 vergriffen. Es gab „nur“ mehr Karten für die Strecke. Und tatsächlich: So viele Leute wie heuer waren im Freigelände oberhalb der legendären Huber-Alm noch nie zu sehen.

Alles in allem eine gewaltige logistische Herausforderung. Die Leute mussten ja wieder sicher ins Tal gebracht werden. Da griff wieder das bewährte Shuttle-System, das die Antholzer seit einem guten Jahrzehnt perfektioniert haben.

 

Perfektes Transportsystem

Neben den drei Hauptlinien, die unter der Koordination von Hanspeter Taferner vom gleichnamigen Busunternehmen die Hauptorte zwischen Olang und dem Biathlon-Zentrum bedienten, waren auch 34 Shuttle-Kleinbusse im Einsatz. Unter der Regie von Martin Rainer und einem Team aus 55 Leuten wurden zwischen sechs und zwei Uhr in der Früh die VIPs und Adabeis in sichere Häfen gebracht. Die Fahrten gingen nicht selten sogar bis nach Wien, München, Venedig und Verona zu den dortigen Flugplätzen. Denn die Maxima ist klar: In Antholz bleibt niemand zurück. Das System hat rund um die Uhr geklappt.

Die Polizeibehörden, allen voran Straßenpolizei und Carabinieri, hatten die Situation auf den Hauptverkehrsadern ebenfalls gut im Griff. Unter der Regie von Roberto Piacini (Chef der Straßenpolizei Bruneck) und Roberto Lovison (Hauptmann Carabinieri Innichen) wurden die Straßen stets frei gehalten. Selbst ein hängen gebliebener Bus auf der Antholzer Straße brachte das Konzept nicht durcheinander. Die Kontrollen waren vor allem präventiver Natur, was seine Wirkung nicht verfehlte.

 

Terrorgefahr und Verbesserungspotential

Aufmerksamen Beobachtern ist nicht entgangen, dass die Ordnungshüter heuer in Antholz die Eingänge verstärkt kontrollierten. Wegen der verschärften Terrorgefahr gab es von Seiten des Regierungskommissariats die Weisung, wesentlich mehr Beamte aufzubieten. An den Eingangsbereichen wurde vor allem nach Sprengstoff und Waffen gesucht. Dabei kamen unter anderem auch speziell geschulte Hunde zum Einsatz. Die Kontrollen wurden aber durchwegs professionell und sehr zurückhaltend durchgeführt.

Mehr oder minder gut geklappt hat auch die Versorgung der Besucher. Es wurde alles aufgeboten, was nötig war, um keine Lücken entstehen zu lassen. Zudem haben sich viele Besucher selbst zu helfen verstanden. Einige Brennpunkte gab es dennoch, aber das ist bei einer derartig großen Menschenansammlung nicht anders zu erwarten.

Aufholbedarf gibt es hingegen bei den sanitären Anlagen. Wer sein Geschäft dringend erledigen musste, wurde oft auf eine harte Probe gestellt. Viele Leute standen sich regelrecht die Beine in den Bauch. Etwas mehr täte in diesem Bereich sicher gut. Die Männer waren körperlich bedingt ja im Vorteil. Die suchten sich einfach den nächsten Baum oder Schneehaufen. Bei den Frauen war die Situation hingegen nicht ganz so einfach.

Das Fazit: Sportlich war der Biahtlon-Weltcup spannend, vor allem weil Dorothea Wierer eine absolute Glanzleistung hingelegt hat. Wenn sie auch noch das letzte Quäntchen Glück gehabt hätte, wäre das die absolute Krönung gewesen. Auch Karin Oberhofer bot eine bärenstarke Leistung. Die beiden Hoffnungen im männlichen Lager, Lukas Hofer und Dominik Windisch, zeigten läuferische Qualitäten, aber am Schießstand eine zum Teil miserable Leistung. Hofer zeigte sein Talent aber gleich mehrfach. Bei der Staffel brachte er sein Team sogar in Führung, ehe Biathlon-Neuling Giuseppe Montello mit acht Patronen sage und schreibe nur eine Scheibe in die Senkrechte zu schießen vermochte. Da wurde Hofers Leistung natürlich pulverisiert. Aber so ist es halt: Glück und Fluch liegen im Biathlon-Sport eng beisammen. Das macht ihn ja so spannend.               

rewe

 


Notarzt Walther Dietl:

Sechsmal „Kodex Rot“

 

Walther Dietl war als leitender Notarzt von Mittwoch bis inklusive Sonntag in Biathlon-Zentrum im Einsatz. Er war auch Teil der Gesamt-Einsatzleitung. Er zieht ein positives Resümee. „Das System greift perfekt“, urteilt er im Gespräch mit der PZ. Nicht zuletzt auch dank der langjährigen Erfahrung und der guten Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Es werden auch jedes Jahr entsprechende Feinabstimmungen durchgeführt. So wurde heuer erstmals das Einsatzleitfahrzeug der Feuerwehr Welsberg eingebunden, sodass die Kommunikation noch weiter verbessert werden konnte. Gerade die Verbesserung der Kommunikation sei oberstes Gebot.

Denn die täglichen Herausforderungen sind groß. „Wir haben das System auf die Versorgung einer mittleren Kleinstadt für vier bis fünf Tage ausgelegt, allerdings mit besonderer Berücksichtigung der Altersstruktur der Besucher“, so Dietl. Wie wichtig es ist, vor Ort entsprechende Kapazitäten zu haben, wurde heuer mehr als deutlich. Es gab insgesamt 45 Notarzt-Kontakte, davon sechs mit „Kodex Rot“. Das bedeutet Lebensgefahr. Ein Patient wurde von Dietl und seinem Team eine Stunde und 40 Minuten lang reanimiert, bevor er soweit stabilisiert war, dass er mit dem Hubschrauber ins Bozner Spital eingeliefert werden konnte.

 

Keine Abstriche

Dietl sagt auch ganz klar, dass es auch für die Zukunft wichtig sei, die gesamte medizinische Versorgungsstruktur in Antholz zu belassen, also „zum Event hin zu bringen“, wie er sich ausdrückte. Denn wenn der Notarzt erst in Bruneck oder Innichen starten muss, vergehe einfach zu viel Zeit. Auch der Rettungshubschrauber braucht von Brixen immerhin 17 Minuten. „Für einen akuten Fall ist das aber zu spät“, so Dietl.

Er regt daher an, auch in Zukunft die Standards nicht herunterzufahren. Auch nicht aus finanziellen Überlegungen oder weil darauf gehofft wird, dass „schon nichts passieren wird“. Gerade heuer wurde man eines Besseren belehrt. Denn am Ende geht das immer auf Kosten der Patienten. „Die geltenden Richtlinien für die Sicherheit, den technischen Bereich, die Ausbildung der freiwilligen Helfer und des sanitären Versorgungssystems dürfen daher keine Abstriche erhalten“, rät Dietl. Durch die Optimierungsarbeiten im Stadionbereich seien zwar große Risikobereiche eliminiert worden, aber die relativ langen Interventions-Wege sind nach wie vor ein Thema. Daher sei es laut Dietl wichtig, für alle Ernstfälle gerüstet zu sein. Und zwar mit ausreichend kompetenten Kräften vor Ort.              

rewe

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