Der finanzielle Schaden ist enorm. Aber auch der seelische ist in so einem Fall nicht minder gravierend. Bei einem verheerenden Brand im Februar ist das Bauernhaus der Familie Heel/Wolfsgruber vom Kindlerhof in Hofern bei Kiens komplett abgebrannt. Nur das, was sie am Leibe trugen, konnten die Hofbewohner retten. Auch liebgewonnene Erinnerungsstücke und persönliche Gegenstände wie die Verdienstmedaille des Landes Tirol etwa, welche Senior-Bauer Sepp Wolfsgruber im Jahre 2000 erhalten hatte. Nun haben ihm Landeshauptmann Arno Kompatscher und Abgeordneter Christian Tschurtschenthaler ein Stück Erinnerung zurückgegeben...
Inferno: So präsentierte sich die Situation, als die ersten Feuerwehrmänner am 12. Februar 2016 am Kindlerhof in Hofern eintrafen. Unverzüglich wurde Großalarm ausgelöst. FF Terenten
Freitagnachmittag, der 12. Februar 2016: Mutter Christina und Tochter Maria sind gerade mit dem Auto auf dem Heimweg vom Einkaufen in Bruneck, als ein Anruf von Juniorbauer Emmerich kommt. „Es brennt im Katzental bei Hofern“, sagt er aufgeregt. Ab diesem Augenblick ist für Familie Heel/Wolfsgruber nichts mehr so, wie es einmal war. Das Wohnhaus der Bauernfamilie brennt trotz Großaufgebot der Feuerwehr und intensiver Löscharbeiten völlig ab. Das Futterhaus und das Nutzvieh sowie die kleine Kapelle neben dem Haus können die Feuerwehren noch vor den Flammen retten. Zum Glück befanden sich zum Brandzeitpunkt keine Menschen im Haus. Trotzdem: Der Familie ist nichts geblieben, lediglich das, was sie am Leib tragen.
Große Solidarität
Sofort starten Solidaritätsakte. Unter anderem hat die Gemeinde Kiens der Familie eine Wohnung beim nächstgelegenen Unterwegerhof zur Verfügung gestellt, in der sie bis Ende Juni wohnen kann. Aber auch die bäuerlichen Ortsgruppen von Kiens, der Bauernbund, die Bäuerinnen und Bauernjugend und der Bäuerliche Notstandsfond sind der Bauernfamilie beigestanden. Sowie zahlreiche private Menschen, sei es durch tatkräftiges Anpacken bei den Aufräumarbeiten, durch Sach- oder Geldspenden, durch verschiedenste Spendeninitiativen oder durch Beratungen, technische oder handwerkliche Leistungen. Entsprechend dankbare Worte findet Senior Bauer Wolfsgruber gegenüber der PZ: „Ich bin wirklich sprachlos angesichts der großen Hilfsbereitschaft von allen Seiten. Unsere Nachbarn, aber ganz allgemein die Südtiroler Bevölkerung hat uns wirklich sehr unterstützt!“ Vor allem die Gemeinde Kiens hebt die Familie immer wieder lobend hervor. „Da hat man manchmal einfach Vorurteile, dass Leute aus der Wirtschaft keine soziale Ader besitzen, aber wir haben das Gegenteil erlebt. Unser Bürgermeister Andreas Falkensteiner hat ein großes Herz!“
Verlorene Verdienstmedaille
Herz bewiesen hat auch der Landtagsabgeordnete Christian Tschurtschenthaler. Bei einem Gespräch mit Sepp Wolfsgruber zeigte sich dieser gerade auch über den Verlust seiner Verdienstmedaille des Landes Tirol tief erschüttert, worauf Tschurtschenthaler zusammen mit Landeshauptmann Kompatscher alle Hebel in Bewegung setzte, um gemeinsam mit den Tiroler Nachbarn eine Lösung zu finden.
Erhalten hatte Wolfsgruber die Auszeichnung vor fünfzehn Jahren ob seiner Verdienste für Landwirtschaft, Land und Leute. Schließlich war er auf Orts-, Bezirks- und Landesebene in vielen bäuerlichen Gremien tätig gewesen, von 1985 bis 2000 als Obmann des Bauernbundbezirkes Pustertal etwa und von 1974 bis 1995 als Mitglied des Gemeinderates von Kiens, eine Legislaturperiode auch als Landwirtschaftsreferent. Entsprechend groß war die Freude über die Verdienstmedaille samt Urkunde damals gewesen.
Und diese wurden Sepp Wolfsgruber im Beisein seiner Familie kürzlich unmittelbar bei der Brandruine vom Landeshauptmann nun ein zweites Mal überreicht, mit Originalunterschrift des damaligen Tiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner. Freilich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber ein Zeichen, dass das Land hinter seinen Bürgern steht, wie Kompatscher bei diesem Anlass betonte: „Wir vergessen unsere Leute nicht!“ Eine Geste, die Familie Wolfsgruber ein wenig Zuversicht und Trost spendet. „Ich habe eine Mordsfreude“, quittierte Sepp Wolfsgruber bei der Übergabe die Worte des Landeshauptmanns.
Arno Kompatscher, Sepp Wolfsgruber, seine Ehefrau Christina und Christian Tschurtschenthaler jst
Nur teilweise durch Versicherung gedeckt?
Nichtsdestotrotz sitzt der Schock immer noch tief. Noch ist die nächste Zukunft, auch was ihre Wohnsituation betrifft, ungewiss und die Verhandlungen mit der Versicherung nicht abgeschlossen. Und bis es soweit ist, fällt es der Familie sichtlich schwer, die Tragödie hinter sich zu lassen. „Solange wir die Ruine nicht abreißen dürfen, bekommen wir den Kopf nicht frei“, sagt Sepp Wolfsgruber. Und Tag für Tag sucht die Familie zwischen den Trümmern immer noch nach Überresten ihres Lebens – meist vergeblich. Übrig geblieben sind am Ende nur Schutt und Asche. Trotzdem lässt sich die vierköpfige Familie nicht entmutigen und will ihren Heimathof auf 1.435 Metern Meereshöhe, der bereits im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde, wieder neu aufbauen. Sohn Emmerich ist nun mal Bauer aus Überzeugung, wie sein Vater auch. Und das ist schlussendlich auch ein weiterer triftiger Grund für einen Neuanfang – allen, auch finanziellen, Schwierigkeiten zum Trotz!
Judith Steinmair
Spendenkonten für den Kindlerhof
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Kennwort: Kindlerhof Hofern/Kiens
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