Die Gemeinderatswahlen in Niederdorf sind geschlagen. Der Bürgermeister gekürt. Der langjährige Gemeinderat und Niederdorfer Fraktionsvorsteher Herbert Fauster hat Kurt Ploner um exakt 36 Stimmen abgehängt und ist neuer Bürgermeister. Doch die Gräben bleiben. Die müssen nun rasch zugeschüttet werden.

Buergermeister-Niederdorf

Kurt Ploner verlor die Wahl  -  Herbert Fauster ist neuer Ratschef

Jeder wusste, dass es in Niederdorf knapp werden würde. „Extrem knapp“, wie auch in der SVP-Schaltzentrale zu hören war. Denn dort war die landesweit einmalige Listenverbindung zwischen Südtiroler Volkspartei, Freiheitlichen, Süd-Tiroler Freiheit und einigen Unabhängigen zuerst mit Bauchweh aufgenommen worden. Doch vor allem die Bauern machten sich für das Listenbündnis stark. Herbert Fauster und SVP-Ortsobmann Wolfgang Senfter boten ihre ganze Überzeugungskraft auf, um die Parteiinteressen zu kappen und alle auf eine gemeinsame Linie einzuschwören. Denn die SVP war bei der letzten Gemeinderatswahl vor einem Jahr auf zwei Mandate zusammengeschrumpft. Am Ende war vor allem Hubert Trenker einer der ausschlaggebenden Personen, damit das Bündnis überhaupt zustande kam. In Mandaten ausgedrückt wurde es ihm aber nicht gedankt. Denn während die SVP alles gewann, verloren Süd-Tiroler Freiheit und Freiheitliche mehr oder minder alles. Daher muss sich noch zeigen, ob das Bündnis auch künftig Bestand haben wird oder nicht.

Das Listenbündnis „Bündnis 2016“ mit SVP, Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit und einigen Unabhängigen hat insgesamt acht Räte, die Partei von Kurt Ploner „Niederdorf bewegen“ hingegen – wie bisher - sechs Mandate erzielt. Ein Mandat ging an die Liste „Insieme per la gente – zusammen für die Leute“.

 

Gewonnene Wahl

Die SVP eroberte den Bürgermeistersessel also wieder zurück. Mit 431 zu 395 Stimmen (52,18 gegen 48,82 Prozent) gewann Fauster das Stechen gegen Amtsvorgänger Kurt Ploner. Denkbar knapp, aber Sieg ist Sieg. Die Freude darüber kann Fauster dann auch nicht ganz verbergen. „Ich bin dankbar und froh, dass wir einen großen Schritt zur Befriedung des Dorfes gemacht haben. Ich möchte den Wählern für ihr Vertrauen von Herzen danken“, meinte er. 

Doch der weitaus größte Vorteil ist, dass Fauster mit seinem „Bündnis 2016“ auch die Mehrheit im Gemeinderat gewann. Acht von 15 Mandaten fielen auf das Bündnis. Damit könnte er auch allein regieren. Fauster hat aber bereits angekündigt, dass er „mit allen im Gemeinderat vertretenen Parteien reden wird“. Allerdings müsse „der Ton passen“. Er zeigt damit in Richtung der Partei „Niederdorf bewegen“ und dem ehemaligen Bürgermeister Kurt Ploner. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Chemie zwischen Ploner und Fauster nicht unbedingt stimmt. Ploner ist ein „gerader Michl“ und redet auch nicht lange um den Brei herum. Diplomatisches Geschick und politische Lobhudeleien sind auch nicht so sein Ding. Doch gerade dafür wurde er von vielen Niederdorfern gewählt. Diese Wähler nicht zu verprellen, wird die große Herausforderung des neuen Bürgermeisters sein. Ob Ploner seien Sitz im Gemeinderat behält oder nicht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Er liebäugelt damit, seinen Platz im Gemeinderat einem „Jüngeren“ zu überlassen. Doch das wird wohl davon abhängen, wie in Zukunft der Ausschuss bestellt wird. Denn während im Bündnis klare Signale gegen eine Einbindung von Ploner gesandt werden, gibt es gegenüber dem ehemaligen Vize-Bürgermeister Günther Wisthaler weit weniger Vorbehalte. Gar einige im Bündnis könnten sich eine engere Zusammenarbeit – auch im Ausschuss – mit ihm durchaus vorstellen. Mal schauen, was sich da noch tut, zumal sich Fauster in Bezug auf die Zusammenstellung des Ausschusses noch nicht in die Karten schauen lässt. „Das ist noch etwas zu früh“, meinte er.  

 

Zwei wurden ausgebremst

Bürgermeister Herbert Fauster weiß aber auch, wem er zu besonderem Dank verpflichtet ist. Es handelt sich um Hubert Trenker selbst. Denn der hat für das Bündnis im Grunde alles gegeben. Und alles verloren. Denn die SVP- und Bauern-Vertreter stellen mittlerweile innerhalb des Bündnisses eine erdrückende Mehrheit. Die Freiheitlichen und die Süd-Tiroler Freiheit sind gar nicht mehr im Gemeinderat präsent. Ein Problem? Für Trenker offenbar nicht. „Unser Bündnis wurde nicht für die Gemeinderatswahlen allein geschmiedet. Das reicht weit darüber hinaus“, ist er überzeugt. Auch Herbert Campidell, der Chef der Süd-Tiroler Freiheit, schlägt in dieselbe Kerbe. Beide sagen ganz offen, dass im Sinne einer guten Zusammenarbeit an einem Strick gezogen und die wichtigsten Themen auch weiterhin innerhalb des Bündnisses abgesprochen werden. Denn Parteipolitik habe im Dorf nichts verloren. Eine Sichtweise, die im Übrigen auch der Bürgermeister teilt. Denn dieser hat die „Überwindung der Gräben“ zu seiner obersten Maxime erhoben. Wenn da bloß die SVP-Gremien auf Bezirks- und Landesebene immer mitspielen…

 

Große Erneuerung

in der Ratsstube wurden die Karten völlig neu gemischt. Knapp die Hälfte der Mitglieder im Niederdorfer Gemeinderat sind Neulinge. Vor allem das Listenbündnis „Bündnis 2016“ mit Bürgermeister Fauster an der Spitze hat viele neue Köpfe mobilisieren können. Neben Fauster sind Reinhold Sieder, Josef Stragenegg, Luisa Jäger und Monika Rauter neu im Rat. Die Liste „Niederdorf bewegen“ stellt neben fünf „alten Hasen“ auch einen Neuling und zwar den Sohn von Günther Wisthaler (Christian Wisthaler).  Neu im Rat ist auch

Maria Cristina Vittone von der Liste „Insieme per la gente – zusammen für die Leute“. Erfreulich ist auch, dass die Frauen mit fünf Vertreterinnen ein Drittel der Sitze erobert haben. Etwas besänftigende Frauen-Power tut dem neuen Gemeinderat sicherlich gut. Vor allem um die bislang verworrene Situation wieder zu entflechten.               

rewe

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