Hand auf’s Herz: Das Eishockey der letzten Jahre war wirklich nicht mehr das Geld wert. Eine Liga zum Schämen, spielerisch und wirtschaftlich heruntergewirtschaftet. Es ging bergab. So mancher stellte auch das neue Eisstadion in der Brunecker Schulzone in Zweifel. Zumal es noch einige finanzielle Dinge zu regeln gilt. Nun wagt der HCP den Sprung nach vorne und will in der AHL, einer Unterliga der österreichischen EBEL, neue Kraft schöpfen.
Das geplante Eisstadion in der Brunecker Schulzone
Seit 1950 wird in Bruneck Eishockey gespielt. Der Verein selbst wurde 1954 gegründet. Eishockey ist in Bruneck und Pustertal ein Herzensanliegen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte gab es immer wieder vor allem Männer (und einige Frauen), die sich ganz in den Dienst dieser faszinierenden Sportart verschrieben hatten. Dadurch ist diese Sportart auch zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Natürlich auch für die Banken, welche die immer wieder mal angefallenen Schulden vorstrecken durften. Doch der ganz große Schuldenberg ist so gut wie abgebaut. Die Bilanz der vergangenen Saison, die mit Ende Juni vorgelegt werden soll, weist einen komplett schuldenfreien Betrieb aus. Zu erwähnen ist auch, dass die Jugendabteilung des HC Pustertal (HC Pustertal Junior) in einer komplett eigenständigen Gesellschaft organisiert ist. Ein intelligenter Schachzug, wenn es einmal tatsächlich schief gehen sollte. Dann wird zumindest nicht die Jugendabteilung, in der immerhin über 180 Kinder und Jugendliche betreut werden, mit nach unten gerissen.
Man muss auch dazusagen, dass die Altlasten ausgelagert wurden. Doch auch die als „Big Save“ benannte finanzielle Rettungsaktion der bürgenden ehemaligen Verantwortlichen, allen voran Ex-Präsident Roman Erlacher, ist zu 90 Prozent abgeschlossen. Durch Sonderaktionen, Spenden und Zusatzsponsoren, welche allesamt außerhalb der normalen finanziellen Tätigkeit aufgebracht wurden, konnten 500.000 Euro zusätzlich eingenommen werden, welche zur Tilgung des ranzigen Schuldenberges verwendet wurden. Eine Restschuld von 60.000 Euro hat die alte Gesellschaft zwar noch, doch soll diese Summe innerhalb der nächsten zwei Jahre komplett gerodet werden, wie Vize-Präsident Ivo Pezzei aufzeigte.
Finanzielle Unterstützung angebahnt... rewe
Neue Herausforderung in der Alpenliga
Der Verein, der übrigens von einer Gesellschaft mit 44 Mitgliedern getragen wird, ist also bereit für neue Herausforderungen. Diese sah die Vereinsführung jedoch nicht in der italienischen Liga. Vielmehr ließen Präsident Andreas Mariner und Co. ihre Blicke Richtung Norden, also zur österreichischen Liga „EBEL“ schweifen. Die Brunecker und Rittner Vereinsverantwortlichen stellten als Erste einen Teilnahme-Antrag an die EBEL-Führung und brachten damit eine wahre Steinlawine in Gang. Denn es setzte eine wahre Migration der in der italienischen Eishockeyliga spielenden Vereine ein. Mehr oder minder alle kehrten den Italienern den Rücken und wollten in den wohligen Schoß der EBEL. Doch das war ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem die Italiener stiegen voll in die Bremse. Daraufhin regten die Österreicher die Gründung einer neuen Liga als Unterliga der EBEL an. Das war die Geburtsstunde der AHL, der „Alps Hockey League“. Sie wurde als „neue mitteleuropäische Eishockeyliga“ gefeiert und vertraglich bereits auf drei Jahre (plus zwei zusätzliche Jahre als Option) ausgelegt.
Am 17. September 2016 geht es jedenfalls los. Bis Ende Februar sind 40 Spieltage angesetzt, danach folgen die Play-Off-Spiele. Vereine aus Südtirol, dem restlichen Italien, Österreich und Slowenien sind mit dabei. 16 Clubs haben sich bereits fix eingeschrieben. Weitere Anfragen für die Saison 2017/18 aus Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Ungarn und der Slowakei werden derzeit überprüft. Denn ab der Saison 2018/19 ist geplant, dass es zwischen der AHL und der EBEL ein Aufstiegs- und Abstiegs-Play-Off gibt. Dann wird die Sache so richtig interessant. Wichtig ist auch, dass die Vermarktung professionell von einer eigenen Wiener Agentur vorgenommen wird. „Das bringt eine weitere Planungssicherheit und ist für Sponsoren zusätzlich interessant“, so Pezzei.
Eugen Gabrielli und Bürgermeister Roland Griessmair rewe
Italienischer Meister auf dem Abstellgleis?
Und was macht der italienische Meister? Wird der in Zukunft auf Sizilien gekürt? Keineswegs! Denn dank zäher Verhandlungen wurde vertraglich fixiert, dass der italienische Meister im Rahmen eines Mini-Play-Offs nach dem Ende des Grunddurchganges in der AHL ermittelt wird. Es ist allerdings ein Gerücht, dass der HC Pustertal nicht italienischer Meister oder AHL-Meister werden will. „Wir wollen aber auf dem Boden bleiben, aber durchwegs vorne mitzuspielen versuchen. Was dann noch zusätzlich kommt, nehmen wir gerne an“, so Pezzei der PZ gegenüber.
Neue Unterstützer gesucht
Bürgermeister Roland Griessmair ging dann kurz auf die Realisierung des neuen Eisstadions in der Brunecker Schulzone ein. Die Projektkosten von 15 Mio. Euro werden derzeit noch etwas gelichtet. Dennoch soll am Ziel der Bespielbarkeit für die Saison 2019/20 festgehalten werden. „Dieser Neubau wird dem gesamten Eishockeysport im Pustertal einen gewaltigen Auftrieb geben“, ist auch Pezzei überzeugt. Die Kapazität ist auf 3.200 Zuschauen ausgelegt, wobei diese Zahl auf 4.000 Besucher erweitert werden kann.
Doch nun gilt es, das Abenteuer „AHL“ in Angriff zu nehmen. Dazu benötigen die Pustertaler Cracks allerdings tatkräftige Hilfe. „Wir brauchen den Rückhalt und die Unterstützung von Sponsoren, der Politik und benötigen neue Gesellschafter für die nächsten drei bis fünf Jahre, um weiterhin das Jahresbudget von einer Million Euro aufbringen zu können“, rechnet Pezzei vor. Es werden also zusätzliche Unterstützer, Gesellschafter, Mitglieder im Verwaltungsrat und Mitarbeiter in den verschiedenen Arbeitsgruppen gesucht. „Jeder, der Interesse hat, kann sich melden“, so Pezzei. Denn die Zukunft, die längerfristig wohl in der EBEL angesiedelt sein dürfte, lasse sich nur gemeinsam gestalten. Let’s go to the future!
rewe
Die wichtigsten Daten
• Erfolge: Vizemeister 1982, Italienpokal 2011, Italienischer Supercup 2011 und 2014, vier Finalteilnahmen in den letzten sechs Jahren;
• Jahresbudget: 1.000.000 (80 Prozent durch Sponsoren);
• Zuschauerschnitt der letzten 5 Jahren: ca. 1.650 pro Spiel;
• Gesamtanzahl Zuschauer pro Jahr: über 50.000 Personen;
• Homepage: 250.000 Zugriffe und 1.300.000 Seitenaufrufe im Jahr;
• Facebook: 10.000 Fans;
• Twitter: 1.000 Followers;
• Instagram: 700 Abonnenten;
• You Tube: 150 Videos im eigenen Kanal;