Eduard Fischnaller ist der neue Abt des Klosters Neustift: Eine freudige Nachricht für die Glaubensgemeinschaft und selbstverständlich auch für den stets freundlichen und offenen Theologen. Damit verbunden ist allerdings auch die Tatsache, dass sich die Gläubigen der Pfarreien Kiens, Ehrenburg und St. Sigmund, die Herr Fischnaller wesentlich geprägt hat und in denen er sehr geschätzt wird, von ihm als Priester verabschieden müssen. PZ hat die Gelegenheit genutzt, um mit dem Neu-Abt über seinen zukünftigen Lebensweg und einige gesellschaftliche Themen zu reden.
Eduard Fischnaller wird von Bischof Ivo Muser im Brixner Dom zum Abt geweiht. Dem würdigen Festakt wohnten zahlreiche Gläubige und Priester bei. alle Fotos: Fotostudio Karl
„Verherrlicht mit mir den Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen!“ - so lautete der Primizspruch von Eduard Fischnaller, den er nun auch zum Leitspruch seiner neuen Tätigkeit gewählt hat. Derzeit stehen für den in Rodeneck gebürtigen Abt allerdings eher stressige Zeiten im beschaulichen Kloster Neustift an. Schließlich gilt es, sämtliche Tätigkeiten neu zu organisieren und neue Abläufe zu verinnerlichen. Den Moment seiner Wahl empfand er als „freudiges und schönes Erlebnis“, nun gelte es aber, die Ärmel hochzukrempeln. Der kommenden Zeit sieht er mit freudiger Erwartung entgegen. „Das neue Amt empfinde ich als eine schöne Herausforderung, weil ich weiß, dass man hinter mir steht und mir vertraut. Dieses Vertrauen zu erhalten, ist mir ein besonders wichtiges Anliegen“, so Abt Fischnaller.
Der Abt-Ring zeigt ganz im Sinne Fischnallers das Herz Jesu und das Symbol der Dreifaltigkeit.
Vielfältig gewirkt
Pfarrer Eduard weilte in seiner Zeit als Priester immer gern im Kreise der Gläubigen und fühlte sich in den Pfarreien stets heimisch. Er weiß, dass man ihn in den verschiedenen Dörfern schätzt und möchte trotz seiner neuen Tätigkeit weiterhin - so es das Zeitmanagement erlaubt - in den Pfarreien mithelfen und präsent sein. Bei der großen Dankesfeier, die in Kiens gefeiert wurde, fühlte er sich laut eigener Aussage „weniger aufgeregt als bei meiner Weihe“. „Die freudige Feier und die damit verbundene emotionale Begegnung mit den Menschen an einem Ort, an dem ich mich immer zu Hause fühlen werde, waren für mich etwas ganz Großartiges“, so der Geistliche. Und: Die Zeit von September 2007 – dem Beginn seines Wirkens in den Pfarreien - bis heute bezeichnet Eduard Fischnaller als „schöne Zeit“, in der auch so einige Herausforderungen gemeistert wurden. So wurden unter anderem die drei Pfarreien St. Sigmund, Ehrenburg und Kiens zusammengeführt. „Eine große Aufgabe, welche aber bravourös gemeistert wurde und nun für die Glaubensgemeinschaft einen enormen Mehrwert darstellt“, ist er überzeugt. „Dass das Zusammenwirken im religiösen Bereich in diesen drei Pfarreien gelungen ist, darüber freue ich mich besonders“, meint Fischnaller denn auch rückblickend. Nicht zuletzt deshalb sei mit dem Antritt seines neuen Amtes auch eine gehörige Portion Wehmut verbunden.
Seinem Nachfolger Michael Bachmann wünscht er eine „gute Hand“ und dass das Aufgebaute weiterhin bestehen bleibt. Bachmann erwartet übrigens ein dichtes Programm, zumal er neben den drei Pfarreien auch in Pfalzen mitwirken wird.
Neue Aufgabenbereiche
In seiner Rolle als Abt kommt nun viel Neues auf Eduard Fischnaller zu. So gilt es u.a., wichtige Personalentscheidungen zu treffen und in das neue Amt nach und nach hineinzuwachsen. Besonders der fehlende Nachwuchs und der allgemeine Priestermangel bereiten dem neuen Abt einiges Kopfzerbrechen. „Hier sind guter Wille und konstruktive Zusammenarbeit gefragt. Auch die Laientätigkeit wird bekanntermaßen immer wichtiger und ist ein Faktor, den ich als bedeutend erachte. Die Mitarbeit der Laien in den Pfarreien ist sehr hilfreich.“ Darüber hinaus sollen zwischen Stift und Mitbrüdern Harmonie und ein freudiges Miteinander herrschen. Und er wünscht sich, dass sich in Zukunft wieder mehr junge Leute dazu berufen fühlen, den Weg Gottes zu gehen.
Gesellschaftliche Anliegen
Durch den Priestermangel wird laut Fischnaller die Aufgabe der Kirche noch wichtiger und nicht unbedingt leichter. Für den schwindenden Glauben macht er im Wesentlichen den großen Wohlstand verantwortlich. „Früher trat aus beinahe jeder Familie jemand ins Kloster ein, auch weil man oft nicht das Geld hatte, um allen Mitgliedern von Großfamilien ein gutes Leben zu ermöglichen. Wer studieren wollte, wurde ebenfalls sehr häufig Theologe.“ Tatsächlich scheint es auch allgemein für Menschen in schlechterer Lebenslage einfacher, den Weg zu Gott zu finden. Zudem würde es vielen an Verantwortungsgefühl mangeln, was auch im Vereinsleben und in den Verbänden zu beobachten sei, so Fischnaller.
Dominik Faller
Offene Geschäfte an den Feiertagen?
Am Hochunserfrauen-Tag (15. August) hatte ein Großteil der Geschäfte in Bruneck und Brixen geöffnet. Die Kaufleute dachten offensichtlich ans Geschäft, die Kirchenverantwortlichen rümpfen dagegen die Nase. Auch Abt Fischnaller ist gegen eine Öffnung der Geschäfte an den Sonn- und Feiertagen. „Von Natur aus ist ein Ruhetag für das menschliche Wohlbefinden vonnöten. Bei uns Christen ist dies der Sonntag, an dem wir Gemeinschaft, Besinnung und Entspannung finden.“ Eine klare Ansage!
df