Ein Muss für Filmfans: Am 29. April zeigt das Ufo den in Österreich und Südtirol gedrehten Film „Bad Luck". Markus Schwärzer aus Bruneck spielt darin eine Hauptrolle. Im Anschluss an die Vorstellung erzählt der 35-Jährige, wie er es auf die große Leinwand geschafft hat, welcher Philosoph ein guter Schauspieler gewesen wäre und warum ein Filmdreh am Montiggler See kein Zuckerschlecken ist.
Markus Schwärzer am Set von "Maikäfer flieg", der Verfilmung von Christine Nösslingers gleichnamigem autobiographischen Buch. Oliver Oppitz
PZ: Markus, Du stehst seit mittlerweile fast zwanzig Jahren auf der Bühne. Wie bist Du zur Schauspielerei gekommen?
Markus Schwärzer: Meine Schwester und ihre Freundin spielten damals im alten Jugendzentrum bei zwei Produktionen mit. Wie so oft haben Jungs gefehlt, die eine Rolle übernehmen wollten, und so haben sie mich überredet mitzumachen. Ich habe dann unter der Regie von Alexander Kratzer in „Hin und her“ gespielt – und war sofort infiziert. Er hat viel in mir geweckt und mich sehr geprägt. Von da an habe ich eigentlich jedes Jahr an zwei Produktionen mitgewirkt. Ab dem Zeitpunkt war die Schauspielerei etwas, das ich gebraucht habe.
Was bedeutet Dir die Bühne?
Jeder Mensch braucht ein Ventil, eine Sache, für die er brennt. Bei mir ist das alles Darstellende, sei es, Regie zu führen, in meiner Band zu singen oder eben Theater oder im Film zu spielen. Wenn ich auf der Bühne stehe, geht es mir gut.
Bist du nach all der Zeit noch nervös, bevor der Vorhang aufgeht?
Die Nervosität ist nach wie vor da, wenn auch etwas weniger als am Anfang. Bei „Hin und her“, meinem ersten Auftritt, hatte ich Brechreiz, als ich rausmusste. Obwohl es lange her ist, weiß ich noch genau, wie sich das angefühlt hat. Aber nach kurzer Zeit löst sich die Anspannung und entwickelt sich zu etwas Angenehmen. Das ist ein Gefühl, das süchtig macht.
Du unterrichtest Geschichte und Philosophie am Humanistischen Gymnasium in Bruneck, die Schauspielerei betreibst Du, wann immer es der Schulkalender zulässt. Wolltest du nie Profischauspieler werden?
Nach der Matura habe ich darüber nachgedacht, ob ich eine Schauspielschule besuchen sollte. Aber für mich war schnell klar, dass ich viel leichter ein Idealist bleiben und der Schauspielerei mit voller Leidenschaft nachgehen kann, wenn ich nicht darauf angewiesen bin und keinen existenziellen Druck habe, Engagements zu bekommen. Unterrichten ist wunderschön, und ich möchte meinen Beruf für nichts aufgeben.
Für die Schüler ist es bestimmt spannend, einen Lehrer zu haben, der in Kinofilmen mitspielt.
Klar, das ist ja nicht alltäglich. In der Schule betreue ich zusammen mit einem Kollegen die Theatergruppe. Das Schauspiel taugt den Schülern, das merkt man einfach.
Hast Du eine besondere Ader für Schüler, die Dir etwas vorgaukeln?
Wenn sie „schauspielern“, dann merke ich das schon manchmal. Ich sage immer, dass jeder Schüler eine Eigenverantwortlichkeit hat und selber wissen muss, was er tut.
Am 29. April zeigt das Ufo Deinen Film „Bad Luck". Du spielst Robert, der zu seiner Freundin Dagmar nach Kärnten gezogen ist. Wie hast Du die Rolle bekommen?
Ich bin bei einer Südtiroler Schauspielagentur eingetragen, die mich informiert, wenn ein Casting stattfindet. Für „Bad Luck" hatte ich ein erstes Treffen im Putzerhof bei Brixen, wo ich aus dem Stegreif eine Szene improvisieren musste. Dann wurde ich noch zwei Mal nach Klagenfurt eingeladen, ehe ich die Rolle in der Tasche hatte.
Der Film wurde in Österreich und Südtirol gedreht und durch die Förderung der Business Location Südtirol (BLS) unterstützt. Wie wertest Du diese Institution?
Für Filmschaffende im Land ist die BLS ein großes Glück. Der Film wurde in den Sommerferien gedreht, unter anderem bei einem Tümpel in der Nähe des Montiggler Sees. Es war voller Mücken dort, mein Körper war mit Stichen übersät. Wer nicht vor die Kamera musste oder gerade eine Drehpause hatte, hat sich in Moskitonetze eingepackt. In Südtirol, kein Witz!
Das klingt nicht gerade nach Spaß.
Oh, doch, den hatten wir. Es gehörte zum Konzept des Films, dass es zwar ein Drehbuch gab, aber der Text weitgehend improvisiert wurde. Bis auf Valerie, die im Film meine Freundin Dagmar spielt, und mich, hatten die Schauspieler keine Erfahrung. Sie haben sozusagen sich selbst gespielt, was den Film authentisch macht. Wir haben uns köstlich dabei amüsiert.
Du sprichst im Film Deinen Dialekt. Stand das zur Debatte?
Nein, es ist Teil der Rolle.
Was ist schwieriger: Theater spielen oder vor der Filmkamera stehen?
Ein Film ist ein Stückwerk, man muss auf die jeweilige Szene vorbereitet sein, die dann vielleicht ein paar Mal gefilmt wird. Wenn sie im Kasten ist, kann man nicht irgendwann sagen, dass man das gerne noch einmal wiederholen würde. Beim Theater probt man zwei Monate, in der Zeit kann man die Rolle finden, an Szenen arbeiten. Der Charakter kann wachsen. Beim Film muss man auf Abruf das Endprodukt präsentieren. Deshalb ist beim Film die Vorbereitungszeit auch länger.
Welcher Philosoph wäre ein guter Schauspieler gewesen?
Wittgenstein. Seine Sprachphilosophie hat etwas Schauspielerisches. Außerdem hätte es auch vom Äußeren gepasst: Er hatte ein sehr markantes Gesicht.
„Bad Luck“ feiert im Ufo Südtirol-Premiere. Es wird also ein Heimspiel für Dich. Stolz?
Ich werde immer wieder gefragt, wie es ist, vor der Kamera zu stehen. Darüber werde ich an dem Abend erzählen. Dass das alles vor meiner Haustür passiert, freut mich sehr.
Interview: Verena Duregger
Anmerkung der Redaktion: Markus Schwärzer und die Autorin kennen sich noch aus Schulzeiten – deshalb duzen sie sich in diesem Interview.
Zur Person
Markus Schwärzer, 35, wuchs in Gais auf. Nach der Matura am Humanistischen Gymnasium studierte er in Innsbruck Geschichte. Danach arbeitete er mit Jugendlichen und als Erzieher in einem Schülerheim. Seit zwei Jahren unterrichtet er an der Schule, die er einst selbst besuchte. Seine Leidenschaft gehört seit fast 20 Jahren der Schauspielerei. Er stand in verschiedenen Theaterproduktionen auf der Bühne und spielte in mehreren Filmen mit, unter anderem „Bad Luck“ und „Maikäfer flieg“. 2015 führte er im Kleinen Theater Bruneck zum ersten Mal Regie und inszenierte Dürrenmatts „Die Panne“. Er singt in der Band „dschezzi“ und ist vor kurzem Vater geworden.