Wenn es um das Brunecker Altstadtfest geht, kommt man an Walter Unterhofer nicht vorbei: Seit 1990 ist der ehemalige Stadtrat aus Aufhofen maßgeblich am Gelingen der Feierlichkeiten beteiligt. Früher noch als „Interims-Bürgermeister“, heute als Organisator des traditionellen Umzugs am Sonntag. Wie sich das Fest im Laufe der Jahre verändert hat und was er von den Kritikern hält, erzählt der 64-Jährige im Interview. 

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Walter Unterhofer          vd

PZ: Herr Unterhofer, viele bezeichnen Sie als einen der Gründerväter des Altstadtfestes... 

Walter Unterhofer: Ja, dabei war ich gar nicht von Anfang an dabei. Günther Adang, der damalige Bürgermeister, hatte gute Kontakte zu den Organisatoren des Brixner Altstadtfestes. Er hat die Idee von Brixen nach Bruneck gebracht. Das erste Stadtfest fand 1985 statt. Ich bin erst zwei Jahre später dazugekommen.

Was hat sich seither geändert? 

Damals war die Festkultur noch eine ganz andere. Viele Vereine hatten ihren Platz in den Kellern der Stadt. Einen der schönsten Keller hatte die Feuerwehr Bruneck – da, wo jetzt das Harpf-Geschäft untergebracht ist. Heute wäre das aber nicht mehr möglich. Viele Keller wurden mittlerweile zu Geschäftslokalen umgebaut und auch die Sicherheitsauflagen haben sich geändert.

Welcher Stand war in Ihren Augen etwas Besonderes?

Beim „Lokal“ in der Oberstadt gibt es hinter dem Durchgang einen Innenhof. Dieser diente immer einem Verein als Standplatz. Und obwohl der Platz nur klein war, wollten die Leute nicht mehr raus. Das ist immer so: Wo viele sind, wollen noch mehr hin.  

Dürfte es solche Standplätze heute überhaupt noch geben?

Von den Auflagen her ist sowohl auf Landes- als auch auf Gemeindeebene alles komplizierter geworden. Früher hat man vielleicht auch zu leichtsinnig gearbeitet. Diesen Stand beim „Lokal“ zum Beispiel habe ich der Kommission aus Bozen, die zur Abnahme gekommen ist, gar nicht gezeigt (lacht). In der Stadtgasse gab es so viele Stände, dass man gar nicht mehr durchgekommen ist. Man arbeitete nach dem Credo „Wird schon alles gut gehen“. 

Was war früher noch anders?

Bis ungefähr zum Jahr 2000 haben wir um Mitternacht noch die Stadttore geschlossen. Wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht innerhalb des Altstadtrings war, musste draußen bleiben. Vor den Toren waren Nachtwächter postiert. Aber das ginge heute bei dem Trubel überhaupt nicht mehr. 

Was macht für Sie den Reiz des Altstadtfestes aus?

Das Schönste war für mich immer der Aufbau der Stände, die Zeit vor dem eigentlichen Beginn. Da herrschte in der Stadt eine tolle Stimmung, überall wurde gewerkelt, das hat die einzelnen Vereine unheimlich zusammengeschweißt. Günther Adang hatte dann die Idee, für die Helfer am Donnerstag vor Festbeginn eine Feier im Seeböckhaus zu veranstalten. Da ist es bis vier Uhr früh hoch hergegangen… 

Herrschten zwischen den Vereinen immer nur Friede und Freude?

Natürlich hat es auch hin und wieder gekracht. Früher gab es ja immer wieder Probleme zwischen den offiziellen Vereinen und den Freizeitclubs. Die einen wollten nicht, dass die anderen auch die Möglichkeit bekommen, einen Stand zu führen. Ich finde aber, dass die Freizeitclubs, wie etwa die „Treta“, die Würze ausgemacht haben. Sie hatten tolle Ideen und haben sich sehr bemüht. Das hat das Fest mit Sicherheit bereichert.

Was würden Sie jenen empfehlen, die zum ersten Mal auf das Stadtfest gehen?

Sie sollten die Polenta vom CAI probieren. Dieser Verein ist seit den Anfängen des Stadtfestes mit dabei. Überhaupt war das kulinarische Angebot in Bruneck immer top. Das klassische „Hiendl“ gibt’s nur noch bei der Musikkapelle. Außerdem werden Fischgerichte, der Ochsenbrater und an jedem Stand etwas Vegetarisches angeboten. Ich persönlich finde es schade, dass an keinem der Stände mehr Jazz gespielt wird. Aber das ist Geschmackssache. Lustig ist immer das „Prominenten-Versenken“ im großen Wasserzuber. Da strengen sich ja alle immer besonders an. Ansonsten sollte man sich einfach treiben lassen und da, wo es einem gefällt, haltmachen und den Abend genießen. 

Gibt es goldene Regeln, damit ein Stadtfest funktioniert?

Wenn die Besucher herumflanieren, muss kontinuierlich etwas los sein. Die Stadtgasse ist natürlich ein Nadelöhr, aber ich war immer strikt dagegen, dort keine Stände aufzubauen. In Brixen ist es ja nur das Gleiche. Wenn so viele Menschen auf engem Raum feiern, kann immer etwas passieren. Zum Glück ist bis heute immer alles gut gegangen. 

Nicht alle Bürger sind über die drei Tage Ausnahmezustand glücklich…

Das stimmt und ich kann es auch ein Stück weit verstehen. Baron Lothar von Sternbach war einer der bekanntesten Kritiker. Wir haben ihm sogar einmal angeboten, während des Festes auf unsere Kosten irgendwo drei Tage lang Urlaub zu machen. Das hat er aber abgelehnt. Leider sind manche Besucher undiszipliniert und pinkeln einfach überall hin. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass das Fest auch innerhalb der Stadtmauern seinen Platz haben muss. Zu erwähnen sind an dieser Stelle auch all jene, die nach dem Fest immer aufräumen. Ihnen gebühren ein ganz besonderer Dank und ein großes Lob. Dank ihres Einsatzes sieht die Stadt am Montagabend wieder so aus, als ob nichts passiert wäre. 

Haben Sie schon einmal eine Nacht lang durchgemacht?

Eine? Ich war drei Tage lang fast durchgehend im Einsatz. Wenn ich insgesamt vier Stunden geschlafen habe, dann war alles beisammen. 

Wie fand Ihre Frau das?

Sie wusste, dass ich in dieser Zeit nicht ihr, sondern dem Fest gehöre.

Interview: Verena Duregger

 

Zur Person

Walter Unterhofer aus Aufhofen ist Autovertreter im Ruhestand. Von 1990 bis 2005 war der heute 64-Jährige Stadtrat in Bruneck. In seinen Verantwortungsbereich fielen unter anderem Großveranstaltungen wie das Altstadtfest. 1997 war er zum ersten Mal „Interims-Bürgermeister“ während des drei Tage dauernden Festes. In die Gemeindepolitik ist Unterhofer nicht mehr eingebunden, für das Stadtfest arbeitet er jedoch weiterhin: Er organisiert den Umzug, der immer am Sonntag um 14 Uhr stattfindet. Das macht er ehrenamtlich - „Für die Stadt“ und „weil es mich freut“, wie er sagt. 

 

 

 

 

 

 

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