Alle Jahre wieder kommt das Christkind... und der Christkindlmarkt! Viele freuen sich darauf, einige rümpfen die Nase, aber vorbeischauen tun sie dann doch fast alle, wie die ersten beiden Wochen in Bruneck eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Die PZ hat sich ein wenig, auch hinter den Kulissen, umgeschaut.
Vor allem die Hütten mit kulinarischen Angeboten punkten gewaltig. Im Bild "Heidi's Almhütte". jst
„Bergweihnacht, Tradition und Moderne“ lautet das Motto in Bruneck. Noch bis zum sechsten Jänner können die Besucher am Graben, im Tschurtschenthaler Park und in der Oberstadt zwischen Verkaufs- und Gastronomieständen sowie Kinderattraktionen flanieren. Im Sortiment findet sich mittlerweile so ziemlich alles, von Lebensmitteln jeglicher Art über winterlichen Bekleidungsbedarf bis hin zu Weihnachtsschmuck und Geschenkartikel. Im Weihnachtsstadl sowie im Palais Sternbach bieten Handwerker und Sozialvereine ihre Produkte feil, und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm soll für zusätzliche Unterhaltung Sorge tragen.
Kulinarische Leckerbissen
Der Verkaufsschlager schlechthin sind aber nach wie vor die kulinarischen Leckerbissen, allen voran der Glühwein! Doch vorbei die Zeiten, in denen bloße Massenabfertigung mit Würstchen & Co. dem inzwischen Weihnachtsmarkt-erprobten Publikum zur Genüge reichten. Mit Pustertaler Ofenkartoffeln, Strauben, Bauerngröstel und Kaiserschmarrn versuchen sich die Verantwortlichen mächtig ins Zeug zu legen. „Der Christkindlmarkt hat sich in den vergangenen Jahren enorm gesteigert“, sagt Thomas Peintner, der als Betreiber von Heidi’s Almhütte und der Brunegga Hitte schon viele Jahre im Weihnachtsmarkt-Geschäft ist, „Wir Standlbetreiber werden jedes Jahr professioneller und strukturierter, und das trägt natürlich zur Qualitätsverbesserung bei“, ist er überzeugt.
Flüchtlinge beschäftigt
Der Brunecker Tausendsassa Peintner hat in diesem Jahr mit seinem Gastronomiekonzept – ganz im Sinne des weihnachtlichen Gedankens hinsichtlich der aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignisse – ein besonderes Zeichen gesetzt und einige Flüchtlinge beschäftigt. „In Absprache mit der Caritas, der Bezirksgemeinschaft Pustertal, der Stadtgemeinde Bruneck und der Musikschule Bruneck, die uns freundlicherweise die Küche im Waldheim zur Verfügung gestellt haben, lernen die beiden jungen Afrikaner unter Anleitung einer professionellen Köchin das Zubereiten unserer lokalen Gerichte, wie Knödel oder Gerstesuppe“, erläuterte Peintenr der PZ gegenüber. Die Vorteile für alle liegen auf der Hand. „Eine fruchtbare Zusammenarbeit“, bestätigt denn auch Köchin Karolina Prenn, „Die Flüchtlinge sind motiviert und dankbar, integriert zu werden.“
Qualitative Ansprüche
Qualitative Ansprüche erhebt auch Siegi Baumgartner vom Restaurant Schöneck in Pfalzen, der mit „Siegi’s Eck“ in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Brunecker Christkindlmarkt vertreten ist. „Die Herausforderung besteht darin, die entsprechende Gradwanderung zu schaffen. Die Speisen und Getränke müssen hochwertig sein und gleichzeitig aber relativ schnell über den Tresen gehen“, bringt er es auf den Punkt. Über das bisherige durchwegs positive Feedback zeigt sich der bekannte Gastronom hocherfreut. „Viele Einheimische, aber auch Gäste, wissen unser Angebot sehr zu schätzen und trinken alternativ zu einem Glühwein auch mal gerne einen guten Wein oder ein Glas Südtiroler Sekt... auch auf einem Weihnachtsmarkt!“
Die große Akzeptanz, gerade auch von Seiten der einheimischen Bevölkerung, nimmt auch Christian Tschurtschenthaler, Präsident des Stadtmarketing Bruneck, wohlwollend zu Kenntnis:„Die stetige Weiterentwicklung der Qualitätsmerkmale in den vergangenen Jahren und das Prinzip der Regionalität trägt die entsprechenden Früchte. Das Angebot auf unserem Christkindlmarkt kann sich wirklich sehen lassen.“
Großer Ansturm
Trotzdem, gerade das erste Dezember-Wochenende stand, wie gewohnt, im Zeichen des italienischen Ansturms. „Das beste Sant‘ Ambrogio seit langem“, resümiert Josef Lechner von der Bäckerei Frisch. Selbst die Brunecker Oberstadt, mit ihrem kleinen, aber feinen Markt-Ableger, sonst eher beschaulich zugange, war an diesen Tagen zum Bersten voll. „...Wie in Mailand“, lautete ein entsprechender Facebook-Eintrag. „Wir sind sehr zufrieden“, bestätigt dann auch Marion von Zieglauer, eine der Promotoren des Marktes in der Oberstadt. Auch mit der verwaltungstechnischen Organisation äußerten sich alle Aussteller im Zuge einer kleinen Umfrage sichtlich zufrieden. „Wir haben eine tolle Unterstützung erfahren“, sagen die Neueinsteiger von „Sergio Fumi“. Um dann gleich vorwegzunehmen: „Wir kommen nächstes Jahr sicher wieder.“
Kritik gibt es höchstens hinter vorgehaltener Hand. So seien die Bustouristen, von denen Städte wie Bozen und Brixen stark profitieren, in der Rienzstadt nach wie vor Mangelware. „Das ist einfach schwierig. Wir liegen eben nicht auf der klassischen Achse“, kontert Tschurtschenthaler die altbekannte Polemik.
Wie der ganze Weihnachtszauber dann schlussendlich bei den Besuchern ankommt, ist relativ schnell eruiert. Von sehen und gesehen werden, über Weihnachtsshopping bis hin zum geselligen Beisammensein, geben sich Touristen wie Einheimische glückselig. Und solange der Glühwein fließt, ist sowieso alles bestens!
Judith Steinmair