Am 30. Jänner feierte der Unternehmer Karl Wieser aus Mühlen in Taufers im Mühlbacher Badl seinen 80. Geburtstag. Doch nicht das Geschäftliche, sondern die Musik prägte diesen Tag – und so wurde aus der Geburtstagsfeier ein Fest der guten Töne.
Kapellmeister Robert Schwärzer (links) und der Obmann der Bürgerkapelle Werner Oberhuber (Mitte) überreichten dem Jubilar Blumen und ein Bild zum 80sten.
Der Feiertag begann mit einem Wortgottesdienst in der Kapelle des Mühlbacher Badls. Gestaltet wurde er von Frau Martha Kofler Messner, musikalisch umrahmt wurde er von zwei Violinistinnen und vier Vertretern des Männerchores von Sand in Taufers. Die Musik war es dann auch, die die Feierlichkeiten maßgeblich bestimmte. Das verwundert nicht, denn wer Karl kennt, der weiß, dass sich nicht nur die Bagger, sondern auch die Musik wie ein roter Faden durch sein ganzes Leben zieht. Und so wird er nicht nur als Unternehmer weitum geschätzt, sondern auch als Musiker.
69 Jahre Musikant
Karl ist immer zur Stelle, wenn irgendwo ein guter Ton gebraucht wird. Die Leidenschaft steht ihm ins Gesicht geschrieben, wenn man ihn auf seinem Flügelhorn spielen sieht. Seit 69 (!) Jahren ist er in der Musikkapelle Sand in Taufers tätig. Keine Frage also, dass die Musik auch bei der Geburtstagsfeier zum Achtzigsten eine große Rolle spielte. Nach dem Gottesdienst erwartete die Musikkapelle Sand in Taufers den Jubilar. Beim Mittagessen im Badl gab´s immer wieder Einlagen eines Gesangsquartettes und weitere musikalische Leckerbissen, dargebracht von Peter Oberhollenzer, Elsa Steinmair und Florinda Oberbichler.
Der Bürgermeister von Sand in Taufers, Sigfried Steinmair, war mit einem Blumenstrauß ins Badl „nachgereist“, weil er den Jubilar zu Hause nicht angetroffen hatte. Er erinnerte sich an seine Zeit als junger Oppositionspolitiker in der damaligen sozialistischen Partei in Sand in Taufers, als Karl Gemeinderat der SVP war. Steinmair sagte, Karl habe ihm damals – obwohl er einem anderen politischen Lager angehörte – mehr zugehört als jeder andere und er habe durchaus fair debattiert.
Mensch mit Hausverstand
Der Gaisinger Bürgermeister Christian Gartner erinnerte sich an die Pionierzeit des Unternehmers, die eng mit jener seines Vaters verbunden ist. Gartner würdigte auch den Erhalt des Mühlbacher Badls durch den Jubilar und sicherte die Unterstützung der Gemeinde zu, wenn Hilfe gebraucht werde. „Wir werden dich möglichst viel, aber sicher nicht alles tun lassen“, schmunzelte Gartner. Karl Wieser ist bekannt als praktisch denkender Mensch. „Wenn es gar nicht geht, muss der Wieser her“, hat es oft geheißen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er Probleme auf seine Art löste.
Die Festrede hielt Karls Schwiegertochter Adele. Sie zeichnete kurz des Jubilars Werdegang nach und erinnerte an die schwere Kindheit nach dem Tod der Brüder und des Vaters. Seine bisweilen gefürchtete Strenge und Härte sind in Anbetracht dieses Schicksals wohl verständlich und waren für den eingeschlagenen Lebensweg sogar manchmal notwendig. Adele Wieser wünschte ihrem Schwiegervater weiterhin viel Freunde mit der Musik und noch viele schöne Augenblicke im Leben.
Ausklang mit Musik
„Seelenverwandte“ von Karl sind die Geschwister Oberhöller aus St. Lorenzen, die es auf Grund einer privaten Familienfeier nicht rechtzeitig ins Badl geschafft hatten. Sie besuchten Karl jedoch am Abend zu Hause in Mühlen, wo sie bis in die Nacht hinein musizierten und sangen und dem Jubilar so eine ganz besondere Freude bereiteten. So klang ein Tag aus, der geprägt war vom Zusammentreffen vieler Personen, denen die Musik am Herzen und im Blut liegt und die – frei von jeder gesellschaftlichen, politischen, geschäftlichen Verbindung – einfach dem Karl gratulieren wollten.
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Das Badl
Einen Wunsch hat sich Karl mit dem Wiederaufbau des „Mühlbacher Badls“ selbst erfüllt. In den 1970er Jahren hat er die Brandstatt dieses seit dem letzten Jahrhundert bekannten Kurortes gekauft, von Grund auf erneuert, mit einem eigenen Kraftwerk autark mit Energie versorgt sowie die als heilend bekannte und geschätzte Quelle neu gefasst und reaktiviert. Die umliegenden Hochwälder hat er durch Forststraßen für die Holzbewirtschaftung erschlossen, außerdem hat er den sicheren Lawinenschutzweg wieder angelegt sowie die baufällige Kapelle nach modernen Maßstäben geplant und neu aufgebaut. Diese Kapelle wurde im August 2004 von Kardinal Crescenzio Sepe, dem Bischof von Neapel, dem Hl. Karl von Borromäus geweiht. Die infrastrukturelle, touristische und kulturelle Bedeutung des Bauernbadls mag zwar nur wenigen bewusst sein, der große Mühlbacher Bürger, der ehemalige Diözesankonservator Dr. Dr. Karl Wolfsgruber, hat die Bedeutung des Badls jedoch mit folgenden Worten ganz treffend beschrieben: „ …hier wurde das einsame Gebirgstal ausgestattet mit einem funktionierenden Gästehaus und einer Kapelle, die sich wie ein Edelstein wunderbar in das Gefüge des Rieserferner-Naturparkes hineinfügt.“
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Karl Wieser wurde am 30. Jänner 1936 als fünftes und jüngstes Kind von Margareth und Josef, einem Zimmerer, in Mühlen in Taufers geboren. Nachdem die beiden älteren Brüder im Krieg gefallen waren und sein Vater früh verstorben war, musste Karl schnell lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Er übernahm das Sägewerk seines Vaters und belieferte den Bau des Neves-Stausees. Anfangs nur mit Holz, dann auch mit Schotter. Schließlich kaufte er einen Bagger, um die vom Stausee wegführende Druckleitung zu reparieren. Was niemand für möglich gehalten hatte, setzte Karl Wieser mit viel Einsatz, harter Arbeit und Disziplin um. Das war dann auch die Geburtsstunde des heutigen Unternehmens. Einen Namen gemacht hat sich Wieser vor allem durch den Bau von Skipisten bzw. den Bau und die Montage von Aufstiegsanlagen.
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