Der Jagdbezirk Oberpustertal lud seine Jägerschaft sowie alle Waidmänner und Interessenten des Pustertales die- und jenseits der Wasserscheide, als auch jene des angrenzenden Cadore, zur Hegeschau ins Josef-Resch-Haus nach Innichen ein. Sie ging am 19. und 20. März über die Bühne. Am zweiten und dritten April zieht der Bezirk Unterpustertal im Kulturhaus in Percha nach. Hegeschauen sind im Sinne der Transparenz gesetzlich vorgeschrieben. Sie bieten Jung und Alt eine gute Möglichkeit, sich übers Weidwerk zu informieren, mit Jägern und Fachleuten zu diskutieren und gegebenenfalls auch Kritik anzubringen.

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Innichner Jägerschaft, solidarisch mit der Familie Burgmann    wpz 

„In der Tat“, so der Bezirksjägermeister Christian Töchterle, der Provinz- und Regionalrat, Albert Wurzer, sowie der Direktor im Amt für Jagd- und Fischerei, Andreas Agreiter, unisono: „die Zeiten haben sich geändert. Die Jägerschaft kann sich nicht mehr vor einer kritischen Auseinandersetzung mit anderen Teilen der Gesellschaft drücken“. Die Weidmänner (dazu gehören selbstverständlich auch die Frauen) müssten sich der Diskussion mit den Natur- und Umweltschützern unweigerlich stellen. Dies setze allerdings voraus, dass die Abwägung aller Für und Wider in gegenseitigem Respekt und reziproker Wertschätzung geführt werde. Die Jäger seien keine ‚Waldrambos’. Sie erfüllten eine erhabene Aufgabe in der Hege und Pflege eines gesunden Wildbestandes. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür sei auch, nebst des Bemühens um die Erhaltung der Artenvielfalt, der Gebietsschutz. In der heutigen Zeit sich dafür einzusetzen, sei umso wichtiger, als dass der Lebensraum fürs Wild immer enger würde. Als Ursache hierfür wurden beispielsweise die winter- und freizeitsportlichen Erschließungen der Berge und ergo deren störende Betriebsamkeit genannt: Pisten, Rodelbahnen, Straßen, Forst- und Radwege, Downhill-Strecken, nichtmotorisiertes und motorisiertes Drachenfliegen, Gleitschirmfliegen, Schwammerl- und Beerensammler, Touren- und Schneeschuhgeher, Wanderer und, und, und ...

 

Kritische Auseinandersetzung

„In einer Demokratie ist es nun einmal so, dass die Mehrheit der Bevölkerung über Sein und Nichtsein von Aktivitäten entscheidet. Davon kann auch die Jagd nicht ausgenommen werden“, so Agreiter. Und weiter: „Es häufen sich auch bei uns die Stimmen gegen gewisse Vorgänge innerhalb der Jagd!“ Um hier eine Trendumkehr in die Wege zu leiten, empfahl Agreiter der ehrenwerten Jagdgesellschaft, sich weniger mit sich selbst zu beschäftigen und die Kräfte, anstatt sie bei internen Streitereien zu vergeuden, in die Sympathiewerbung zugunsten des Weidwerkes einzusetzen. Der Jäger möge sich in Bescheidenheit üben und die der Jagd eigene Ethik vorbildlich leben, damit er diese Werte der Gesellschaft gegenüber auch glaubhaft vertreten kann. „Wer einmal im Jahr sechs Schneehühner erlegt, zu allem Überfluss womöglich von auswärts kommt und sich für den Abschuss noch dazu eingekauft hat, darf sich nicht Heger und Pfleger nennen!“ Genauso sollte sich das Revier, das Derartiges zulässt, schuldbewusst an die Brust klopfen.  „Werte, mit denen wir die Jagd begründen, dürfen wir nicht für eine Notlüge verwenden“, so die Mahnung Agreiters. 

 

Zukunft der Jagd

Besorgt um die Zukunft der Jagd zeigte sich auch der Provinz- und Regionalrat Albert Wurzer. Er wies auf den Einbruch der Jägerschaft italienweit hin. „In den Siebzigerjahren zählten die fünf Jagdverbände zusammen noch 1,3 Mio. Jäger. Die Anzahl der Jagdverbände ist dieselbe geblieben, jedoch die darin organisierten Jäger sind mittlerweile auf 450.000 geschrumpft“. Wurzer schlussfolgerte daraus, dass die gesellschaftliche Bedeutung der Jagd stark gesunken sei und möglicherweise noch weiter sinken wird. Daher seine Aufforderung an die Südtiroler Jägerschaft,  mehr und tiefer mit der nichtjagdlichen Gesellschaft das Gespräch zu suchen, ihr die Anliegen und die Bedeutung der Jagd zu erklären. Auch Wurzer, wie vor ihm schon Agreiter, wies auf die besorgniserregende Einschränkung der Lebensräume des Wildes hin. Er nannte in diesem Zusammenhang u. a. den Klimawandel, Verbauungen und Verwaldungen, veränderte Nutzungsformen der Landwirtschaft...

 

Die Jagd verbieten?

Für Wurzer machten es sich jene Personen, die nach Jagdverboten, Einschränkung der Jagdzeiten, Abschussverboten von gewissen Wildarten (Steinböcke, Murmeltiere...) rufen, zu einfach. Im Landtag seien zur Jagdordnung zwei Beschlussanträge eingebracht worden. Pius Leitner stellte seinen vorerst zurück. In jenem von Köllensberger wird u. a. die Forderung auf ein totales Jagdverbot auf Probe für drei Jahre für alle vom Aussterben bedrohten Tierarten erhoben. Außerdem sollten das Stein-, Reb- und Birkhuhn, die Schnepfe, sowie der Schneehase aus dem Schussfeld genommen werden. Köllensberger plädiert zudem für jagdfreie Tage vom Dienstag bis Freitag. Und schließlich sieht sein Antrag eine Art Bannstreifen von 50 Metern entlang der Radwege vor. 

Verständlich, dass der Politiker und Jäger Alber Wurzer mit den Vorschlägen seines Kollegen im Provinz- und Regionalrat nicht einverstanden ist. Allerdings signalisierte Wurzer Dialogbereitschaft, denn auch er ist gleich Agreiter bemüht, mit der ‚anderen Seite’ ins Gespräch zu kommen.  Derweil wird in Rom noch an den Durchführungsbestimmungen zur Südtiroler Jagdordnung gefeilt. Dabei geht es selbstverständlich auch um die Bejagung der Naturparke, insbesondere ums Stilfser Joch. Wie lange die diesbezüglichen Verhandlungen mit Rom noch dauern werden, darauf wollte sich in Innichen niemand festlegen. 

 

Gute Jagdausbeute

Was die Ausbeute der vergangenen Jagdsaison anbelangt, so gab sich Bezirksjägermeister Christian Töchterle durchaus zufrieden. Die Abschusspläne wurden im Großen und Ganzen bei allen Wildarten (Rehe, Gemsen, Hirsche) erfüllt. Rehe wurden insgesamt um die 1.000, Gemsen knapp 500, Hirsche um die 250 (einschließlich Tiere und Kälber) erlegt. Was das Rotwild (Hirsche) angeht, merkte Töchterle an, dass es dem Bezirk gelungen sei, den Bestand im Laufe der letzten Jahre zu reduzieren. Damit sei man der Forderung der Land- und Forstwirtschaft zielgerecht nachgekommen.  Wie seinem Bericht außerdem zu entnehmen war, sei bei der Rehstrecke in den meisten Revieren eine Rückläufigkeit festzustellen. Hinsichtlich der Reude seien im vergangenen Jahr im Dolomiten-Raum wiederum vermehrt Fälle aufgetreten. Von keiner großen Bedeutung war im Bezirk Oberpustertal die Hasenjagd. Was schließlich das Federwild betrifft, so wurden 36 Spielhähne, 15 Schneehühner, 59 Stockenten, 37 Waldschnepfen und neun Ringeltauben erlegt. Außerdem 128 Füchse und ein Wildschwein. Letzteres wurde als Überläufer katalogisiert, denn im Übrigen ist der Jagdbezirk von der Schwarzwildplage nicht befallen.

Revierleiterin Karin Oberhammer bezeichnete die Jagd als Kultur. Dem angemessen eröffnete sie den Schautag am Palmsonntag mit dem Gedicht „Weidmannsheil“ von Oskar von Riesenthal. Gleichsam als kulturelle Draufgabe folgte im Anschluss zum offiziellen Teil ein Streifzug durch die Geschichte Innichens, angeboten vom Historiker und Politologen Kurt Covi. Die Revierleiterin überreichte im Rahmen der Veranstaltung der Familie Michael Burgmann namens der Innichner Jägerschaft einen Scheck über 2.000 Euro. Bekanntlich brannte das Wohnhaus des Zwiglhofes am Innichberg im Januar bis auf die Grundmauern nieder.  Mit der Spende wollte das Revier seine Solidarität mit der schwer geprüften Familie zum Ausdruck bringen. Die Veranstaltung wurde von der Jägdbläsergruppe „Amperspitz“ musikalisch umrahmt.    

jessasmaria

 

 

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