Landeshauptmann Arno Kompatscher macht es vor; doch auch im Pustertal gibt es junge Paare, die sich bewusst für viele Kinder entscheiden. „Viele“ heißt in der heutigen Zeiten mehr als zwei – denn in den meisten Familien bleibt es bei maximal zwei Kindern. Die PZ hat sich auf Spurensuche begeben und einer Ahrntaler Großfamilie über die Schultern geschaut.
Zu siebt: die Familie Stocker in St. Peter im Ahrntal. mg
Stefan und Christine Stocker sind mittlerweile Eltern von fünf Kindern im Alter von zehn Monaten bis zehn Jahren. Sie leben mit ihren vier Töchtern und einem Sohn in einem großen, neugebauten Haus in St. Peter im hinteren Ahrntal. Stefan ist von Beruf Geometer in der Gemeinde Sand in Taufers. Seine Frau hat bis zur Geburt des dritten Kindes als Sekretärin gearbeitet. Jetzt ist sie Vollzeitmutter und „ausgebucht“, wie sie selber sagt. In einigen Jahren, wenn die Kinder älter sind, möchte sie aber wieder in ihren Beruf einsteigen, sofern es sich mit der Familie verbinden lässt.
Bewusste Entscheidung
„Ich wollte immer mindestens zwei und maximal vier Kinder. Schlussendlich sind es fünf geworden“, lacht Christine Stocker, die selber als älteste von fünf Geschwistern frühzeitig mit dem “Kinzn“ in Kontakt gekommen ist. Ihr Mann hat einen Bruder, der 16 Jahre jünger ist, und hat deshalb lange den Status eines Einzelkindes genossen. Sie waren mit 23 bzw. 24 Jahren noch relativ jung, als sie geheiratet und mit der Familiengründung begonnen haben. „Mehr oder weniger geplant“, lautet die Antwort des jungen Vaters auf die Frage nach der Kinderanzahl.
Neben der Großfamilie sind beide noch sehr aktiv im Vereinswesen tätig. Christine ist Zweigstellenleiterein des Familienverbandes und war bis vor drei Jahren noch bei der Musikkapelle Sand in Taufers aktiv. Ihr Mann ist ebenfalls Musikant in Sand in Taufers, nebenbei noch Stabführer, Obmannstellvertreter und Notenwart. Seine Aufgabe als Bezirksschriftführer des VSM hat er mittlerweile beendet. Der Zeitaufwand war schlicht zu groß - ist er doch auch noch im Gemeinderat und verschiedenen anderen Gremien vertreten. Für seine Tätigkeit als Jäger und Revierleiter von St. Peter nimmt er sich aber trotz allem noch die Zeit. Das ist für ihn Leidenschaft und Ausgleich in einem.
PZ: Wieviel Zeit bleibt neben den Vereinstätigkeiten noch für die Familie?
Stefan Stocker: es ist alles eine Frage der Organisation. Bei uns in der Küche hängt ein großer Kalender als Familienplaner. Natürlich bleibt viel an meiner Frau hängen. Ich bin untertags bei der Arbeit und abends oft bei Sitzungen. Ich versuche aber sie zu unterstützten und zu entlasten, wo es möglich ist.
Welches ist das größte Problem mit fünf Kindern?
Christine Stocker: was am meisten fehlt, ist eindeutig die Zeit. Oft würde eines der Kinder eine individuelle Betreuung oder etwas mehr Aufmerksamkeit wünschen. Doch das ist nicht immer möglich. Die Kleinste beansprucht mich momentan am meisten und so bleiben die Bedürfnisse der Größeren manchmal auf der Strecke. Andererseits werden sie dadurch viel selbständiger und unabhängiger. Dies ist auch von Vorteil für das spätere Leben.
Eure Kinder haben alle Namen, (Magdalena, Markus, Michaela, Marlies und Maria) die mit „M“ beginnen-. Gibt es dafür einen besonderen Grund?
Stefan Stocker: Bei den ersten drei Kindern war es reiner Zufall. Und bei den nächsten haben wir uns gedacht, dass wir einfach dabei bleiben möchten. Zumal wir immer „normale“ und im Tal gebräuchliche Namen wollten.
Habt ihr eigentlich noch Zeit füreinander?
Christine Stocker: Die ist schon knapp, aber dafür genießt man die gemeinsamen Momente dann umso mehr. Und die Kinder werden ja größer und selbständiger, dann kommt die Zeit ja wieder. Wir unterstützen uns gegenseitig bei den verschiedenen Aufgaben – auch in den Vereinen – und stärken damit das Zusammengehörigkeitsgefühl. Meine Antwort auf die Frage:“ wie geht’s“ lautet meistens: „Geht schon, sonst geht’s halt mal rund…“ (lacht).
Wie waren die Reaktionen eures privaten Umfeldes auf den Kindersegen?
Stefan Stocker: Unterschiedlich: manche äußern sich sehr positiv und bewundernd („schön, dass es das auch noch gibt“), andere waren eher skeptisch („das ist aber viel Arbeit,…“). Interessant sind auch die Blicke jener, die nichts sagen…
Christine Stocker: Ein bisschen ist man dann aber schon stolz auf die Familie, dass wir es gemeinsam schaffen.
Und irgendwie geht’s immer, wenn‘s zwischendurch auch mal nicht so gut geht! Einen wichtigen Aspekt möchte ich aber noch hervorheben: Das Einzige was unserer Ansicht verbesserungswürdig wäre, ist die Absicherung einer Vollzeitmutter, was die Rente betrifft. Momentan gibt es eigentlich keine Alternative. Entweder man geht arbeiten und hat somit die Rentenversicherung, ober man bleibt zu Hause bei den Kindern und schaut diesbezüglich durch die Finger.
Interview: Monika Gruber