Strömender Regen konnte heuer  die vielen Teilnehmer des Bittganges von Prettau nach Ehrenburg nicht abhalten, diese schöne Tradition zu pflegen. Die gesamte Strecke hin und zurück umfasst immerhin 108 Kilometer. Dennoch reihten sich auch heuer wieder viele Männer in den Pilgerzug ein. Frauen dürfen nicht mit.

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Begleitet von den Schützen                 Franz Künig

Schon seit über 500 Jahren pilgern alljährlich im Mai die Gläubigen zur Kornmutter nach Ehrenburg, das durchschossene Kreuz aus der Heilig-Geist-Kirche mittragend. Der Legende nach wurde seinerzeit das Bild der Maria von einem Hochwasser mitgerissen und erst bei Ehrenburg wieder gefunden.  Seitdem steht es dort und die Pilger gehen betend zu ihrer Kornmutter, begleitet vom wunderschönen vierstimmigen Gesang der Vorbeter. 

Der Ablauf des Bittgangs ist genauestens vorgeschrieben und Änderungen daran dürfen nur in Absprache mit dem Komitee durchgeführt werden. Jede Kirche entlang der Strecke wird aufgesucht, einige auf dem Hinweg, die anderen auf dem Rückweg. Im Gotteshaus von St. Johann wird um vier Uhr morgens die erste Heilige Messe gelesen, zu der sich auch viele andere Gläubige einfinden. In anderen Kirchen wird zu einer kurzen Gebetsandacht innegehalten.
Traditionell werden die Pilger verpflegt. Von Gastwirten, die diesen Brauch von ihren Vorfahren übernommen haben, aber auch von Privatpersonen, welche die Betenden entlang der Strecke mit Erfrischungen, Süßigkeiten und Imbissen versorgen. 

 

Genaue Vorgaben

Das Kreuztragen obliegt der Familie Innerbichler vom Götsch aus Prettau. Diese Aufgabe haben die Söhne von ihrem Vater übernommen und geben sie an ihre männlichen Nachkommen weiter. Die Pilgerfahne wird schon seit fünfzehn Jahren von Helmuth Lechner aus St. Peter dem Pilgerzug vorangetragen.  

Tradition wird großgeschrieben bei diesem Bittgang. Für manche ist es gar der Höhepunkt im Jahr. Der älteste Teilnehmer hatte die acht Jahrzehnte schon überschritten, der jüngste hat heuer mit knapp dreizehn Jahren die Strapazen auf sich genommen.
Früher – so erzählt man sich – waren auch Frauen zur Wallfahrt zugelassen. Allerdings soll es danach in Ehrenburg zu „Zwischenfällen“ gekommen sein. Darauf wurde reagiert. Um diese „Zwischenfälle“ zu vermeiden, hat man dem weiblichen Bevölkerungsanteil die Teilnahme einfach verboten.

 

Strapatzen

Schwer gehen die Pilger auf dem Heimweg, wenn sie nach Hinweg und kurzer Nacht betend durch die Dörfer ziehen, ehrfurchtsvoll begrüßt von den Daheimgebliebenen. Nach einer Strecke von insgesamt 108 Kilometern ist der Schritt nicht mehr so leicht und beschwingt wie beim Start.  Das kann man sich auch lebhaft vorstellen. 

Und noch etwas ist auffallend: Jedes Jahr werden es eher mehr als weniger Pilger, die sich dieser Herausforderung stellen. Manch einer fährt sogar von Bruneck mit dem Auto nach Prettau, um die ganze Strecke zu bewältigen. Ob aus rein sportlicher Sicht oder aus gläubiger Überzeugung - es ist immer wieder schön, wenn alte Bräuche und Traditionen weitergetragen werden und am Leben erhalten bleiben. 

mg

 

 

 

 

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